Horváth Attila – H. Tóth Elvira szerk.: Cumania 1. Archeologia (Bács-Kiskun Megyei Múzeumok Közleményei, Kecskemét, 1972)

E. B. Thomas: Koracsászárkori Victoria-szobrocska a barbarikumból

wortet zugleich auch jene praktische Frage, ob der Globus als Machtsymbol ein hellenistisches oder römisches Abzeichen sei. 30 Die Verzierungen der Weltkugeln in Betracht gezogen, stellt Hölscher in seiner Arbeit fest, dass ausschliesslich nur der — von ihm —• in den dritten Typus eingereihte Globus als Himmelglobus zu be­trachten sei. Im allgemeinen sind die mit solchen Ster­nen bestückten Globen sehr selten und seiner Mei­nung nach erscheinen sie erstmals erst im 4. Jahrhundert. 31 Im Falle unserer Victoria von Akasztó muss festgestellt werden, dass der Globus mit Sternen mit einer frühkaiserzeitlichen Statue gemeinsam erscheint und es Hegt kein Grund vor, anzunehmen, dass der Globus erst später unter die Füsse der schwebenden Göttin appliziert wurde. Einer solchen Annahme widerspricht auch die vollkommene Anpassung der Sohle des rechten Fusses an die Oberfläche des Globus. Der historische Hintergrund, der jenen Victoria­Typus zustande gebracht hat, dessen Kreis auch unsere Statuette von Akasztó-Döbrögecpuszta angehört, ist uns bereits bekannt. Auch das Weiter­leben dieses Typus kennen wir bzw. wir haben auch seine Renaissance während der verschiedenen Phasen der Kaiserzeit aufmerksam verfolgt. Der Urtypus in der Kurie, auf den unsere Statuette ihrer äusseren Erscheinung nach zurückgeführt werden kann sowie die Geschichte des Gegenstandes bildete unsere Untersuchung. Auch ein kurzer Überblick über die bewegten Zeiten der Unruhen am Donaulimes, am Ende des 1. und in der ersten Hälfte des 2. Jahrhun­derts wurde geboten. — Auf diese Weise klärt sich das überraschende Bild, das sich vor den Archäologen durch das Auffinden einer derart prächtigen römi­schen Statuette im Barbaricum auftut. Die Victoria-Statuette von Akasztó-Döbrögec­puszta gelangte demnach mit grösster Wahrschein­lichkeit infolge der zwischen 80—119 entlang der Donau vor sich gegangenen Kämpfe in das Barbari­cum. Ihre Fertigung muss selbstverständlich im Laufe der diesen Kämpfen vorangehenden Zeiten vermutet werden. Aus dem oben Gesagten ist es offenkundig ersicht­lich, dass hier mit zwei solchen Zeitperioden zu rechnen ist, die dazu geeignet waren, um eine Schöp­fung von solchem Charakter und von solcher Quali­tät zustandezubringen. Die erste Periode fällt auf die Zeit vor 11—6 v. u. Z. (da ja in diesen Jahren zumeist schon der ruhige, sitzende Göttertypus dargestellt wird). Zwischen 29 und 11 kann ganz gewiss eine ganze Reihe von kleinplastischen Kopien ihre Entste­hung der Aufstellung der Victoria-Statue in der Kurie verdanken. Die zweite Zeitspanne fällt zwischen die Jahre 68—73 u. Z., als in den dem Kaiser Augustus folgen­den Jahrzehnten der im Laufe der Frühkaiserzeit ausser acht gelassene Typus seine Renaissance erlebt. Die Victoria-Statue der Kurie ist keine auf Grund einer Verordnung von Augustus erzeugte Schöp­fung und so müssen auf den nach ihr oder durch sie beeinflussten Statuetten die für die augu­steischen Künste charakteristischen Merkmale nicht unbedingt gesucht werden. Die Bewegtheit der Statue gewann sogar auf den kleinsten Stücken der von ihr stammenden Kleinplastiken auch an den Rückseiten der Münzen eine unmis s ver ständliche Abfassung. Diese schwungvolle Bewegtheit ist sowohl bei unserer Statuette als auch bei der Victoria der Kurie sowie auch der Globus eine hel­lenistische Hinterlassenschaft. Die Victoria von Akasztó-Döbrögecpuszta ist jedoch bereits eine Schöpfung der unter Augustus sich ausgebildeten Kunst, die mit einheitlichem römischem Charakter und Gehalt zum ersten Male in dieser Zeit erscheint. Zu ihrer Charakterisierung kann mit Recht ange­führt werden, was W. Technau über die auguste­ische Kunst schreibt: „Römische Plastik gibt mit ungeheurer Wirklichkeitstreue die irdische und deshalb vergängliche Erscheinung des Menschen einerseits und anderseits die gedachte Stellung des Menschen in einer hierarchisch geordneten Welt. Beide Auffassungen und Ansichten durchdringen sich in der Augustus-Zeit, welche daher zugleich wirklich­keitstreu und spirituell ist. Nachdem die römische Kunst unter Augustus ihren Stil gefunden hatte, bewegt sie sich zwischen diesen beiden Polen in dauerndem Wandel, löst sie den Klassizismus in Naturalismus, den Linearismus in Illusionismus auf, . . . Dabei gehört die klassizistisch-spirituelle Richtung zur Darstellung der politischen Hierarchie und der politischen Allegorie, die veristische gegen­30 T.Hölscher:a.a.0.16. 31 T.Hölscher: a.a.0.41— 42. 74

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