Die Ungarischen Archive (Budapest, 2007)
KOMMUNALE ARCHIVE - Andor Lakatos: Überblick über die Archive der Katolischen Kirche
im Archiv der Benediktiner-Erzabtei zu finden, zahlreiche Urkunden wurden nur in dieser Form überliefert. Am Anfang des 14. Jhs. wurde eine Formelsammlung im Franziskanerkloster Székesfehérvár (Stuhlweißenburg) zusammengestellt. Die 126 Formeln halfen bei der schnellen offiziellen Geschäftsabwicklung im Franziskanerorden. Damals wurde vom königlichen Rat über die Gebühren der Urkundenausstellung bei den glaubwürdigen Orten entschieden, die glaubwürdigen Orte, ihr Siegelgebrauch, ihre Gebührentarife wurden auch vom Herrscher überprüft, und die Urkundenfälschung wurde streng bestraft. Diese Aspekte wurden später auch in die kirchlichen Vorschriften aufgenommen, wie z.B. in die Statuten, die die Tätigkeit der Kapitel regelten. Wegen der Wichtigkeit der rechtssichernden Urkunden wurden die Regel für die Ausstellung, Aufbewahrung und Registrierung von Urkunden in mehreren äußeren und inneren Vorschriften festgelegt. Die Wichtigkeit der Schriftstücke, ihre besondere Behandlung haben vor Elementarschäden - wie die durch Blitzschläge verursachten Brände oder der Mongolensturm - leider keinen Schutz gewährt. Die Archive waren außerdem auch verschiedenen vorsätzlichen Beschädigungen ausgesetzt, als man z.B. versuchte, die neuen - oft willkürlich bestimmten - Besitzverhältnisse durch die Vernichtung der alten rechtssichernden Dokumente zu legitimieren. Bereits 1276 wurde aufgezeichnet, dass das Archiv des Bistums Veszprém (Weißbrunn) infolge des Raubüberfalls von Péter Csák große Schäden erlitt. Berichte über ähnliche Schäden gab es leider auch noch in der ersten Hälfte des 14. Jhs. Diese Ereignisse beunruhigten ja auch den Herrscher, 1322 bat z.B. Karl Robert I. das Kapitel von Nyitra (Neutra, heute in der Slowakei) um einen Bericht über den Archivbrand, in dem mehrere Urkunden verbrannten. Die Archive der glaubwürdigen Orte und andere kirchlichen Dokumente (die oft mit der Bezeichnung Privatarchiv unterschieden wurden) wurden im Mittelalter (und noch weitere Jahrhunderte lang) meistens in der Sakristei oder im Turm der Kirchen aufbewahrt. Nach 1526 wurde in den von den Türken dauerhaft besetzten Gebieten die traditionelle Organisation der Kirche aufgelöst, die alten Schriftstücke sind verloren gegangen. Die erhalten gebliebenen Dokumente begannen ihre "Wanderjahre": Man versuchte sie vor den Türken zu retten. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte machten sich viele Archive "auf den Weg" und viele sind dabei zugrunde gegangen. Die Kriegsereignisse waren den Archiven ja nie günstig und die Umzüge hatten offenbar die Vernichtung und Vermischung der Schriftstücke zur Folge, da die Archive für gewisse Zeit verlassen wurden und unbewacht blieben oder sich die Materialien verschiedener Archive vermischten, die an einem Ort aufbewahrt wurden (für die Vermischung und gemeinsame Aufbewahrung von Komitats-, Familien- und Kirchendokumenten gab es oft Beispiele). Nach der Vertreibung der Türken konnten die Archive nicht auf einen Schlag an ihren alten Aufbewahrungsort zurückziehen, es dauerte noch Jahrzehnte lang. Obwohl von einer methodischen und absichtlichen Aktenvernichtung durch die Türken nicht gesprochen werden kann, wurden den