Bánkiné Molnár Erzsébet: Polgárok Kiskunfélegyházán 1890–1913. Bürger in Kiskunfélegyháza 1890–1913. (Studia Folkloristica et Ethnographica 38. Debrecen, 1996)

Die Wurzeln des lokalen Bürgertums, das sich am Jahrhundert­ende ausbildete, bzw. umänderte, gehen zu der Redemption zurück. Die Gruppen der „alten" Familien, die das Vermögen aufbewahrten und vermehrten, behüten ihr durch den Redcmptengrundbesitz er­worbenes Ansehen mit einer Patrizienvornehmheit. Obwohl dieses Vermögen in einer Kleinstadt bedeutend ist, kann es jedoch in die Kategorie des kapitalkräftigen Vermögens der Großbürgerschaft nicht eingereiht werden. Nicht einmal die sehr kleine Gruppe der Grund­besitzer von „tausend Joch" ist einheitlich. Sie demonstrieren diese Absonderung durch die politische Parteizugehörigkeit, durch die unterschiedliche Vereinmitgliedschaft, durch die Familien- und Frei­zeitbeziehungen. Die andere Gruppe des Bürgertums bildete sich aus wohlhabenden Kaufleuten, aus den Leitern der lokalen Geldwelt und aus den Beamten höheren Ranges aus. Zu diesem Kreis gehörte die leitende Schicht der lokalen Intelligenz. Ihre anerkannte bürgerliche Stellung basierte vor allem auf der Einheirat und auf der öffentlichen Tätigkeit. In vielen Familien waren nur ein bescheidener finanzieller Hintergrund und nur eine oberflächliche bürgerliche Lebensführung im Privatleben hinter dieser öffentlichen Anerkennung. Es ist sehr schwer zu bestimmen, wie groß die örtliche Bürger­schaft in den Jahrzehnten der Jahrhundertwende tatsächlich war. Wir haben keine gut abgrenzbaren Kriterien, nach denen diese soziale Kategorie auch in Zahlen ausgedrückt werden kann. Als Kriterien können das schon erwähnte Ansehen, das auf der redempten Ver­gangenheit basiert, und das daraus folgende Grund- besitzvermögen betrachtet werden. Ein anderes Kriterium ist, die verhaltens­soziologische Erklärung von Max Weber angenommen, das Prestige. das der Lebensführung, Erziehung, Herkunft und dem Bemf zusteht. 12 Die Gestaltung der Lebensführung wurde von den Wohnungs­umständen beeinflußt, deren Veränderung auch statistisch nach­weisbar ist. 12 Max Weber, 1987. 188

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