H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

IV. Die Insignien der fürstlichen Würde: Das Zubehör des khaganischen Gürtels Kat. 1–18

verloren gingen. Das fürstliche Schwert ist nicht kom­plett die Ausrüstung der Scheide des vergoldeten, silberbeschlagenen Schwerts kam überhaupt nicht zum Vorschein, und verschwunden sind — obwohl ihre übrigen Beschläge vorliegen - auch die Aufhän­gerbeschläge des Messers mit granuliertem Masken­schmuck sowie des Messers mit punziertem Ranken­dekor. Trotzdem ist es wahrscheinlicher, daß die mehr oder weniger zusammengehörenden Messer­paare (Kat. 58—59.) nicht mit doppelter Aufhängung, sondern in senkrechter Stellung getragen wurden, wie wir es an der Rekonstruktion des Grabfundes von Cibakháza beobachten können.615 Dafür spricht ei­nerseits, daß die Beschläge unseres Dolches mit durchbrochener, gezahnter Verzierung und der „Kö­cherverschluß" ebenso untrennbar miteinander ver­bunden sind, wie der doppelt vogelköpfige Halte­rungsbeschlag und das vogelköpfige Dolchortband. Über unsere Annahme hinaus, daß die Aufhängung des Dolches mit einem den Gürtelbeschlägen ähnli­chen schlaufenartigen „Köcherverschluß" gelöst wur­de, halten wir es für denkbar, daß alle diese einander ähnelnden Beschläge zur Messeraufhängung dienten. Vom zerbrechlichen silbernen Halterungsbeschlag (Kat. 68.) unseres Fundes könnte an einem bescheide­neren Gürtel ein Messer mit robusterer Klinge (Kat. 65.) herabgehangen haben. Damit ließe sich vielleicht erklären, weshalb die Verzierung oder Nichtverzie­rung dieser Köcherverschlüsse in der Regel vom Stil der Gürtelgarnituren absticht. Ihre kurze Lebensdauer kann eventuell damit begründet werden, daß sie schrittweise von den zur Mitte des 7. Jh. in Gebrauch kommenden blechernen, und später von den von Anfang des 8. Jh. an immer weiter verbreiteten, ge­gossenen sog. „propellerförmigen" Beschlägen ver­drängt werden. Den Goldbeschlag mit Kugelreihenrahmen, grüner Glaspasteeinlage und Silbervernietung aus Grab 16 von Keszthely-Fenékpuszta hält der den Fund Publi­zierende für Zierrat der Dolchscheide.616 Nicht zufäl­lig jedoch sind die Ortbänder der Messerfutterale immer an deren äußersten Rändern angebracht, da diese längeren Silberniete aufgrund der Messerklinge nicht durch die Scheide hindurchzuschlagen waren. Möglich ist allerdings, daß dem einen oder anderen der im Grab vorkommenden Niete mit Steineinlage eine Rolle zukam, wie wir sie beispielweise auch aus dem Fund von (Kun)Madaras kennen,617 und zwar bei der Verzierung des Messerhefts bzw. Schwertgriffs, 615. LÁSZLÓ: 1955, 239. Abb. 65. 616. BARKÓCZY: 1968, 284. 617. FETTICH: 1926. b, Taf. III. 8. LÁSZLÓ: 1955, Taf. LXV. 11. BÓNA: 1982-83, Abb. 11, 1-1a. oder in einigen Fällen deren Anbringung am Gürtel. Sicher ist, das ein — wie wir weiter oben feststellen konnten — unter den Funden von Ufa möglicherweise Beschlag das Heftendes vorkommt, wie auch der Goldbeschlag mit Kupferniete,618 der mit dem Exem­plar von Fenékpuszta identisch ist. Die Datierung unserer Messer könnte angesichts der angeführten heimischen Parallelen der Beschläge mit Zahnschnitt sowie der verwandten Funde nord­italischen bzw. byzantinischen Ursprungs als leichte Aufgabe erscheinen, was sie in Wahrheit aber nicht ist. Einerseits können die Anfang des Jahrunderts erschienenen ausgezeichneten Publikationen der Fundorte Castel Trosino und Nocera Umbra nicht den Mangel beheben, daß die innere Chronologie dieser nur auszugsweise veröffentlichten, lange be­legten Gräberfelder bis heute nicht herausgearbeitet wurde, und das kann nicht Sache der ungarischen Forschung sein.619 Andererseits lassen sich die zu datierenden Parallelen, z.B. die gezahnt verzierte Schnalle von Keszthely-Fenékpuszta,620 eindeutig we­der den byzantinischen Taschenhalterschnallen, noch dem Kreis der durch den zweiten germanischen Tierstil charakterisierten Stücke zuordnen. Mit ihrem länglichen schmalen Körper, den durchbohrten, ösenartigen Fortsätzen zur Befestigung an ihrer Rück­seite würden sie zwar hierher passen, doch hat ihre Öse einen ausladenderen Bogen, der sich zum Durchziehen eines breiteren Riemens eignet, weshalb am Ende auch die schmale Schlaufe fehlt. Weiters erscheinen gerade deshalb die Tierköpfe nicht als paarweise Fortsätze zu beiden Seiten der Öse, son­dern an deren leicht verdicktem Ansatz. Und doch ergibt sich daraus die Möglichkeit einer weitreichen­deren Datierung. Mit dem Erscheinen des II. germani­schen Tierstils kann im letzten Drittel des 6. Jh., mit der Herausbildung von dessen awarenzeitlicher Vari­ante mit Zahnschnittverzierung aber erst im An­schluß daran gerechnet werden, seine Lebensdauer jedoch könnte sogar bis ins letzte Drittel des 7. Jh. hineinreichen.621 Es scheint, daß die awarenzeitlichen Parallelen der Dolch- und Gürtelbeschläge aus Kesz­thely-Fenékpuszta622 von verläßlichem datierenden Wert sind und in die erste Hälfte des 7. Jh. zu stellen sind. Innerhalb dessen können wir die Fertigung unse­rer Messer und des gezahnten Halterungsbeschlags in das mittlere Drittel des 7. Jh. oder dessen Beginn datieren und mit großer Wahrscheinlichkeit an eine pannonische Werkstatt knüpfen. 618. ACHMEROW: 1951, 130, Abb. 38. 1, 4. 619. WERNER: 1986, 28. 620. BARKÓCZY: 1968, Taf. LXV. 9. 621. BÓNA: 1982-83, 85. 622. BÓNA: 1971, 206-207. MÜLLER: 1987, 105-122. 170

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