Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 23 (1978) (Pécs, 1979)
Régészet - Kárpáti Gábor: Középkori kutak Pécsett I.
184 KÁRPÁTI GÁBOR b) Der teils mit der vorherigen Gefässgruppe gleichaltige doch auf eine spätere typologische Entwicklungsepoche deutende Charakterzüge aufweisende Gefässtyp kann auf den Anfang des XIII. Jahrunderts datiert werden. Die Farbe der aus mit Quarzkörnern vermagertem Leim auf der handgetriebenen Töpferscheibe hergestellten Gefässe (Töpfe) ist, nachdem sie ausgebrannt wurden, graubräunlich oder schwarzgräulich. Ihr Rand ist die einfache Variante des doppelgegliederten Randes bzw. die Übergangsform des Kragenrandes. Die äussere Oberfläche der Gefässe ist im allgemeinen auch noch nach dem Nachglätten rauh. An der Innenfläche sind die Spuren der Wursttechnik festzustellen. Auf der Unterseite der Gefässe kann man das Unterstreuen feststellen. Die wenigen verzierten Exemplare haben Wellenlinien oder Schneckenlinien bzw. gerade Linien eingeritzt. c) Die späteren Varianten der im Abschnitt b) behandelten Gefässe wurden schon an der Schnelltöpferscheibe hergestellt. Doch die Veränderung der Technologie hat die Umänderung der Gefässe nicht mit sich gebracht, denn die Form entsprach ihrer Funktion. Diese Kochgeräte sind für lange Zeit ständige in ihrer Form fast unveränderte Stücke der Küchenausrüstung. Dass sie von nun an auf der Schnelltöpferscheibe hochgezogen wurden, hatte nur die Verdünnung der Gefässwände und das bessere Ausbrennen zur Folge. Sie sind hellgrau und beim Klopfen geben sie einen metallischen Klang. Sie gehören wahrscheinlich zu einem Gefässtyp, der während des ganzen Mittelalters sehr verbreitet war. Manchmal wurde der Schulterteil des Gefässes mit rippenartigem Anfang betont. d) Im Fundmaterial der Brunnen erscheinen rote und gelbe, doppelt gegliederte oder abgerundete mit Rippen versehene Gefässe, im XIX. Jahrhundert hergestellt, nur selten. e) Ein wesentlich Teil des Fundmaterials ist der neue Gefässetyp, der im XV. Jahrhundert erscheint. Wertvolle Andenken des örtlichen Töpfergewerbes sind die mit Keilritzen verzierten Ofenkacheln und die örtlich hergestellten Gefässteile mit imitierten Majolikaverzierungen. f) Wenn man die Zusammensetzung des Materials der in den Brunnen gefundenen Teile untersucht, is est schon im ersten Moment auffallend, dass aus Österreich importierte Gefässe fast völlig fehlen. Dasselbe kann man in sehr vielen Fällen auch bei den Fundrettungen in der Innenstadt feststellen. Neben der von den örtlichen Töpfermeistern am meisten benutzten mit Quarz gemischten und nach der Ausbrennung grauen Keramik, erschein im XIV., XV. und XVI. Jahrhundert auch rote und gelbe Keramik in bedeutendem Masse. Die von den Wohlhabenderen gekaufte importierte Tischkeramik wirkte sich auch auf die örtliche Keramik aus. 6. Die Glassgefässe, die in den Brunnen gefunden wurden, stammen aus Importen. Die doppelkonischen Flaschen und das Glas, die aus dem Brunnen in der Déryné Strasse stammen, sind venediger Abstammung. Den Erzeugungsort der stark gegliederten doppelkonischen braunen Flaschen, die aus dem Brunnen am Szent István Platz stammen, können wir nicht bestimmen. Die in den Brunnen gefundenen importierten Gegenstände sind ein Beweis für den die Stadt Pécs berührenden internationalen Handel. Die zu den billigeren Luxusgegenständen gehörenden Majolika Ziergefässe sowie die Glasgegenstände des Tischservices aus Venedig stammen aus italienischen Importen. Das fast fehlerfreie sechshenklige Lostice-er Glas ist aus Nordmähren importiert worden. Wir kennen den Herstellungsort der doppelkonischen Glasflaschen nicht. Der Mangel der österreichischen Keramik ist deswegen verstehbar, da diese Waren auf dem Wasserwege transportiert wurden. Die im Brunnen der Déryné Strasse gefundenen türkischen Gegenstände deuten auf die Veränderung der Kultur der Stadt und den Anfang der türkischen Unterjochung an.