Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 19 (1974) (Pécs, 1977)
Régészet - Maráz, Borbála: Chronologische Probleme der Spätlatenezeit in der Südtiefebene (Südost-Ungarn)
116 BORBÁLA MARÁZ tikén Auktorén und aus den Münzfunden bekannten Siedlungsgebiet der Boier sowohl vor als auch nach ihrer Wanderung vorkommen, aber genauso und zum selben Zeitpunkt konnten auch die anderen keltischen Stämme des Karpatenbeckens diesen Schmucktyp benutzen (da wir nich sagen können, welche Funde und Fundorte an die Zeiten vor und nach der Wanderung der Boier geknüpft werden können). (Abb. 7.) Über die drei- und vierbuckeligen Fußringe können wir also — zusammen mit den vorhin beschriebenen Gegenstandstypen — nur so viel sagen, daß sie zu den von der LT C 2 bis zum Ende der LT D Periode gebräuchlichen Typen gezählt werden können und zu so einem Fundhorizont gehören, den bronzene Frauengürtelketten, graphithaltige, kammstrichverzierte Tongefäße, Lignit- und Glasarmringe, spätlatenezeitliche Drahtfibeln und dünne Bronzeketten bilden. 63 Die absolut chronologische Lage der einzelnen Gegenstände dieses Fundhorizontes kann nicht genau bestimmt werden, da sie lange Zeit hindurch (fast 200 Jahre) gebräuchliche Typen vertreten. Die Funde oder Fundorte der LT C 2 und D Perioden können im ganzen Karpatenbecken weder horizontal noch stratigraphisch getrennt werden; die Grenze der beiden Perioden ist nicht scharf abgegrenzt, im Fundmaterial der einzelnen Gräberfelder kann kein Bruch bewiesen werden, woraus wir nur auf ihren kontinuierlichen Gebrauch im II — I. Jh. v.u.Z. schließen können. Aufgrund dieser sieht es ou aus, daß wir an der Wende des II — I. Jahrhunderts v.u.Z. nicht mit der Ansiedlung neuer eroberungslustiger keltischer Volksgruppen rechnen können, genauer: die Folgen der aus der antiken geschichtlichen Literatur bekannter Wanderung der Boier (in unserem Gebiet z. B. die Ansiedlung von Anartes in dem Gebiet von Ost-Ungarn und Siebenbürgen) können nicht im Material der Fundorte der LT C 2-D Periode nachgewiesen werden. Der Grund dafür ist die schon erwähnte Tatsache, daß in der fraglichen Periode die materielle Kultur der ein63 B. Benadik: Grafitová keramika v laténskych hroboch na Slovensku. Slov. Arch. IX. 1961. 175— 208.; В. Benadik: Chronologische Beziehungen der keltischen Gräberfelder in der Slowakei. Slov. Arch. X-2. 1962. 395—396.; J. Füip: Keltövé... 487—488.; J. Füip: Arch. Rozhl. XXIII. 1971. 269—270. — Für das gemeinsame Vorkommen der anderen Gegen Standsformen, mit Ausnahme der drei- und vierbuckeligen Fußringe, als Beispiel: W. Krämer: Reinecke-Festschrift, Mainz 1950. 84—95.; O. Rochna: Germania 39. 1961. 354. — Vlad Zirra hat eine ähnliche Meinung, er datiert aber diesen Fundhorizont und die 3-4buckeligen Fußringe früher ein (LT C, III. und II. Jh. v.u.Z.): VI. Zirra: Dacia XV. 1971. 210—211. zelnen keltischen Stämme des Karpatenbeckens vollkommen einheitlich war. Es sieht so aus, daß das latènezeitliche Fundmaterial der östlichen und der westlichen Seite des Karpatenbeckens am Ende der LT D Periode eine abweichende Entwicklung widerspiegelt: im Gebiet von Ost-Ungarn und Siebenbürgen fehlen vollkommen die Fundorte, die in Transdanubien und im Donau —Theiß —Drau — Save —Zwischenstromland das typische spätlatenezeitliche Material (z. B. gestreift bemalte Keramik) charakterisiert, das zur Zeit der römischen Eroberung und auch noch in den darauf folgenden Jahrzehnten aufzufinden ist und an den Anfang der 50er Jahre v.u.Z. datiert werden kann. 64 Wenn wir das Fehlen der gestreift bemalten Keramik nur mit dem Fehlen der keltischen Bevölkerung erklären würden, dann würde das bedeuten, daß die Kelten Ost-Ungarn und Siebenbürgen in der zweiten Hälfte des I. Jhs. v.u.Z. (vielleicht infolge der Eroberungen der Daker und von Burebista) bereits verlassen hatten. Diesbezüglich verfügen wir aber weder über geschichtliche noch archäologische Angaben ; solche dakischen Funde, die die Periode von 50. v.u.Z. bis zur Ansiedlung der Sarmateri im Gebiet der Tiefebene ausfüllen würden, kamen in der östlichen Hälfte des Karpatenbeckens bis zum heutigen Tag nicht zum Vorschein. 65 Auf die Bewegungen der Daker im I. Jh. v.u.Z. deutet nur eine einzige archäologische Angabe hin: Münzfunde aus der Republikzeit von Körösszakái. 66 So müssen wir die Lösung des Problems anderweitig suchen. In den spätlatenezeitlichen Siedlungen und Oppida von Transdanubien und Jugoslawien kommen neben der gestreift bemalten Keramik noch einige sehr charakteristische und ebenfalls in spätere Zeiten, in die zweite Hälfte 64 Z. B. auf dem Gellérthegy-Tabán, usw. (É. B. Bonis: Arch. Hung. XL VII. 1969. passim), ferner: É. В. Bonis,: Die Siedlungsverhältnisse der pannonischen Urbevölkerung und einige Fragen ihres Weiterlebens. Acta Arch. Hung. XXIII. 1971. 33—39. 65 В. Maráz: Kelet-Magyarország történetének a dák kapcsolatokra vonatkozó ókori forrásai. Szeged 1973. JATE Ókortörténeti és Régészeti Intézet Könyvtára (Diplomarbeit, Manuskript.) — Die grobe, handgeformte Keramik und die sog. dakischen Henkelschalen können nicht mit den Dakern in Verbindung gebracht werden, sondern mit den im I. Jh. u.Z. in der Tiefebene angesiedelten sarmatischen Stämmen, in deren alten Fundmaterial vom südlichen Teil Rußlands diese Gefäßtypen in einer sehr großen Anzahl vorkommen. Demnach kann auch die dakische Theorie von Zsolt Visy bestritten werden. (Zs. Visy: Die Daker am Gebiet von Ungarn. MFMÉ 1970—1. 5— 29.; Zs. Visy: Angaben zur Geschichte der ungarischen Tiefebene im Augusteischen Zeitalter. Acta. Ant. Szeged XIV. 1971. 73—79.) m B. Sey K. : Köztársasági éremlelet Körösszakálról. — Republican Coins Found at Körösszakál. DDMÉ 1966—67. 67—90.