Horváth Attila – Solymos Ede szerk.: Cumania 5. Ethnographia (Bács-Kiskun Megyei Múzeumok Közleményei, Kecskemét, 1978)

Gaál K.: Divat vagy népművészet

ungarische Kamm-Macher-Gewerbe" veröffentlichte ich dann in der Zeitschrift ,,Südostdeutsches Ar­chiv"/1963 — 1964. Auf eine Wiederholung dessen, vor allem den gewerbehistorischen Teil möchte ich hier verzichten, dafür aber auf solche Fragen einge­hen, welche unmittelbar mit der Tatsache verbunden sind, daß Ferenc Váradi Kamm-Macher-Meister in Kiskunfélegyháza war. Ferenc Váradi war der letzte Kamm-Macher in Kiskunfélegyháza, der noch verzierte Haarknoten­kämme erzeugte. Er starb kurz nach 1920, und so konnte ich noch Leute über ihn befragen, die ihn selbst gekannt hatten. Ich erfuhr, daß a) er ein sogenannter „armer Handwerker" war, der ohne einen Lehrling oder gar Gesellen gearbeitet hatte; nur seine Frau war ihm in bestimmten Arbeits­phasen behilflich; b) er keinen Verkaufsladen hatte, sondern entweder direkt ins Haus lieferte, oder — was für ihn eher das Hauptgeschäft war und daher auch für eine regional­kulturelle Untersuchung von Bedeutung ist — er sei­ne Ware auf den Wochenmärkten anbot; c) sein Kundenkreis von der Bürgersfrau bis zur Kleinbäuerin reichte; Wahl und Geschmack seiner weiblichen Kundschaft richteten sich immer nach der Geldbörse der Käuferin; d) der Zierkamm als Trachtenstück (Haartracht) galt und sich nach der gesamteuropäischen Mode hielt; e) sich die wirtschaftlichen Veränderungen in Eu­ropa, um nicht zu sagen auf der ganzen Welt, auch auf die Lebensform und die Erzeugnisse des kleinen Kamm-Macher-Meistcrs in Kiskuntélegyháza aus­wirkten; und schließlich f) daß der herkömmliche Begriff von Volkskunst und die Mustervorlagen für Zierkämme kaum mit­einander zu vereinbaren sind. Um die angeführten Feststellungen zu einer Schluß­folgerung formulieren zu können, scheint es ange­bracht, Ferenc Váradi persönlich zu Wort kommen zu lassen. Im Anhang wird daher die seinerzeit von ihm gegebene Beschreibung seiner Arbeit in wort­wörtlicher Übersetzung gebracht. Die darin erwähn­ten Werkzeuge sind, wie schon erwähnt, alle im Mu­seum von Kiskunfélegyháza. Ähnliche Geräte wurden 1929 von Károly N. Bartha publiziert, weshalb hier auch nicht näher auf diese eingegange wird. In diesem Zusammenhang wichtiger erscheint die Widergabe der Mustervorlagen für die Zierkämme aus der Hand des Ferenc Váradi. Die ebenfalls im Anhang gezeigten Beispiele wurden maßstabgetreu nach den von Szalay gemachten Papierabzügen gezeichnet. Vor kurzem erschien in Ungarn ein „Zunftkatas­ter". Dieser weist die Zahl der Kamm-Macher-Zünfte in Ungarn als zwar verhältnismäßig klein, jedoch seit dem ausgehenden 18. Jahrhunder, mehr noch zu Anfang des 19. Jahrhunderst als steigend aus. (Der Beleg einer Kamm-Macher-Zunft in Debrecen für das Jahr 1713 muß als eine Ausnahme angesehen werden.) Die auffallende Konzentration von Zunft­gründungen in der erwähnten Zeit muß mit einem Modetrend, der zumindest für Mitteleuropa beleg­bar ist, in Zusammenhang gebracht werden: zuerst in den bürgerlich-städtischen Siedlungen, mit eini­ger Verspätung dann auch in den bürgerlich-bäuer­lichen Kleinstädten kam der verzierte Steckkamm für den Haarknoten in Mode. Die rein bäuerliche Bevölkerung bezog diesen Modeartikel durch den Wanderhandel oder auch auf den Wochenmärkten. Dieses hier ganz allgemein skizzierte Aufkommen einer Modccrschcinung und ihres Weges zu den ein­zelnen Sozialschichten soll nun für den Raum Kis­kunfélegyháza näher untersucht werden. Bis zum Anbruch der Türkenherrschaft über Un­garn muß Kiskunfélegyháza wirtschaftlich und sozial und somit auch in seiner Kultur dem agrarischen Be­reich zugerechnet werden. Während der Türkenzeit wurde diese Agrarkultur von einer spezifischen Hir­tcnkultur abgelöst. Weit nach dem Abzug der Türken wurde Kiskunfélegyháza sozusagen neu gegründet (1743). Ackerbauern aus Nordungarn (Jászság) lie­ßen sich hier als Ansiedler nieder und verdrängten die Hirtenbevölkerung. Der zwangsläufige Kultur­wandel nahm einige Zeit in Anspruch und ging auch nicht ohne innere Konflikte vor sich. Kaum daß sich die neue Bevölkerung konsoüdert hatte, erlebte Euro­pa am Anfang des 19. Jahrhunderts eine Zeit der Getreidekonjunktur, die auch auf das kleine Kiskun­félegyháza nicht ohne Wirkung blieb. Vor allem die soziale Schichtung wurde eine differenziertere. Die bislang dünne bürgerliche Schicht, Beamte und Hand­werker, erhielt Verstärkung aus der mehrheitlich bäuerlichen Bevölkerung: größere Bauern wurden ­zu Bürger-Bauern. Gemessen an ihren bisherigen Verhältnissen wurden die ansässigen Bauern im all­gemeinen zu Getreidegroßproduzenten. 202

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