Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 20-21 (1975-76) (Pécs, 1977)

Történettudomány - Szakály Ferenc: Schreiber Farkas pécsi bíró (1527–1542)

100 SZAKÁLY FERENC wohner einen auf handwerkliche Beschäftigung hinweisenden „Familiennamen" führten. Auffallend viele Angaben bezeugen die wichtige Rolle Fünfkirchens im Fernhandel. Bereits im 16. Jahrhundert tauchten in der Stadt Großhändler — Unternehmer („institores") auf, und es läßt eindeu­tig auf den Charakter Stadt als Transithandelskno­tenpunkt schließen, daß sich dort im 15. Jahrhun­dert „Fremde" — Italiener, Reichsdeutsche bzw. Deutsche aus Österreich — angesiedelt haben, de­ren Erscheinen in den ungarländischen Städten re­gelmäßig überall auf die Bedeutung des Durchfuhrhandels hinweist. Die bedeutendste Min­derheit der Stadt, deren Einwohnerschaft über­wiegend aus Ungarn bestand, bildeten die Deut­schen; die deutschsprachigen Bürger Fünfkirchens hatten verwandschaftliche Beziehungen zum deut­schen Patriziat der ungarländischen Städte, manche Ansiedler (vor allem Wiener) verfügten über eine Doppelbürgerschaft. Für die Verbindungen der Stadt mit dem Aus­land, bzw. — für ihr Entwicklungsniveau — ist charakteristisch, daß sehr viele Fünfkirchner an der Prager, Wiener, Krakauer Universität, an italienischen Universitäten, sogar auch an der Pa­riser Universität studierten. Auf der — aufgrund der Zahl der zwischen 1440 und 1514 an der Wiener und Krakauer Universität inskribierten Studenten verfertigten — Rangliste der ungarlän­dischen Städte nimmt Fünfkirchen den elften Platz ein und überflügelt damit eine Reihe der blühen­den königlichen Freistädte, der sächsischen Städte und Bergstädte. Nach Waitzen, Stuhlweißenburg und Pest zogen die meisten Menschen aus Fünf­kirchen nach Ofen. Die ruhige Lage des südlichen Transdanubien war zwar vom Anfang des 15. Jahrhunderts an durch die türkischen Streifzüge oft gefährdet, doch übte dies — wie man darauf aus der sich gleich­mäßig verteilenden Zahl der die Universität Bezie­henden schließen kann — keine störende Wirkung auf die Entwicklung der Stadt aus. Umso schwerer war also der Schlag, den Fünfkirchen in den ers­ten Septembertagen des Jahres 1526 erleiden mußte; die Bürgerschaft öffnete den Streifern des in der Schlacht bei Mohács (29. August 1526) siegreichen Sultans die Stadttore, die Türken trie­ben die Einwohner zusammen, metzelten alle nie­der und steckten dann auch die Stadt in Brand. (Die Bischofsburg konnte der Vernichtung entge­hen.) Der Sultan ließ aber damals noch keine Gar­nison in Fünfkirchen zurück. Obwohl die Stadt in Trümmern lag, kehrten ihre Bewohner, die den Türken hatten entfliehen kön­nen, bald in ihre verwüsteten Heime zurück, es gibt sogar Zeichen dafür, daß die Stadt an der Wende des Jahres 1526 zu 1527 schon wieder ziemlich dicht bevölkert war. Die Einwohner Fünf­kirchens haben sich im Streit der beiden Gegen­könige — János Szapolyai und Ferdinand von Habsburg, — auf die Seite Ferdinands gestellt und versuchten seine Sache aktiv zu unterstützen (Jovan Cerni, der Anführer der Südungarn besetzt hal­tenden serbischen Truppen wurde zum Beispiel mit der Hilfe eines Fünfkirchner Bürgers, des Groß­händlers Márton Boltos, auf die Seite Ferdinands gezogen.) . Nachdem die Truppen Ferdinands im Sommer 1527 Szapolyai nach Siebenbürgen zurückgedrängt hatten, ließ sich Ferdinand am 3. November 1527 in Stuhlweißenburg zum ungarischen König krö­nen. Auf dem Krönungsfest ließ sich auch der Senat Fünfkirchens vertreten. Den Delegierten der Stadt gelang es zu erwirken, daß der habsbur­gische Herrscher alle Privilegien bestätige, die Fünfkirchen noch von Wladislaus II. erhalten hatte und die später auch vom König Ludwig II. bes­tätigt wurden. Ferdinand erließ in seiner am 6. Februar 1528 in Ofen ausgefertigten Urkunde, daß die Steuereinnehmer von den Bürgern Fünfkirchens als Landsteuer nur eine ermäßigte, feste Summe einsammeln sollen; wenn der Landtag den Land­bewohnern je nach Toren 1 Forint auferlegt, so müssen die Fünfkirchner 200 Forint in einer Summe bezahlen, wenn aber die Steuer in 50 De­nar bemessen wird, so müssen sie eine Summe von 100 Forint bezahlen. Er verordnete, daß die Be­wohner der Stadt die Differenz zur Ausbesserung der beschädigten Mauern der Stadt verwenden sollen (s. Anhang, Nr. L). Die Fünfkirchner setzten aber beim König am 18. Februar 1528 einen neuen Privilegbrief durch, in dem letzterer die Stadt für zwölf Jahre von allen Landsteuern befreite, damit die Bürger noch größere Summen auf die Befes­tigung der Stadtmauern verwenden können. (Der Steuererlaß bezog sich natürlich nicht auf die nach den Fundi den Grundherren — dem Bischof von Fünfkirchen und dem Kapitel — zu entrichtenden Steuern.) Auf dem Stuhlweißenburger Krönungsfest taucht zum erstenmal in unseren Quellen als Leiter der Delegation der Stadt und derjenige, der die Bes­tätigung der Privilegien durchgesetzt hat, der Stadtrichter von Fünfkirchen Wolfgang Schreiber, mit anderem Namen Wolfgang Kochom (Kochaim, Kocheim) auf. Schreiber stammte aus einer reichs­deutschen adligen Familie („in partibus Germanie nobili quidem ortum sanguine"). Offenbar hatte sich seine Familie schon früher in Fünfkirchen angesiedelt und Ansehen und Vermögen verschafft, sonst wäre es ja kaum vorstellber, daß der damals höchstens 25—30 Jahre alte Wolfgang in diesen kritischen Zeiten zum StadtricEter gewählt worden wäre. Als das Heer des Sultans 1529 wieder am öst­lichen Rande des südlichen Transdanubien, um die

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