Janus Pannonius Múzeum Évkönyve (1957) (Pécs, 1957)
Sarkadiné Hárs Éva: Gondolatok Martyn Ferenc művészetéről
22 S. HÁRS ÉVA Gedanken über die Kunst Ferenc Martyns Die hier zur Schau gegebenen zehn Zeichnungen Ferenc Martyns machen uns mit einem vielseitigen, vertieftes Können (besitzenden Künstler bekannt. Seine Ausdrucksiweise ist unendlich fein, die Darstellungen werden durch überzeugende Fertigkeit im Zeichnen und künstlerische Sicherheit charakterisiert. Der Künstler wurde 1900 in Kaposvár geboren, wo er auch seine Kindheit bei seinen Eltern, später alber im Hause József Rippll Rónais, dessen Ziehkind er war, verbrachte. So kam in der günstigen Umgebung sein angeborenes Talent schon frühzeitig, im Kindesalter zur Geltung. Eir war kaum drei Jahre alt, als er im Atelier seines Meisters bereit® Tierfiguren „nach Modell" zeichnete. Neben Rippl Rónai machte er sich aber nicht nur das Zeichnen und die Malerei zu eigen, sondern wurde auch mit den hervorragendsten Schriftstellern und Künstlern dieser Zeit, die im Hause verkehrten bekannt. Dadurch weitete sich sein Gesichtskreis und sein Interesse wurde in günstige Richtung geleitet. Die Hauptquellen denen er seine Kenntnisse entnimmt sind die Natur und seine eigene, reiche Phantasie. Bei seinen Werken nach der Natur leiten ihn immer die genaue Beobachtung und die wiiriklichkeitstreue Darstellung, während seine abstrakten Schöpfungen tiefen ethischen und politischen Inhalt bergen: der Kampf des Guten und des Bösen, der Kampf des Verurteilten, des Unterdrückten gegen die despotische Macht, der Schmerz des vergänglichen Lebens — diese Gedanken kommen auch in den hier gezeigten Zeichnungen zum Ausdruck. Ferenc Martyn lebte fünfzehn Jahre lang, von 1925 bis 1940 in Paris, wo er an der „École des Beaux-Arts" seinen Studien nachging und Mitglied der Künstilergruppe „Abstraction, Création" war. Sein Aufenthalt in Frankreich übte große Wirkung auf die Entwicklung seiner Kunst aus, und die französische Gescihultheit widerspiegelt sich in der Kultiviertheit und dem tiefen handwerklichen Können seiner Werke. Niemals, auch nicht im Kreise der hervorragenden französischen Zeitgenossen vergaß er die Worte seines Lehrmeisters Rippl Rónai; „jeder male nach seiner eigenen Art", und behielt immer seinen individuellen Ton, seine eigenartig leichte Ausdrucksweise bei. Vor dem drohenden Gespenst des zweiten Weltkrieges kehrte er 1940 nachhause zurück. Seine seither entstandenen, mehrere Hunderte zählenden Gemälde und Zeichnungen zeugen von der ungebrochenen Schaffenskraft, von dem unermüdlichen Fleiß des Künstlers. Sie machen uns mit der Schönheit der westungarischen Landschaft (Kaposvár) bekannt, rufen die glorreichen Tage der ungarischen Geschichte (den Kampf der „Kurutzen" gegen die Macht des Hauses Habsburg) wach und seine abstrakten Werke enthalten — wie die gezeigten Zeichnungen beweisen — Gedanken tiefen ideellen Inhalts. (Bei uns, wirkt die abstrakte Darstellungsform heute fremd und über ihre Daseinsberechtigung wird viel debattiert. Auch dieser Aufsatz enthält einige Gedanken hinsichtilich dieser Debatte und trägt vielleicht zur Klärung dieser Fragen und dazu bei, daß auch unsere abstrakten Künstler ihren Platz in der heutigen ungarischen Kunst erhalten, finden.)