A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 35-36. (1997)
BALASSA Iván: Hagyományos időjóslás, időmágia Magyarországon a 18-20. században
TRADITIONELLE WETTERVORHERSAGE, WETTERMAGIE IN UNGARN IM 18-20. JAHRHUNDERT Der erfolgreiche, ertragsreiche Ackerbau wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Unter diesen sind die Bodenqualität, die Qualität des ausgesäten Samens, der investierten Arbeit und selbstverständlich das Wetter sehr wichtig. Mit diesem letzteren befasste sich die Agrargeschichte, Agrarethnologie verhältnismäßig wenig, obwohl Trockenheiten, Stürme und Hagelwetter alle Bemühungen zunichte machen und die gut entwickelte Frucht vernichten können. Gerade deshalb bemühten sich die Bauern seit frühesten Zeiten, die Witterung zu erforschen und deren Schicksalsschläge teils durch praktische und teilweise mit magischen Mitteln zu verhindern. Die Wettervorhersage der Bauern setzte sich aus sehr vielen Elementen zusammen. Die meisten waren örtliche Beobachtungen und die Häufigkeit ihrer Wiederkehr. Solche waren oft auf größeren Gebieten bekannt, wie der nahe oder entfernte Klang der Töne, die Aenderung des Luftdruckes und der Luftdichte. Unter den verwickelten Elementen nahmen die mittelalterlichen Prognosen einen wichtigen Platz ein, die vom 12-13. Jahrhundert an in Europa die Rolle des Kalenders einnahmen. In Ungarn sind diese seit dem 15. Jahrhundert bekannt und verschmolzen später mit den Kalendern. Die Prophezeiungen kamen oft in Versen vor und können noch Jahrhunderte später im volkstümlichen Gebrauch entdeckt werden. Die über den Bergen erscheinenden Wolken sagen an vielen Orten Regen voraus. Es kann auf eine Wetteränderung geschlossen werden, wenn die Glocken eines entfernten Dorfes nahe klingen. Es wird Wind angezeigt, wenn die Sonne rot in einer Wolke untergeht. Starker Wind kann dann erwartet werden, wenn das Vieh unruhig ist und die Krähen hoch fliegen. In Südungarn sind solche Vögel bekannt, die mit ihrem Ruf als Vorboten von Stürmen gelten. Regen wird angezeigt, wenn die Schwalben nahe dem Wasserspiegel fliegen und die Ameisen auch an solchen Stellen emsig sind, wo sie sonst nicht vorkommen. Der Maulwurf gräbt kräftig, der Regenwurn kriecht aus der Erde und die Frösche quaken laut. Beim Geflügel sind die Hühner und Enten nicht nur gegen Witterungswechsel empfindlich, sondern kündigen auch Erdbeben vorher an. Die Zahl der Beispiele kann bis ins Unendliche fortgesetzt werden und die meisten sind bereits im 18. Jahrhundert, ja sogar noch früher nachweisbar. Aus den am Himmel auftauchenden Erscheinungen zog der Landmann gar viel Schlußfolgerungen. Im Zusammenhang mit der Sonne werden viele Dinge durch deren Auf- und Untergang verraten. Wenn sie aus den Wolken zurückblickt, dann wird es am nächsten Tag bestimmt regnen. Nach einer Sonnenfinsternis bleibt ein großer Sturm gewiß nicht aus. Wenn Mond und Sonne zur gleichen Zeit am Himmel stehen, darf nicht gesät werden, weil dann die Ernte kaputtgeht. Wenn der Mond bereits am Nachmittag auftaucht und einen großen Hof hat, dann verspricht dies einen anhaltenden, oft 40 tagelangen Regen. Wenn die Sterne strahlen und funkeln, bedeutet das gutes Wetter, wenn sie aber leicht zittern oder gerade von einem dunstigen Kreis umgeben sind, bleibt der Regen kaum aus. Die mit dem Regenbogen zusammenhängende Wettervorhersage kann in vielen Fällen schon in der Bibel gefunden werden. Wolken, Gewitter und Hagel bringt der auf einem Drachen reitende Wetterzauberer und richtet damit sehr großen Schaden an. Der Schwanz des Drachen reißt sogar die Erde auf und der ihm folgende Hagelguß vernichtet alles. 593