Horváth Attila – Solymos Ede szerk.: Cumania 5. Ethnographia (Bács-Kiskun Megyei Múzeumok Közleményei, Kecskemét, 1978)

Fehér Z.: Bátyai népmesék

ZOLTÁN FEHÉR VOLKSMÄRCHEN AUS BÁTYA Bátya bei Kalocsa ist eine ungarisch-serbische Sied­lung mit 2774 Bewohnern. Die Bewohnerschaft war schon im 18. Jahrhundert dazu gezwungen, in ihrer vom Hochwasser oft überschwemmten Gemarkung einen intensiven Gartenbau zu betreiben. Mit Gemü­sepflanzen, Kohl, Zwiebel, später auch Gewürz­paprika handelnd durchzogen sie ganz Ungarn und gelangten sogar bis ins Ausland. Die meisten der Bewohner hatten nur wenig Boden und waren im allgemeinen arme Leute. Die Herkunft der südslawischen Bewohner von Bátya ist nicht geklärt. Die Ungarischen Namen und Traditionen sprechen für einen ungarischen Ein­fluß, sogar für eine starke Blutvermischung. Sie sind alle römisch-katholischen Glaubens. Ihre Sprache bezeichnen sie selbst als halb ungarisch, halb serbisch. Nach dem Wunsch oder der Zusammensetzung der Zuhörer pflegen sie ihre Märchen in beiden Sprachen zu erzählen. An den in ungarischer Sprache erzähl­ten Märchen spürt man sofort, daß die Erzähler in einer anderen Sprache denken. In der bunjewat­zischen Märchensammlung von Bálint Vujkov wur­den sogar drei Märchen aus Bátya aufgenommen, Verfasser der vorliegenden Abhandlung hat sechs Märchen von dort aufgezeichnet. Die Zahl der Texte seiner Vollsammlung beträgt 103. An erster Stelle sind der Zahl nach die Feenmärchen vertreten (26,21%), an der letzten Stelle die Neckmärchen (0,97. Durch die Sammlung weiterer Märchen kann sich aber dieses Verhältnis verändern. Die Märchen aus Bátya stimmen im allgemeinen mit den ungarischen Märchentypen überein. Ein typischer Brauch ist, daß man die ungarischen Namen in serbischer, die serbischen in ungarischer Form zu­rückgibt, (z. B. Fehérlófia kommt als Szürkeló Pétör und Milos Kobilos vor. Markaifist serbisch Markáfa, ungarisch Rafale. Kurjak-burjak anstelle von Farkas koma. Aus Erdőtépő wurde Erdőtipó im Serbischen. Von dem Shuburiz (zuweilen : Shburiz oder Shburinz) — Märchentyp ist nur ein sehr weit liegendes ver­wandtes Märchen im Ungarischen zu finden. Zur Bereicherung des Märchenschatzes trugen auch die Verwalter der hiesigen Gutsbesitzer im vorigen Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhun­derts bei, indem sie Märchen der Brüder Grimm den Knechten und Mägden der Güter sowie den Gemein­devorständen erzählten. In Bátya kennen fast alle Erwachsenen über 40 Jahre ein-zwei Märchen. Die großen Märchener­zähler wie József Gerjeni, János Guti, Pál Miklósity Szőke, János Koprivanacz sind vor 30—40 Jahren schon gestorben. Das Erzählen von Märchen war vielmehr Brauch der Armen. Heute ist schon eine Redensart: „Sagen wir keine Märchen, sonst werden wir arm!" Die Pointen der Märchen leben oft als Redensarten weiter. So z. B. in der Sammlung von Vujkov: „Mamaljuga i olaj", was man auf die Auf­forderung: „Suti, ne láj !" zu antworten pflegt. Die heutigen Märchenerzähler sind der Meinung, daß es nicht ratsam ist, mehrere Märchen zu versch­melzen. Die Alten haben aber aus vielen Märchen in einer Nacht einen einzigen Märchenkranz zusammen­gestellt. Dem Erzählen von Märchen gaben für die Männer die Verrichtung der gemeinsamen Arbeiten ferner die Bewachung der Pflaumenernte in den Hüt­ten oder für die Kinder die Winterabende nach dem Ausmachen der Lampe einen Aniaß. Die Frauen ha­ben sich beim Spalten der Paprikaschoten einander Märchen erzählt. Heute erzählen fast nur mehr Großmütter ihren Enkeln zu Abend. Eine Sitte war die für Märchen flehenden Kinder mit Neck­märchen zu fuscshen. Wer eingeschlafen ist, hat man 361

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