Horváth Attila – Bánkuti Imre – H. Tóth Elvira szerk.: Cumania 3. Historia (Bács-Kiskun Megyei Múzeumok Közleményei, Kecskemét, 1975)
Romsics I.: Kalocsa társadalmi-politikai viszonyai 1918–1919-ben
IGNÁC ROMSICS GESELLSCHAFTLICH-POLITISCHE VERHALT NISSE VON KALOCSA, 1918—1919, Die Jahre 1918 und 1919 sind eine solche Zeitspanne der ungarischen Geschichte, wo über Ungarn die Lichter und Schatten von drei revolutionären — zwei progressiven und einer retrograden — Aenderungen in rascher Aufeinanderfolge aufblitzten. Also eine revolutionäre Epoche mit gesellschaftlicher Aenderung, mit entwickelter Form des Klassenkampfes, mit scharfen politischen Konflikten, mit Kämpfe um die Macht, und mit Wendungen. Die Studie untersucht, wie sich die politische Geschichte der bürgerlichen demokratischen Revolution, der Räterrepublik und der Gegenrevolution in der „engeren Heimat" des Verfassers in Kalocsa (Stadt am linken Ufer der Donau, am Westrand des heutigen Komitat's Bács-Kiskun) gestaltete, was für gesellschaftliche Schichten sich in den einzelnen Perioden neben oder gegen die Richtlinien der Stadtregierung aufreihten, und davon folgt es logisch : war die bestehende Macht lebensfähig, oder aber war sie mangels der Massenbasis zum früheren oder späteren Sturz verurteilt. Laut der statistischen Aufnahme von 1910, bestand die Einwohnerschaft der Stadt Kalocsa in 50— 55% aus bürgerlichen und kleinbürgerlichen Schichten, die Agrar- und Kleingewerbearbeiter machten 45—50% aus. Die wichtigsten Bestimmer der Bewegung der Schichtenstrukturen und ihres lebhaften Lebens, die fast einzige Leiter der politischen Verhältnisse der Stadt Kalocsa waren auch am Anfang des XX. Jahrhunderts der Erzbischof und seine Priester. Die wirtschaftlichen, politischen und ideologischen Einflussmechanismen der Geistlichkeit, bestimmten nicht nur das Verhalten, die Stellungsnahme von 80—90% der bürgerlichen und kleinbürgerlichen Einwohnerschaft, sie hatten auch Einfluss auf die Mehrheit der Agrar- und Industriearbeiterschaft. Infolge des durchgedachten, der landauf, landab günstigeren geistlichen Sozialpolitik, gehörte die gesamte Dienerschaft des Herrschaftsgutes, die Mehrheit der Erdarbeiter und der Zwergbesitzer, und ein Teil der Kleinbewerbler auch zur Interessensphäre des Erzbischofstums. Demzufolge meldete sich der Agrarsozialismus der Jahrhundertendes in Kalocsa nicht, es gelang sogar selbst der Sozilademokratie nicht dem, durch das Erzbischofstum unterstützten Kristlichsozializmus entgegen einen bedeuten Einfluss auszuüben. Obzwar der politische Einfluss der Geistlichkeit während den Kriegsjahren (1914—1918) sich nicht wesentlich verminderte, als soziale und psichologische Folge der „vierjährigen Hölle", in Auswirkung der Budapester Ereignisse des Oktoberendes, siegte die bürgerliche demokratische Revolution auch in Kalocsa. Die Massenbewegung von Oktoberende und Novemberanfang, welche sich blos auf die sozialen Anforderungen der am Kriegsende sich mobilisierenden ärmsten Schichten beschränkte, erstickte aber rasch, und am Ende 1918, Anfang 1919 nahm sie keine neue, organisierte Form an, wie die in den anderen Ortschaften des Landes zu beobachten war. Wenn wir die Gestaltung der Machtkraftverhältnisse der ungarischen bürgerlichen demokratischen Revolution vereinfachen, so können wir sagen, dass im Frühling 1919 drei Interessengruppen sich ausgestalteten. Eine die die Revolution von rechts angriff, eine die ihr beistand und eine die die Weiterentwicklung der Revolution wünschte. Letztere fehlte in Kalocsa! Es bildete sich zwar Januar 1919 auch in Kalocsa die Sozialdemokratische Partei und der unter ihrer Leitung tätiger Arbeiterrat, dessen Zusammensetzung viel radikaler war, als die des Machtorgans der bürgerlichen demokratischen Revolution, des Nationalrates, aber sie richteten sich nicht gegen 368