H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

IV. Die Insignien der fürstlichen Würde: Das Zubehör des khaganischen Gürtels Kat. 1–18

same Glaubenswelt,880 eine ethnische Gemeinschaft hin. Hinsichtlich der Lage im Grab verfügen wir in der Hälfte der Fälle über Beobachtungen, während sich bei einigen weiteren Fällen mittelbar darauf schluß­folgern läßt. In vier Fällen fand man je eine Perle auf den Halswirbeln oder in der Nähe des Schädels, diese wurden sicherlich aufgefädelt um den Hals getragen. In der Hüftgegend kamen Perlen in 5 Fällen zum Vorschein (am Kreuz, auf der linken oder rechten Beckenschaufel bzw. am linken Oberschenkelkno­chen), meist neben anderen Funden - Feuerstahl, Feuerstein, Silberbruch usw. — die sich in einer Tasche befanden oder dazu gehörten. So kann angenommen werden, daß diese Perlen (1-3 St.) zusammen mit anderen Dingen des täglichen Bedarfs im Beutel auf­bewahrt wurden. Aus angeführten Gründen halten wir es nicht für wahrscheinlich, daß diese Perlen lediglich zum Zeitpunkt der Bestattung mit dem Ver­storbenen ins Grab gelangt sein sollen. Um dies zu überprüfen, haben wir versucht, das Fundinventar der wenigen Kindergräber der Früh­awarenzeit in Augenschein zu nehmen. In den als Kna­benbestattungen definierten Gräbern finden sich da­runter auch Hinweise auf das Tragen einer Perle. So beispielsweise im Kindergrab 2 des Gräberfeldes Kun- peszér-Felsőpeszéri út, wo neben Eisenmesser, Eisen­schnalle und Tierknochenbeigaben am Hals auch eine geronnene Glasperle zum Vorschein kam.881 Neben Funden, die auf die Bestattung eines Knaben hindeu­ten- Eisenmesser, Schnalle, Reifen und Eisenbruch -, fand man im Grab 90. des Gräberfeldes Gyönk auf ähn­liche Weise Perlen.882 Als einzige Beigabe stieß man in Gräbern von Kindern unbestimmbaren Geschlechts auf je eine Perle, z. B. in Grab 31 des Gräberfeldes Kun- peszér-Felsőpeszéri út883 sowie in den Gräbern 47 und 61 des Gräberfeldes Gyönk-Vásártér.884 Scheinbar läßt sich also der Brauch, mit einer um den Hals getra­genen Perle das Böse fernhalten zu wollen, auf die Kin­derzeit zurückführen, und später bewahrte man diese Perle als Talisman fallweise in der Tasche am Gürtel auf. Keine Bestätigung fand jedoch die Annahme, daß einzelne Farben von apothropaischer Bedeutung sei­en. Unter den Perlen findet man nämlich solche mit 880. Ein interessanter Beitrag zum Thema des Tragens von Perlen durch Männer war die Bemerkung eines Gastes russischer Nationalität von mordwinischem Gebiet, der anläßlich unse­rer Ausstellung in Kecskemét weilte und dem wir in einem landnahmezeitlichen Grab „in situ” die am Hals getragene Silberperle zeigten. Er sagte: „Das war ein Krieger, der sie als Talisman trug, damit die Waffen ihn nicht verletzen” 881. H. TÓTH: 1987. (Mansukript) 882. ROSNER: 1971-1972, 115. 883. H. TÓTH: 1987. (Manuskript) 884. ROSNER: 1971-1972, 85, Abb. 94. weißer, gelblicher, rötlicher, brauner und schwarzer Grundfarbe, während in ihren Verzierungen die Far­ben Weiß, Rot, Gelb, Grün, Blau und Schwarz ohne jegliches erkennbares System Vorkommen. Unter den in Männergräbern gefundenen Bern­steinperlen sind die scheibenförmigen Exemplare des Fürstenfundes von Bocsa die größten, das Stück aus Kunbäbony ist quaderförmig, während jene des 3. Grabes von Kunpeszér eine kleine, runde Form hat. Das seltene Vorkommen von Bernstein in Männer­gräbern ist nicht überraschend, sind sie doch auch unter der großen Zahl von Perlen aus Frauengräbern ein Fund mit Seltenheitswert. Beachtung verdienen allerdings die 5 St. Bernstein­perlen aus Grab 5 des Gräberfeldes Kunpeszér, des­sen Beigaben neben einem goldenen Bommelohrge­hänge ein Bronzespiegel, Eisenmesser, Spinnwirtel usw. waren. In Grab 26 fand sich auf dem Brustbein lediglich eine einzige Bernsteinperle, und am Grab Ohrgehänge, Pinzette, silbernes Taschenaufhänger­paar usw.885 Aus dem Grab Nr. 152 einer Frau kamen im Gräberfeld Környe zwar keine Augenperlen, aber dafür unter fast einem Dutzend bemalter, inkrustier­ter Perlen mit Wellenlinienverzierung auch 2 St. stark abgenützte Bernsteinperlen zum Vorschein.886 Im Grab 22 des Gräberfeldes Mór-Akasztódomb fand man am Hals des Skeletts 8 St. Bernsteinperlen 887 Das Grab 37 des Gräberfeldes Deszk G enthielt neben 4 amorphen Bernsteinperlen u.a. ein Paar massive Arm­reifen mit trompetenförmigen Enden, ein Paar Ohrge­hänge mit Kugelanhänger, ein Kreuz usw. Im Grab 12. von Deszk H fand man neben 6 amorphen Bernstein­perlen u.a. ein Goldohrgehänge in Pyramidenform,888 während die Bernsteinperle aus Grab 43 des Gräber­feldes Pilismarót zusammen mit einem Ohrgehänge mit melonenkernförmigem Glasperlenanhänger, stabförmigen, mehrgliedrigen und anderen Perlen zum Vorschein kam.889 In Grab 42 des Gräberfeldes Alattyän wurde neben einem Paar Silberohrgehänge mit großem Kugelanhänger, darauf blauen Glaseinla­gen sowie farbigen Perlen eine größere, ähnlich wie die Bócsaer Exemplare scheibenförmige Bernsteinper­le gefunden und in Grab 145, ebenfalls einem Frauen­grab des gleichen Gräberfeldes, 3 St. als Perlen ver­wendete, durchbohrte amorphe Bernsteinstücke, die die Spuren von Schriftzeichen bewahrt haben.890 885. H. TÓTH: 1987. 886. SALAMON-ERDÉLYI: 1971, Taf. 26.30. 887. TÖRÖK: 1956, Taf. XIE 3-9. 888. CSALLÁNY: 1939, 6, bzw. nicht publizierte Funde des Móra- Ferenc-Museums zu Szeged. 889. FETTICH: 1965, 70, Abb. 141-142. 890. KOVRIG: 1963, 113, Taf. III. 8, XII. 12-14. 205

Next

/
Oldalképek
Tartalom