Janus Pannonius Múzeum Évkönyve (1964) (Pécs, 1965)

Régészet - Kiss, A.: Zur Frage der frühmittelalterlichen Weinbaues im Karpatenbecken

DER FRÜHMITTELALTERLICHE WEINBAU 131 verhältnismässig spät erwähnt werden. 16 Daraus folgt, dass hinsichtlich des awaren­zeitlichen Weinbaus vornehmlich die südli­chen Gebiete des einstigen Pannoniens in Be­tracht kamen. Die andere grundlegende Voraussetzung des Weinbaus ist die Kenntnis der Weinrebe. Darüber, ob dies für die Awarenzeit zutrifft, haben wir keine bestimmten Angaben. 17 Weil von den beiden Vorbedingungen des awarenzeitlichen Weinbaus nur das günstige Klima festgestellt werden konnte, muss er­mittelt werden, ob sich im Zusammenhang mit dem Weinbau andere Angaben finden lassen. Bei der Untersuchung, ob in der Awaren­zeit tatsächlich Weinbau betrieben wurde, muss vorerst die Frage beantwortet werden, inwiefern der vorausgesetzte Weinbau mit der uns bekannten Lebensweise der Awaren in Einklang gebracht werden kann. Man war allgemein der Meinung, dass für die Awaren das Nomadenleben und die Grossvieh-Haltung kennzeichend sei. Aus den Quellenwerken, die über die Kampfme­thode der Awaren in der Zeit nach ihrer Landnahme (568—620) berichten, 18 und aus den ethnographischen Kenntnissen über die Lebensweise der in trockenen, innerasiati­schen Gebieten lebenden Völker, 19 wurde auf die Beschäftigung und die Lebensform der Awaren gefolgert; das über ihre Kriegfüh­rung gewonnene Bild wurde auch auf die spätawarenzeitliche Bevölkerung übertragen und für gültig erklärt. Die klassische nomade Tierhaltung und die dadurch bestimmte Lebensform hatten sich in Gegenden entwickelt, deren Klima viel 16 Gründungsulikunde der Abtei von Turócz aus dem Jahr 12Э2; Fejér, G., op. cit. IV, 423. — Árpád Patay hat mich auf diese Quelle aufmerksam ge^ macht, wofür ich ihm Dank schulde. 17 Der Wortschatz der Bevölkerung jener Epoche würde hervorragende Beilege liefern. Doch sind awarenzeitliche Spriachdenkmäler äusserest rar; viel­leicht könnten mit Hilfe sprachlicher Analogien des sich auf den Weinbau beziehenden Wortschatzes von Ungarn und den bulgarisch —türkischen Völ­kern, die unter ähnlichen Verhältnissen gelebt hat­ten die diesbezüglichen Kenntnisse der Awaren ver­anschaulicht werden, cf. Gorribocz, Z., Honfoglalás előtti bolgár—török jövevényszavaink (Vor— land­nahmieizeitlichei bulgarisohtürkisehe Lehnwörter), (Bp. 1960) 20. 18 Kollautz, A., op. cit. 122^125, 129^136, 128 19 Németh, Gy., A honfoglallió magyarság kiala­kulása (Die Entstehung des landhahmezertlichen Ungartums) (Bp. 1930/ 20^-27), erwähnt die Be^ Schreibung ausi Das Kudaktu —Bilig I. LH. 1 von Rad­io//, A. __ , < kontinentaler war, als das des Karpatenbec­kens, wo die Hirten mit ihren Herden von den von Trockenheit und Hitze verdorrten Wei­den nach neuem Weideland ziehen mussten. Hiedurch war das System der Sommer- und Winter-Weiden entsanden, zwischen denen alljährlich zweimal hin und hergewandert wurde. Für diese Lebensweise eigneten sich nur Pferde, Rinder und Schafe, die das Wan­dern gut vertrugen. Bei dem viel feuchteren Klima des Karpatenbeckens und dem sich daraus ergebenden ergiebigen Wassernetz 2[) war hier diese Lebensweise nicht naturbe­dingt. Ausserdem bot sich eigentlich auch gar keine Gelegenheit dazu, weil die Höhenter­rain- und hydrologischen Verhältnisse räum­lich eine, im klassischen Sinne des Wortes ge­nommene nomade Viehhaltung nicht ermög­lichten. In der Spät-Awarenzeit lebten infolge der zugewanderten neuen Volkswellen und in­folge der natürlichen Volkszunahme mehr Menschen in diesem Raum, als zuvor. Wahr­scheinlich ist dies auch eine der Ursachen, dass wir mit einer gewissen sesshaften Le­bensweise zu rechnen haben, die wiederrum mit dem Ackerbau eng verbunden ist. Bei einem Anwachsen der Bevölkerungszahl muss auch die Produktion gesteigert werden, dies konnte durch die Hebung des Viehbe­standes, oder durch einen teilweisen Über­gang zu einem anderen Produktionszweig er­reicht werden. Die erstgenannte Möglichkeit war eben wegen der grösseren Bevölkerungs­dichte nicht durchführbar. Somit ist der letz­tere Weg wahrscheinlicher, der durch die grossen Mengen von Tierknochen (Schweine­und Geflügelknochen, Eierschalen 21 ) und auch Sichelbeigaben 22 aus der zweiten Hälf­te der Awarenzeit, die für eine Sesshaftigkeit sprechen, entschieden bestätigt scheint. Für Lebensunterhalt und Lebensweise der spät-awarischen Bevölkerung waren — im Gegensatz zu früheren Vorstellungen .— eine gewisse Art der Sesshaftigkeit und der Land­20 Fehér, G., — Ery, К., — Kralovánszky, А., А Közép-Dunamedence mjagyar honfoglalása, és kora Arpádkori sírlelletei (Ungarische landnahmezeitliche und früh—Arpadenzeitliche Grabfunde aus dem Do'­naubecken), Régészeti Tanulmányok II, (1962), Karte der hydrologische Verhältnisse im 18. Jahrhundert. 21 Gnandt, P., Tojásos temetkezési a népvándor­lás korában (Totenbestattung mit Ei in der Völker­wanderungszeit), (Handschrift, 1952,, ELTE, Archäo­logische Fakultät). 22 B. Mikes, K., Sarlós temetkezés a népvándorlás korában (Tötenbestattungen mit Sicheln in der Völ­kerwanderungszeit), (Handschrift 1952, ELTE, Ar­chäologische Fakultät).

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