A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 28-29. (1991)
VÉGVÁRI Lajos: A típus átalakulása maszkká (Német nyelven)
voll mit den „die Bürger ärgernden" romantischen Künstlern. Zu Ensors Zeit hat der Maler von den gutangezogenen Bürgern Angst. Ihren Umzug betrachtet er als Demonstration schrecklicher Masken. Ein fast nie vergehendes Entsetzen bietet das Bild „Der Schrei" (Abb. 10) von Munch. Die Kreatur auf der Brücke wird von den Kräften der Luftkreise fast zusammengepreßt, es gibt keinen anderen Ausweg als den Sturz in die Tiefe. In dieser Situation wird das Gesicht der Frau zu einer Totenmaske. Bei Munch ist das Dasein der Persönlichkeit mit seiner eigenen Maske identisch - Ironie , wie auf Ensors Bildern , spielt keine Rolle mehr. Der zur Maske gewordene Mensch ist zur Vollkommenheit nicht mehr fähig. Er kann aus den Beschränkungen der äußeren Bedingungen und seiner gesellschaftlich bestimmten Existenz nicht mehr ausbrechen. Er hat den freien Willen, der aus Gottes Gnaden kam, verloren, nämlich jene spezifische Situation, die trotz ihrer theologischen Gebundenheit diese Möglichkeit geboten hatte. Diese Erkenntnis des tragischen Daseins führte zum Expressionismus; der Mensch hat seine transzendente Würde verloren und stürzt in die Sphäre der geistlosen Materie. Diese Tragik ist auch auf Kirchners oder Noldes Menschendarstellungen wahrnehmbar. Die Aussage durch die Maske hat auch einen anderen Weg im 19. Jahrhundert. Das prägnanteste Beispiel dafür ist Picassos „Les Demoiselles d' Avignon" (Abb. 11). Dieses Gemälde sollte ursprünglich eine Sittenpredigt unter dem Einfluß der spanischen Moralität des 17. Jahrhunderts werden. „Die Töchter der Sünde" bringen die in die Kneipe eingekehrten Matrosen in Versuchung. Während Picasso das Bild malte, gab er die genreartige Vorstellung auf und bemühte sich, die auf die Welt wirkenden dämonischen Kräfte auszudrücken. Dazu diente als Vorbild Grecos Gemälde „Das Aufbrechen des fünften Siegels", das er zusammen mit einem Freund, mit dem Kunsthistoriker Utrillo, entdeckte. Bezüglich der Komposition beeinflußte ihn Ingres Tonde, „Das türkische Bad". Von dort entlehnte er die stehenden Frauenfiguren, die trotz ihrer eckigen Formen als „Aphrodite" zu deuten sind. Die linke Seite des Bildes erinnert an Grecos Hauptmotiv. Auf der rechten Bildseite schauen zwei Maskentragende aus den zerissenen Vorhängen hervor. Das Abbild der sitzenden Gestalt von Ingres trägt ebenfalls eine Maske. Picassos Maske erinnert uns nicht an die traditionellen Formen der europäischen Kunst. Nach der Überlieferung hatte Picasso dem Rat von Matisse folgend die afrikanische Sammlung des Trocadero studiert. Er soll zur Überzeugung gekommen sein (wie der französische Kunsthistoriker Ehe Faure behauptete), eine polinesische Maske drücke ihre eigene Welt besser aus als Michelangelos Werke das Weltbild der Renaissance. Zur Zeit der angstvollen Wertverluste, die eine Quelle der in Eifer geratenen Avantgardisten war, entdeckte Picasso den Dämon in der afrikanischen Kunst, die Mystik der Urreligion, den Glauben, den auch Gaugin suchte, aber nur noch „auf europäische Weise" nachempfinden konnte. Picasso hat in den Masken die unvertilgbare Kraft des schaffenden sowie des zerstörerischen Lebens gesehen. Davon ermutigt, gestaltete er spezifisch das Antlitz seiner maskentragenden Kreaturen. Vielleicht ist die Feststellung kein Irrtum: Der Künstler ist dem Wissenschaftler vorangegangen! Picasso hat vor Freud den Dämon in den menschlichen Seelentiefen erkannt und die Urmythologie der Jungschen Archatypon-Theorie vorgeahnt. Das Bild „Les Demoiselles d' Avignon" wurde bahnbrechend. Mit seiner dramatischen Version begann die große künstlerische Umgestaltung des 20. Jahrhunderts, die den Kult der Maske allgemein machte. Die Mehrheit der Künstler hat sie als mythologischen Deutungsträger verwendet. Schöne Beispiele bieten dafür Paul Klees mehrere Werke, u. a. die „Maske" (Abb. 12). Es ist feststellbar, daß die Maske in der modernen Kunst an die Stelle der in den früheren Kunstetappen vorherrschenden Typus-Darstellungen trat. Diese Funktionswandlung ist vor allem so zu erklären, daß die feste Weltordnung aufhörte, die einst 597