H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

III. Die Requisiten und Rekonstruktion der Bestattung

Abb. 39 Goldfinger aus dem Grab des Pharao Psusennes (XXI. Dynastie) (Vilimkova) renzeitlichen Fürstenfunde kennen. Und so scheint es, als wäre dies das Vorrecht des die höchsten Wür­den tragenden, beinahe schon sakralen Fürsten, des Khagans gewesen. Lediglich als konvergente Erschei­nung können wir auf den Grabfund des aus der XXI. Dynastie stammenden ägyptischen Pharaos Psusen­nes verweisen, in dem auf die Finger der in Textil gehüllten Mumie geschobene, mit anatomischer Ge­nauigkeit ausgearbeitete Goldblech-Finger (Abb. 39.) mit darauf appliziertem Goldring zum Vorschein ka­men.128 Dies zumindest spricht dafür, daß wir unsere behandelten Funde mit Recht für goldene Fingeren­den von Handschuhen halten dürfen. GESICHTSTUCH Daraus folgernd, daß dem Toten Handschuhe über­gezogen wurden, nehmen wir an: für die Zeit der sicherlich lang andauernden Bestattungszeremonie wurden die anderen unbedeckten Körperteile des verstorbenen Fürsten, und in erster Linie das Gesicht, verhüllt. Die Verwendung von Augenbinden ist aus unseren heimischen awarenzeitlichen Funden unbekannt. Im Herzen Asiens jedoch — dessen Verbindungen zu einzelnen awarischen Volksgruppen zweifelsfrei nachweisbar sind - sind sie anzutreffen. So waren in einzelnen Kurgans des Gräberfeldes Karabulak im 128. MONTÉT: 1951, 155-157. VILIMKOWA: 1969, 49, 81. West-Ferganatal die Gesichter der Toten mit Sieden­bändern bedeckt, während man im 9. Kurgan von Kenkol den Kopf des Toten mit zwei Bändern straff umwickelt hatte. Der gleiche Brauch war auch im ostturkestanischen Gräberfeld Astana zu beobach­ten.129 Die in Stoff gehüllten Toten trugen unter dem das Gesicht bedeckenden Seidentuch an der eben­falls aus Seide gefertigten Gesichtshülle eine durch Löcher aufgenähte silberne „Brille''.130 Die Spur dieser Bestattungen auf ihrem Weg über Inner und Zentral­asien nach Ost-und Mitteleuropa verfolgt Mihály Benkö in seiner vor kurzem erschienenen Studie „To­tenmaske und Grabobolus". István Erdélyi schreibt die Verbreitung dieser Bräuche der hunnisch- ogurisch-türkischen Bevölkerung zu,’”3, und erwähnt einen verwandten, vielleicht ebenfalls von einem Ge­sichtstuch zeugenden Fund aus der Kama-Gegend. Aus dem Grab 14 - mit beschlagenem Gürtel - des Gräberfeldes Gorbunjata kamen ein doppeltes Au­gendeckblech sowie „1. St. nur für ein Auge geeigne­tes Blech'' zum Vorschein,131 wobei letzteres m. E. 129. Stein: 1928, II. 670, 1928, Taf. III. 80. LITWINSKI: 1986, 59. 130. Auch eine das ganze Gesicht bedeckende Goldmaske veröf­fentlicht M. Benkö aus dem mittelsiatischen Samsi sowie deren Miniaturausgabe aus einer symbolischen Bestattung des Gräberfeldes Dzallak Dzebe. Auf letzterer hatte man gerade die Stellen für Augen- und Mundhöhle sowie Nasenlö­cher durch Ausschneiden markiert. 130/a BENKÖ: 1987-88,183-184, Abb. 9-10. Wie er mir so freund­lich war mündlich mitzuteilen, verbindet Cevendorj diesen Brauch in erster Linie mit der Bevölkerung hunnischer Her­kunft. 131. ERDÉLYI: 1982,108. 91

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