H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

III. Die Requisiten und Rekonstruktion der Bestattung

61. N /-199 Abb. 32 Kunszállás-Fülöpjakab, Grab 60 Nichts bestätigt hingegen, daß diese Eisenbänder in unmittelbarem Zusammenhang mit der durch die Eisenklammern zusammengehaltenen Kiste — dem Sargdeckel — gestanden hätten, da es keine Spuren einer Vergoldung auf den eisernen Sargklammern gibt. Obwohl wir zur Lage der Sargklammern über keine Angaben verfügen, können wir es für ausge­schlossen erachten, daß man auf das vergoldete Bett eine grob zusammengezimmerte Sargkiste gelegt und dort hinein den Toten gebettet hat. Da scheint es eher auf der Hand zu liegen, daß der auf dem „Totenbett" liegende Khagan mit der Sargkiste nur zugedeckt wurde, wie wir das bei den Gräbern von Kunadacs und Kunszállás, auf die wir Bezug nahmen, beobachten konnten. Die von mir publizierten Beobachtungen über die Plazierung der Totenbahren bzw. Totenbetten in den Gräbern der Awarenzeit, noch eher aber über deren kistenartige Abdeckung wurden von der ungarischen Forschung einerseits mit Einverständnis, andererseits allerdings mit Vorbehalten und Zweifeln aufgenom­men.86 Dies verwundert insofern, als diese Bräuche doch nur für unsere awarenzeitlichen Forschung eine Neuheit darstellen, da wir auf die Bezüge und Beob­achtungen verwiesen haben, die sich auf die in ganz Europa beobachteten Rahmen, Totenbahren oder Totenbetten beziehen (Abb. 34.). Darüber hinaus sind auch die gut beobachteten, rekonstruierbaren Toten­betten aus den merowingerzeitlichen Gräberfeldern in Westeuropa allgemein bekannt. So wurden in den Grabkammern der Führungsschicht des alamanni- schen Gräberfeldes von Oberflacht die Toten regel­mäßig auf ihren eigenen Betten (Abb. 35.2-4.) bestat­tet.87 Fallweise bedeckte man die Unterteile der Ki­stenbetten oder der mit Kreuzleisten gefertigten Git­terrahmenbetten mit einem satteldachartigen Dek- kelteil bzw. bildete an ihren Enden Giebel aus, die der Länge nach durch eine Stange verbunden waren. Im letzteren Fall war das Bett mit Textilen, Leder oder eine zwischen die beiden Spitzen eingefügte Bretter­Abb. 33 Das mit Tragestangen ausgestattete Totenbett des Grabes von Kunbábony (Rekonstruktion) Verschalung bedeckt worden, und dadurch bildete das Bett eine Art geschlossenen Sarg. Um sie in der mit Querbolzen gezimmerten Grabkammer unter­bringen zu können, hatte man die Füße der Betten nicht selten verkürzt, feststellbar abgeschnitten. Die Universalität des Brauchs - und gleichzeitig den Ursprung auch der einheimischen Analogien ­86. MADARAS: 1981, 42-43. WICKER: 1984, 25-35. WICKER: 1987, 58, 62-63. 87. DOPPELFELD: 1960, 183-184, Abb. 17, PAULSEN-SCHACH-DÖRCES: 1972, 20-30. 82

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