H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)
IV. Die Insignien der fürstlichen Würde: Das Zubehör des khaganischen Gürtels Kat. 1–18
läuft eine granulierte Kugelreihenverzierung. Das von Bóna dem Fund von Kunágota zugeordnete Goldohrgehänge-Paar haben wir — da es sich unter den Ohrgehängen mit unbekanntem Fundort des Ungarischen Nationalmuseums nicht identifizieren läßt - nicht in unseren Vergleich einbezogen.819 An den dünnen Drahtring des Goldohrgehänge-Paares aus dem Grab 8. des Gräberfeldes Deszk „G"820 schließt sich der größere Bommelanhänger unmittelbar mit drei Kugeln an, Höhe des Ohrgehänges ist 3,0 cm, Durchmesser der Bommel 1,0 cm. Das aus den Funden von Pähipuszta stammende Paar Goldohrgehänge besteht aus einem Golddrahtring, zu den offenen Enden hin nur leicht zugespitzt an den sich mit einem Verbindungsglied und drei Kügelchen der Bommelanhänger anschließt.821 Entlang der Lötstellen ist es überall mit einer Granulationsreihe verziert; Höhe 3,2 cm, Durchmesser des Bommelanhängers 1,2 cm. In den Abmessungen ähnlich ist vielleicht auch das aus dem 1. Grab von Zsämbok stammende Ohrgehänge gewesen,822 dessen vermutlich ebenfalls aus Gold gefertigter Bommelanhänger nur Fragmentiert erhalten blieb. Das Ohrgehänge aus Grab 2 des Gräberfeldes Kis- zombor „O"823 hat einen Silberring, an den mit 3 Goldkügelchen der Kugelschmuck mit 1,2 cm Durchmesser direkt angebracht war, seine Höhe beträgt 3,4 cm. Auch für ein Paar Silberohrgehänge mit Goldreif und Bommelanhänger gibt es ein Beispiel, und zwar aus dem Grab 9 eines Waffenträgers des Gräberfeldes Kunpeszér-Felsőpeszéri út.824 Hier schließt sich die Silberkugel unmittelbar an den Goldring mit dem vermutlich kleinsten Durchmesser an. Die Gesamthöhe des Ohrgehänges ist 2,1 cm, davon der Durchmesser des Bommelanhängers 0,75 cm. Da die Lösung an beiden Exemplaren gleich ist, kann weder dieses Paar, noch der Silberring des Goldkugelanhängers von Kiszombor „O" als Reparatur oder Ergänzung angesehen werden. Sicher hatte man sie auch ursprünglich so angefertigt. Der oben offene, aus gekerbtem, zu den Enden hin dünner werdendem Draht gefertigte Ring des Ohrgehänge-Paares aus dem Khagangrab von Kunbäbony ist durch einen unregelmäßig oval gebogenen Bandring mit den vier Kügelchen, die den Bommelanhänger tragen, verbunden. Hierzu muß angemerkt wer819. BÓNA: 1982-1983, Abb. 2, 1-2. Mündliche Mitteilung István Bónas, dem ich dafür auch auf diesem Wege Dank sagen möchte. 820. CSALLÁNY: 1939, Taf. IV. 1-2. 821. FETTICH: 1926 a, Taf. VI. 16-17. CS. SÓS: 1961, 47, Abb. 21. 6a-b. 822. CARAM: 1983, Abb. 1.3. 823. CSALLÁNY: 1939, Taf. III. 2. 824. H. TÓTH: 1987. (Manuskript) den, daß die Enden des einen Rings grob übereinander gebogen waren, der dünne Draht befindet sich am anderen, unversehrten Exemplar. Höhe der Ohrgehänge ist 3,5—3,2 cm, der Durchmesser des Bommelanhängers 1,2 cm. Das Goldohrgehänge vom Fundort Kecskemét-Sallai utca hat eine Höhe von 3,6 cm, Durchmesser des Kugelanhängers: 1,8 cm.825 Der ovale Ring wurde mit einem kleineren Bindeglied und 3 Kügelchen mit dem Anhänger verbunden, die Lötstellen sind von einer Granulations-Kugelreihe verdeckt, die nicht nur die Kügelchen einrahmt, sondern pyramidenartig aufgebaut auf den Ring hinaufläuft. In Abmessung und Ausführung steht ihm das von Bóna definierte Ohrgehänge aus dem 1. Grab von Szentendre am nächsten,826 das lediglich einen kräftigeren Ring hat, an dem die Bommelanhänger mit einem Bindeglied und 5 Kügelchen befestigt waren (Höhe 3,8 cm, Durchmesser des Kugelanhängers 1,5 cm). Von diesen Beobachtungen ausgehend lassen sich zu den von Männern getragenen Ohrgehängen nur schwerlich verallgemeinernde Regeln au'fstellen. So kann beispielsweise nicht gesagt werden, daß den Maßen der Ohrgehänge eine alters-, oder ranganzeigende Rolle zukäme. Anzunehmen ist zwar, daß sich unter den verlorengegangenen Gegenständen des Fundes von Csepel auch ein Goldohrgehänge befunden hat, wie im Falle des Grabes von Kecel. Und obwohl es denkbar wäre, daß die awarischen Würdenträger mit Goldschwert oder Goldgürtel auch goldene Ohrgehänge trugen, läßt sich nur belegen, daß in den Männergräbern mit silbernem Schwert oder Gürtel auch Goldohrgehänge Vorkommen können (Páhi, Tiszavasvári, Szegvár usw.).827 Die großkugeligen Goldohrgehänge gehören, wie es scheint, zu den regelmäßig auftretenden Stücken der einheimischen awarischen Fürstenfunde. In bezug auf die verwandten Funde aus Südrußland kann dies nicht mit der gleichen Sicherheit behauptet werden. Während es z. B. im Fund von Maloje Perescepi- no kein Ohrgehänge gibt, treffen wir in den Funden von Kelegeja828 und Glodosy829 neben den Pyrami- den-Ohrgehängen, die reich mit Kugelreihen bzw. gerahmten Zellen, Steinfassungen usw. verziert sind, auch auf Ohrgehänge mit großem Ring und Perlenschmuck. Letztere sind im Karpatenbecken nur aus 825. H. TÓTH: 1980, 143, dgl. 1981, 25, 1-2. 826. HAMPEL: 1905, Bd. II. 343-344, Taf. 263. BÓNA: 1982-1983, Abb. 5. 1-2. 827. FETTICH: 1926 a, Taf. VI. 16-17. CSALLÁNY: 1960, Taf. XVII. 63-64. BÓNA: 1979, Abb. 2, 3. BÓNA: 1980, Abb. 6, 2. 828. FETTICH: 1937, Taf. CXIX. 24-25. ERDÉLYI: 1982, Anlage 18. 829. SMILENKO. 1965, Taf. III. 1a-b, V. 2. 200