H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

IV. Die Insignien der fürstlichen Würde: Das Zubehör des khaganischen Gürtels Kat. 1–18

Pfeilspitze, beinerne Hülse usw. Aus Grab 291 des awarischen Gräberfeldes Tatabánya-Alsógalla ka­men vier Perlen in der Umgebung des Halses zum Vorschein.867 Weiters fanden sich in dem Grab noch ein Paar Goldohrgehänge und auf der Hüfte im Zwei­erreihe rechteckige Gürtelbeschläge mit Steineinla­genimitation und perlenbesetztem Rand. Die beiden Augenperlen aus Grab 212 des Gräberfeldes Gátér, die man unter dem Kinn fand, hatte ein vornehmer bewaffneter Reiter getragen. Von einer nicht näher bestimmbaren Stelle des Männer(?)-grabes 116 des gleichen dieses Gräberfel­des stammen die drei auf braunem Grund mehrfarbig bemalten Perlen.868 In Grab 453 von Szentes-Kaján kam neben dem langen Beinhende eines Bogens, einem Eisenmesser und einem Sichelfragment auch eine Perle zum Vorschein.869 Unter den Funden des reichen awarenzeitlichen Reitergrabes von Szegvár— Sápoldal war eine bräunlichfarbige Glasperle,870 de­ren nähere Stelle im Grab unbekannt ist. Im Fundin­ventar des 1. Reitergrabes von Tiszavasvári-Koldus- domb sind neben dem Goldohrgehänge und der Blech- bzw. gepreßten Gürtelgarnitur auch drei be­malte Perlen angegeben.871 Ebenso finden wir unter den bescheidenen Beigaben des Grabes 15 von An- docs-Újhalastó eine Augenperle,872 ferner Ohrgehän­gering, Pfeilspitze, Eisenmesser und Feuerstein, auf­grund des letzteren ordnete der Ausgräber das Grab in die Reihe der Männergräber ein. Aus dem gestör­ten Grab 120 des Gräberfeldes Rácalmás-Rózsamajor erwähnt István Bóna eine Perle,873 und wie in diesem Fall wissen wir auch nicht, wie die schwarze flache Pasteperle getragen wurde, die aus dem frühawarischen Grab 2 des Gräberfeldes Törökbálint zum Vorschein kam.874 Wenn auch nur vorbehaltlich, so müssen wir doch die Gräber V und XVIII des Gräberfeldes Kiskörös- Vágóhidi dűlő - mit Bogen-, Waffen- und Gold­schmuckbeigaben — erwähnen, in denen man auf 11 St. quaderförmige blaue Glasperlen bzw. eine echte Perle stieß.875 Obwohl der hohe Zerstörungsgrad der Gräber jedwede Vorstellung in Frage stellen könnte, scheint es aufgrund der erhalten gebliebenen Funde nicht überzeugend, in beiden Fällen eine Doppelbe­stattung — Mann und Frau — anzunehmen. Über unsere Grenzen hinaus kennen wir im Kreis der Fürstenfunde mit Goldpseudoschnalle, Trinkhorn 867. SZATMÁRI: 1982-1983, 71. 868. KADA: 1905, 137, 12-13, 1906, Abb. 217.13. 869. KOREK: 1943, 49, 71, Taf. XLI. 45. 870. BÓNA: 1979, Abb. 8, 2., ohne Nr. 871. CSALLÁNY: 1958, 53-55, Taf. XII. 25-27. 872. CARAM: 1972, 134-135, Taf. 4.26. 873. BÓNA: 1979, 28. 874. KOVRIG: 1957, 120, Taf. XIX. 3. 875. LÁSZLÓ: 1955, 26-27, 31, Taf. IV. 17. und Schwert aus dem Fund von Kelegeja 2 St. Per­len,876 die ausgehend von den oben angeführten Funden dem gleichen Brauchtum zugeordnet werden können. Belegt werden die gleichaltrigen asiatischen Parallelen des Brauchs — und man kann hinzufügen, sein Ursprung — durch die am Hals gefundenen Perlen in den von István Bóna zitierten Gräbern des Gräber­feldes Kudyrge. Im Hügelgrab 9 kamen unterhalb des Kinns eine Bernstein-Perle, im Hügelgrab 10 in der Nähe des Ohrgehänges am Hals je eine geronnene Glasperle und zylindrische Steinperle sowie im Hügel­grab 11. auf der Brust eine Augenperle zum Vor­schein.877 In den angeführten Fällen stammt die überwiegen­de Mehrzahl der Perlen tatsächlich aus Gräbern vor­nehmer Waffenträger bzw. aus Fürstengräbern. Die beiden ärmlicheren Ausnahmen sind das Grab von Előszállás-Öreghegy878 und Grab 15 des Gräberfeldes Andocs.879 Die Fundkomplexe der verbleibenden be­kannten Gräber enthielten Blech-oder gepreßte Waf- fen-bzw. Köchergürtel, in den Fürstengräbern fand man goldbeschlagene Gürtelgarnituren mit Pseudo­schnallen. Daneben treffen wir in 10 Fällen auf gerade Schwerter - darunter ist eines mit Ringknauf und „P”-Halterung, -5 haben eine „D”-Halterung und von einem weiteren Exemplar ist die Anbringungsweise unbekannt. Aus allen Männergräbern mit Perlenbei­gabe kennen wir in 10 Fällen Ohrgehänge, darunter 6 goldene, eines mit Silberring und Goldkugel, ein silbernes und 2 bronzene. Die überwiegende Mehr­zahl der bestimmbaren Ohrgehängetypen hatte Bommelanhänger, eine Ausnahme bildet nur das Ohrgehänge mit Pyramidenanhänger des Grabes von Szegvár-Sápoldal. Mit einem kleineren Kugelschmuck bzw. massiveren Kügelchen weichen die Exemplare aus Grab 3 von Kunpeszér bzw. aus Grab 1 von Tiszavasvári-Koldusdomb vom großkugeligen Grund­typus ab. Ein Teil dieser Gräber läßt sich an das Ende des 6. — Anfang des 7. Jh., ihr anderer Teil in das mittlere Drittel des 7. Jh. datieren. Einige darunter werden zurecht in das letzte Drittel des Jahrhunderts gesetzt. Die darin Bestatteten - einbezogen auch die Vornehmen-, Fürsten- und Khagangräber - haben wirklich zu den höchstrangigen bewaffneten Wür­denträgern der Frühawarenzeit gehört. Was aber die Grablegung der Perlen anbelangt, so steht diese of­fensichtlich nicht mit deren Vermögenslage in Zu­sammenhang, sondern deutet eher auf eine gemein­876. ERDÉLYI: 1982, Anlage 18-19. 877. CAWRILOWA: 1965, 24-25, Taf. XV. 1. XVIII. 2-3, 22. BÓNA: 1979, 28. KENK: 1982, 61, Abb. 17.10, 63, Abb. 19.8. 878. MAROSI-FETTICH: 1936, 31, Abb. 9. 879. GARAM: 1972, 134-135, Abb. 4.26. 204

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