Solymos Ede (szerk.): Studien zur europäischen Traditionellen Fischerei - Bajai dolgozatok 3. (Baja, 1976)

Luts, Arved: Über die Erforschung des volkstümlichen Fischfangs in Estland

Die in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts publizierten Schriften über den estnischen Fischfang brachten wenig Neues im Vergleich zu V. BAERS Untersuchungen. Umfangreiche fischwirtschaftliche Forschun­gen auf den Binnengewässern wurden im zweiten Jahrzehnt unseres Jahr­hunderts aufgenommen, als Forschergruppen sowohl auf dem Peipussee als auch auf dem Vörtsjärv neben biologischem Material auch ethnographische Daten fixierten. Leider sind die damaligen Ergebnisse nur teilweise veröffent­licht worden.3 Auch über die Meeresküste wurde um die Jahrhundertwende einiges fischwirtschaftliches Material publiziert, welches ebenfalls für die Ethnographie von Interesse ist4. Ein bevorzugtes Objekt bei diesen Pub­likationen war der Fischfang in der Bucht von Pärnu, einem der fischreich­sten Gebiete Estlands. Die erste ethnographische Schrift, die sich unter anderem auch mit dem estnischen Fischfang befasst, stammt von dem Finnen U.T. SIRELIUS5. (SIRELIUS lehnte sich in dem Kapitel über die Fischerei an die Arbeiten der bekannten ungarischen Fischerei - Forscher Ottó HERMAN und János JANKÓ an. Somit wurzelt die Erforschung des estnischen volkstümlichen Fischfangs mittelbar in der ungarischen Ethnographie und ist von Anbeginn an als durchaus finnougristisch ausgerichtet zu bezeichnen.) In seiner um­fangreichen Arbeit widmete SIRELIUS der Sperrfischerei leider nur wenige Seiten. Das nur in geringem Mass zur Verfügung stehende Material —einige estnische Reusen im Finnischen Nationalmuseum und Angaben eines Be­kannten, der in Pärnu bei den Fischern sammelte —erklärt diesen Umstand hinreichend. (Von dem Angabenlieferanten aus Pärnu stammt übrigens eine unikale Zeichnung einer Netzart, takes genannt, die von allen späteren Forschern reproduziert worden ist.)Erwähnenswert ist noch, dassSIRELIUS die von der BAER’schen Komission publizierten Schriften kannte. Das im Jahre 1909 gegründete Estnische Nationalmuseum in Tartu (heute Staatliches Ethnographisches Museum der ESSR) sammelte neben anderem ethnographischen Sachgut auch Fanggerätschaften. Zu Beginn der Sammeltätigkeit des Museums gerieten die Fischereigeräte eher zufällig in die Kollektion, da das Hauptaugenmerk auf Volkstrachten und über­haupt Erzeugnisse der Volkskunst gerichtet war. Auch die Begleitdaten zu den Fanggeräten wurden unvollständig aufgezeichnet. Als Ilmari MANNI­NEN, ein finnischer Ethnograph, im Jahre 1922 Direktor des Museums wurde, gewann die Sammlung an Systematik und wissenschaftlicher Aus­richtung. Ausser Sachgut begann man nun mündliche Nachrichten über 3 RÄNK 1934. S. VII. 4 WILBERG 1910. S. 370—387, 424—429. BORISOV 1915. 4. S. 185—214 5 SIRELIUS 1900. S. 480. 104

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