Bárth János szerk.: Cumania 19. (A Bács-Kiskun Megyei Önkormányzat Múzeumi Szervezetének Évkönyve, Kecskemét, 2003)

Bárth Dániel: Szokás és hatalom. Egyházi törekvés a szőlőőrzés bácskai rendszabályozására a XVIII. század közepén

120 BARTH DÁNIEL Dániel Barth BRAUCHTUM UND MACHT Anstrengungen der Kirche in der Batschka um die Mitte des 18.Jahrhunderts zur Regelung des Weinbergbewachens - Auszug ­Am 16.September 1764 passierte etwas sehr ungewöhnliches in Küllőd an der Donau (im Westen der Batschka, heute: Kolut, Serbien-Montenegro). Der Pfarrer des damals südslawisch-deutschen Dorfes empörte sich darüber, dass die Bewohner - trotz seines mehrmaligen Aufrufes - ihren Töchtern immer noch nicht verboten, die Weinberge zu bewachen. Auf den Befehl des Pfarrers sammelten der Pfarrhelfer und der Dorflehrer die 27 Mädchen „aus ihren ungesunden Verstecken" zusammen und führten sie - mit Strohkranz am Kopf und schwarzer Kerze in der Hand -, durch die Strassen, dann schliessen sie sie in ein Gebäude der Tierhaltung ein. Die Männer des Dorfes, als sie von der Sache erfuhren, befreiten die Mädchen und drohten dem Pfarrer mit Worten und Knüppeln. Von dieser Geschichte ausgehend leistet die Studie vor allem historische Beiträge zum Brauch Weinbergbewachens. Beim in der Ethnographie als Brauch gekannten Weinbergbewachen geht es darum, dass die Weinreben während der Reifeprozess der Trauben nicht von Wachpersonen, sondern von den Dorfmädchen bewacht werden, die sie vor allem gegen Vogelschäden schützen müssen. Als Gemeinschaftsarbeit bat dies den Jugendlichen auch genügend Möglichkeit zum gemeinsamen Vergnügen und zum Kennenlernen. In bestimmten Regionen des ungarischen Sprachraumes bekam der Auszug der Mädchen auf die Weinberg eine festliche Form und die dort mit den Jungen zusammen verbrachte Zeit funktionier­te als eine durch die Gemeinde akzeptierte Form der Probeehe. Nach der Übersicht über die Siedlungsgeschichte im 18.Jahrhundert stellt der Autor die konfliktreiche Beziehung zwischen dem Pfarrer und der Kirchen­gemeinde vor. Der eine Grund der Streitigkeiten waren die finanziellen Fragen (die Lebensverhältnisse und das Einkommen des Pfarrers, der Zustand des Pfarrhauses). Die andere Gruppe der Konflikte entsprang aus der moralisch-disziplinierenden Tätigkeit des Pfarrers, die den Dorfbewohner als übertrieben und oft ungerecht schien. Die Arbeit stellt mehrere Typen der Mentalität unterer geistlicher Angestellte der Kirche und ihre Attitüde der Gemeinde gegenüber im 18.Jahrhundert vor. Durch die Regelungen des Weinbergbewachens gewinnt der Leser Einblick in die Funktionsmechanismen der verschiedenen Ebenen kirchlicher Leitung. Somit leistet der Autor weitere Beiträge zur Frage Zusammenhang zwischen Brauchtum und Macht.

Next

/
Oldalképek
Tartalom