Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 28 (1983) (Pécs, 1984)

Régészet - Szabó János Győző: A keleti kereszténység egyik ismertetőjegye temetkezéseinkben

96 SZABÓ JÁNOS GYÖZÖ als auch in Noricum und Raetia die in den Punkten 2-4 bezeichnete Handhaltung durschnittlich mit 30-40%-igen Häufigkeit vor. (Die Handaltungen von 5a-5b sind selten). Unseren Kenntnissen nach erfolgten die Bestattungen in Nordgallien und in Germania Inferior - im Kern des späteren fränki­schen Reiches - auch in der spätrömischen Zeit überwiegend mit gestreckten Armen. Der Verfasser läßt sich einerseits mit alldenen in eine Debatte ein, die bei den römerzeitlichen Bestattungen der Haltung der Arme keine Bedeu­tung beimessen und von einer Zufälligkeit spre­chen. Anderseits auch mit jenen, die betonen, daß die Beigabenlosigkeit das wichtigste Kennzeichen für das römische Chritentum im 4. Jh. wäre. Die von I. Bona, V. Lányi vertretene dynamische Kon­zeption ist der einzige gangbare Weg. Der Verfas­ser zieht eine Parallele zwischen der eigenartigen Verringerung, die sich in der Ausstattung mit Bei­gaben der pannonisch-römischen Bestattungen des 4-5. Jhs. und der ungarischen Bestattungen des 10-11. Jhs. nachweisen läßt. In beiden Zeitaltern nahm die Proportion der Beiganbenlosigkeit zuerst in den Männergräbern, später bei den Frauen und zuletzet bei den Kindern zu. Während man aber die Kinderbestattungen des 4-5. Jhs. überwiegend mit gestreckten Armen vornahm, ist in den Friedhöfen des Karpatenbeckens des 10-11. Jhs. (wo eine 30%­ige oder noch höhere Proportion der Armhaltungen orientalischechristlichen Charakters zu verzeichnen ist) bei den Kinderbestattungen die Handhaltung mit einer den Erwachsenen ähnlichen Proportion vorgefunden worden. Dieser Unterschied ergibt sich vermutlich daraus, daß die Sitte der Kindertaufe im 4-5. Jh. in gewissen Provinzen noch nicht sehr verbreitet war und das Christentum der Erwachse­nen noch nicht völlig verdrängt hatte. Der Verfasser analysiert im weiteren die Wurzeln und die Entwicklung der römerzeitlichen kultischen und Huldigungsgesten. Er weist darauf hin, daß von diesen nur jene in die liturgische Praxis der Kirche und im Zusammenhang damit in das Riten­material der Bestattungen in den frühchristlichen Zeiten aufgenommen wurden, die die mediterra­nische Welt ihr eigen nannte (zB. die orante Hand­haltung, auf der Brust gelegte Hand, auf der Brust gekreuzte Hände), oder die am Ende des 3. Jhs. die römischen Kaiser aus Persien eingeführt haben (verschränkte Arme-verhüllte Hände). Die Unter­schiede zwischen der östlichen und der westlichen Hälfte des Reiches waren vieler Hinsicht schon vor der Kaiserzeit vorhanden und blieben auch weiter­hin erhalten. Es ist schon allgemein bekannt, daß zur Mitte des 10. Jhs. ließen sich Termacu (Tormás), ein Fürst aus dem Árpádenhaus sowie der im Rang dritte sodann zweite höchste Würdenträger in Kon­stantinopel taufen. Die Frau des ersten getauften ungarischen Großfürsten (Géza) und der Schwieger­vater von Géza wurden gleichfalls im byzantini­schen Christenglauben erzogen. Das byzantinische Christentum nahm auch Ajtony, ein Zeitgenosse des Königs István I. (d. Hl.) und allmächtiger Herr der Teiß-Maros-Temesgegend an, der ein griechisches Monasterium stiftete. In Transdanubien sind uns aus der Zeit unseres ersten Königs zwei griechische Klöster bekannt (Veszprémvölgy, Dunapentele) . Und das ist nicht alles. Man muß auch mit den landnehmenden Ungarn eingewanderten orienta­lisch-christlichen Alanen (Kabaren) rechnen, ja auch die religiöse Kontinuität der Urbevölkerung Trans­danubiens in Betracht zeihen, also die jenigen „Sek­ten", welche in karolingischen Geschichtsquellen erwähnt wurden. - Der Verfasser sich auf alljenige Daten stützend hatte im Zusammenhang mit dem Thema seine Forschungen vollzogen. Die Ergebnisse faßt er in Folgenden zusammen: 1.) Die aus den erwähnten Proportionen des Ausstattung mit Beiga­ben gezogene Schlüsse standen in Einklang mit dem aus den Proportionen der Handhaltungen beurteil­baren Christianisationsgrade. 2.) Bei den beobach­teten Gräbern der einzelnen Friedhöfe sind die ri­tuellen Handhaltungen zu mehr als 35% nicht vor­genommen. 3.) Der Fundreichtum ist im 10. Jh. ein von dem Christianisationsgrade unabhängiger Fak­tor und weist auf die Vermögensverhältnisse der Gemeinschaft hin. 4.) Der Charakter der byzantini­schen Bekehrung ist mosaikartig; er dürfte in je einer größeren Gemeinschaft auf einige christliche Familien, ferner auch auf die Nachbarschaft von christlichen und heidnischen Stammesgebieten hin­gewiesen haben. 5.) In der ersten Hälfte des 11. Jhs. können wir mit der raschen Verminderung der Rolle der orientalisch-christlichen Handhaltungen rechnen. Da die archäologische Erforschung des orientali­schen Christentums in Ungarn noch kaum in Gang gesetzt wurde, gibt es verständlicherweise viele Be­denken und ungelöste Probleme. Es ist zum Bei­spiel schwer zu erklären, falls in den Friedhöfen des 10. Jhs. nur vereinzelte (bzw. unter 5% stene­de) Bestattungen mit orientalisch-christlichen Hand­haltung erscheinen. Eine ähnliche Erscheinung kann auch in einigen awarischen Gräberfeldern beobach­tet werden. Zur archäologischen Untersuchuug des Charak­ters und des Einflusses des orientalischen Christen­tums ergeben sich in unserem Land größere Mög­lichkeiten, als wir es am Anfang der Forschungen gedacht haben. L. Selmeczy hat in Jászberény­Négyszállás den in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. belegten Friedhof der ersten Generation der aus dem Nordkaukazus hier angesiedelten Jaßen(Osse­ten) erschlossen. Ihr orientalisches Christentum steht außer Zweifel und bei mehr als 90% ihrer

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