H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)
III. Die Requisiten und Rekonstruktion der Bestattung
Abb. 30 Kunadacs, Crab 4 Bodenteil, mit dem man den auf der Liege ruhenden Toten zugedeckt hatte.82 Im letztgenannten Grab fanden wir die Eisenklammern des Deckels und der Ecken der Sargkiste an ihrem ursprünglichen Ort, Bodenbretter allerdings und auch Eisenklammern gab es nicht, mit denen man einen Bodenteil an den Seitenwänden hätte befestigen können. Unter dem Skelett fand sich lediglich pulveriger Mulm von gräuli- laer Färbung eines organischen Stoffes (Filz?, um das Skelett herum zeigten sich die doppelten Holzspuren des Sargdeckels und der anzunehmenden Liege mit 82. H. TÓTH: 1981, a, 186—187. einer charakteristischen rostbraunen Holzfaserverfärbung. In die beiden Enden des Grabes hatte man quer Gräben eingelassen. In deren schwarzer Humusauffüllung konnten wir keine Holzspuren beobachten. Aus der Auffüllung an den Füßen kamen Schädel- und Fußknochen eines Schafes zum Vorschein, die man vermutlich mit der abgezogenen Haut ins Grab gelegt hatte.83 Der doppelte Holzrahmen und die Lage der Sargklammern in den Gräbern von Kunadacs und Kunszállás (Abb. 31-32.) sind unserer Ein- schäztung nach ein ausreichender Beweis für die Aufstellung der Liegen - „Totenbetten" - im Grab und deren Abdeckung mit einer gezimmerten, mit Eisenklammern zusammengehaltenen Sargkiste ohne Bo- denteil.83a Unsere Annahmen decken sich weitestgehendst mit unseren nach der Restaurierung aus den Funden von Kunbábony zu ziehenden Schlußfolgerungen. Die am Ende des Grabes gefundenen Goldbleche lassen eine etwa 1 m breite, wahrscheinlich etwa 2 m lange, auf vergoldeten, Füßen stehende, geschnitzte Holzliege vermuten. Daran hatte man laut mit Hilfe der Eisenbänder mit großköpfigen Nägeln Tragestangen befestigt. Damit ändert sich unsere frühere Annahme geringfügig, wonach die den Toten tragende „Totenbahre'' (Abb. 33.) ins Grab gelangt sein könnte.84 Anstelle dessen können wir präzisieren, daß man das Bett mit Stangen zum Tragen ausstattete,85 die improvisierten Eisenbänder und die Stangenenden ebenfalls mit Goldblechen besetzte. Diese wurden bereits nicht mehr mit Silberklammern am Holz festgenagelt, sondern man befestigte sie mit kleineren Eisenklammern an der Oberfläche der Eisenbänder. 83. HORVÁTH: RégFüz 1961, 48. H. TÓTH: 1972, c, 247. 83/a Wie mir P. Tomka mitteilte, erwähnte Gábor Fejér in seinem Vortrag unter dem Titel „Völkerwanderungszeitliche Särge in Eurasien” (Népvándorlás kori koporsók Eurázsiában, in Druck, MFMÉ) Beispiele für Bodenbretter von Särgen, die gefalzt und mit schräg eingeschlagenen Holznägeln befestigt waren. In diesem Fall ist es nich notwendig in den Gräbern Eisenklammern zu finden, denn nur der Deckel mußte mit diesen befestigt werden, weshalb nicht unbedingt ein Deckkasten ohne Bodenteil angenommen werden muß. Es ist denkbar, daß sich im Grab des Khagans ein ganzer Sarg mit durch Holznägel verbundenem Bodenteil befand, in diesem Fall wiederum wären die fast zwei Dutzend Eisenklammern nur zur Befestigung des Deckels für meine Begriffe unnöttig viel. 84. H. TÓTH: 1972, a, 166. 85. P. Tomka hält die Anbringung dieser Tragestangen nicht in Längs-, sondern in Querrichtung für wahrscheinlicher. Meiner Einschätzung nach wäre in diesem Fall wiederum deren Anbringung duch starke vergoldete Eisenbänder nicht erforderlich, da es zweckmäßiger war, sie bei der Bestattung herauszunehmen. Die bekannte Breite des Grabes widerspricht nämlich ihrer Plazierung. 80