Veres László: Magyar népi üvegek (Borsodi Kismonográfiák 28. Miskolc, 1989)
Adels im XVII-XIX. Jahrhundert erbauten Glashütten überzogen die gebirgigen Gegenden Ungarns mit einem dichten Netz. Im XVIII. Jahrhundert wurden 32, im XIX. Jahrhundert 56 Glashütten im Lande neugegründet. Die ersten Glashütten wurden in Transsylvanien in den fürstlichen Gütern eröffnet. Gábor Bethlen rief im Jahre 1619 aus dem bei Venedig gelegenen Murano italienische Glasmacher ins Land, die in der Hütte Porumbák ihre Tätigkeit aufnahmen. Die kaum ein Jahrzehnt dauernde Arbeit der italienischen Meister zeigte sich als ausreichend dafür, daß die ungarischen und rumänischen Leibeigenen von Transsylvanien sich die grundlegenden Kenntnisse der Glasherstellung aneigneten und in den später gegründetlen Hütten unter Anleitung der polnischen, deutschen und böhmisch-mährischen Meister die nötigen Arbeitskräfte stellen konnten. In Transsylvanien konzentrierten sich die volkstümliches Glas fertigenden Glashütten auf drei gut voneinander abzugrenzenden Gebieten. Sie befanden sich entlang des Flusses Olt, im Gebiet der Szekeler und an der Grenze des geschichtlichen Transsylvanien. Im XVIIXIX. Jahrhundert fertigten gleichzeitig 5-7, später 10-12 Glashütten in abwechslungsreicher Form und Funktion ihre Produkte. Ausdruck des großen Formenreichtums ist, daß am Ende des XVII. Jahrhunderts schon mehr als 30 verschiedene Produkttypen hergestellt wurden. Die Traditionen der venezianischen Glasherstellung lebten auf ungarischem Gebiet in Transsylvanien am stärksten. Die Schönheit der durch den venezianischen Einfluß entstehenden elegant geformten Glaswaren wurde durch die Habán-Wirkung nur noch verstärkt. Die am Ende des XVI. Jahrhunderts aus Südtirol und Norditalien vertriebene Glaubenssekte, die Anhänger des Anabaptismus, haben sich unter anderem auch in Transsylvanien niederlassend eine entwickelte Töpferindustrie zustande gebracht. Die Habán-Töpfer überzogen die in den Hütten hergestellten Glasartikel mit einer Bleiglasur und malten mit verschiedenen Metalloxiden Verzierungen auf die Gefäße. Zu den schönsten Stücken der volkstümlichen Glaswaren aus Transsylvanien gehören die von den Habán verzierten kobaltblauen birnenförmigen Krüge und Kannen, die meist Jahreszahlen tragen. In Hinsicht auf die Zahl der Glashütten hat sich in Oberungarn die bedeutendste ungarische Glasindustrie herausgebildet. Bei den Gründungen der 144