Horváth Attila – H. Tóth Elvira szerk.: Cumania 1. Archeologia (Bács-Kiskun Megyei Múzeumok Közleményei, Kecskemét, 1972)
A. Mócsy: A római-batbár szomszédság utolsó évszázada hazánk területén
im Frühjahr 375 in Pannonién ein, 58 wies die sich zu Verhandlungen meldenden Barbaren zurück und begann nach langer Vorbereitung im Herbst seine Strafexpedition, die sich gegen die Ostquaden, vermutlich die Untertanen des Gabinius richtete, die den Einbruch nach Pannonién im vorangehenden Jahre angezettelt haben. Der Feldzug wurde laut der kurzen Beschreibung von Ammianus der früheren Vergeltungen, z.B. des Frühjahrsfeldzuges von Constantius II. ähnlich vollzogen. Das römische Heer hat gebrandschatzt und verwüstet ohne dass es zu irgendeinem Zusammenstoss gekommen wäre. Die angegriffenen Barbaren wichen dem Angriffe aus dem Wege und zogen sich zurück. Erst nach diesen Ereignissen war der Kaiser geneigt, so wie sich auch Constantius IL erst nach der Vergeltung in Verhandlungen eingelassen hat, die geängstigten barbarischen Boten zu empfangen. Ammianus berichtet ausführlich über den Empfang der quadischen Botschaft (da doch Valentinianus hierbei gestorben ist), doch ist es auffallend, dass in der augenfällig getreu wiedergegebenen quadischen Argumentation gerade die Ermordung des Gabinius nicht erwähnt wurde. Da Ammianus gegenüber den pannonischen Marcellianus keine Sympathie empfunden hat, hätte er diesen Fehltritt des jungen Dux, falls die Boten diesen Mord erwähnt hätten, bestimmt in die Argumentation der Quaden eingeflochten. Was für eine Gelegenheit einer ausgezeichneten tragischen Gegenüberstellung dessen, das letzten Endes die von Ammianus so verhassten Pannonier den Tod des pannonischen Valentinianus herbeigeführt haben! So müssen wir zur Annahme kommen, dass Ammianus die Argumentation der Quaden genau wiedergibt und deshalb ist es bezeichnend, dass die Quaden sich gar nicht wagten auf den empörenden Fall, der die Krise eigentlich herbeigeführt hat, zu berufen. Ihre kleineren Entschuldigungenhaben den Kaiser derart erzürnt, dass er inmitten seiner Schimpfworte von dem tödlichen Schlaganfall getroffen wurde. Die den plötzlichen Tod des Kaisers folgende Unsicherheit haben die Barbaren wiederum nicht missbraucht. Da Ammianus darüber, welche Zugeständnisse der mit den Quaden zustandegebrachte neue Vertrag enthalten hat, schweigt, ist es uns unbekannt, welches aussenpolitische Kompromiss die in November 375 in geschickter Weise eliminierte innenpolitische Krise nach sich gezogen hat. Aus den Geschehnissen geht jedoch noch einmal klar hervor, dass die Quaden sich nicht die Abrechnung mit den Römern, sondern das Ausnutzen des Vorteiles der römischen Nachbarschaft zum Ziele gesetzt haben. Es ist anzunehmen, dass sie den Tod des Kaisers zu nichts anderem als zum Abschluss eines günstigeren Vertrages ausgenutzt haben. In den folgenden Jahrzehnten lässt sich auch gar nichts davon hören, dass sich die Quaden oder die Sarmaten in einer die Rahmen des traditionellen und an der Donau bereits seit vier Jahrhunderten bestehenden Vertragssystems überschreitenden Weise in die Geschehnisse eingemischt hätten. Die radikale Wendung haben nicht sie, sondern die in die Balkanprovinzen umgesiedelten Goten herbeigeführt. Als 376 die Römer den die Untere Donau übersetzenden Barbaren die Rezeption erteilten, hatte es noch den Schein, dass die Ereignisse die traditionellen aussenpolitischen Formen nicht überschreiten werden. Daran, dass dies nicht der Fall war, bildete jene Tatsache den entscheidenden Grund, dass das Römerreich die Bedingungen dieser Rezeption nicht erfüllen konnte, ferner dass die Goten, im Gegensatz zu den seit mehreren Jahrhunderten in vertragsmässigem Verhältnis lebenden Nachbarvölkern, für diese Rezeption anscheinend nicht reif waren. Auch an dem pannonischen Donaulimes wurde die grundlegende Änderung in dem römisch-barbarischen Verhältnis von der Kettenreaktion der 376 ihren Anfang nehmenden Geschehnisse ausgelöst. Seit 380 musste man auch in Pannonién den barbarischen foederati ein ständiges Siedlungs gebiet sichern; diese foederati stammten jedoch nicht aus den Reihen der alten Nachbarn. Die alten Nachbaren — Quaden, Sarmaten, Markomannen — konnten an den sich in Gang setzenden Ereignissen nicht mehr teilnehmen, ihre mehrere Jahrhunderte lang andauerte historische Rolle war zu Ende gegangen. 68 Amm.Marc.XXX 5—6. 93