Die Ungarischen Archive (Budapest, 2007)
DAS UNGARISCHE STAATSARCHIV UND DIE STAATLICHEN FACHARCHIVE - Géza Érszegi - István G. Vass: Das Ungarischen Staatsarchiv
des Aktengutes des Verteidigungsministeriums und der ihm untergeordneten Organe bzw. der ungarischen Honvéd und ihrer Organe aus dem Zuständigkeitsbereich des Ungarischen Staatsarchivs beeinträchtigt. Die Übernahme der Schriftstücke, die in die Zuständigkeit des Ungarischen Staatsarchivs fielen, die seit 1906 im Grunde genommen eingestellt wurde, konnte erst nach der Beziehung seines neuen Gebäudes fortgesetzt werden. Nach dem Ersten Weltkrieg ereignete sich im Leben des Staatsarchivs dank des Kultusministers Kuno Klebeisberg etwas Bedeutendes. Die Institution geriet 1922 zuerst - um ihren wissenschaftlichen Charakter zu stärken - unter die Aufsicht des Ministeriums für Kultus und Unterricht, später entstand gemäß dem GA XIX/1922 die Ungarische Universität für Sammlungen, die einen gemeinsamen organisatorischen Rahmen für die großen Museen, Bibliotheken und das Staatsarchiv bildete. (Deren Name änderte sich nach ihrer Umorganisierung von 1934 in Ungarisches Nationalmuseum.) Das Gesetz von 1922 besagte, dass das Staatsarchiv eine wissenschaftliche Einrichtung ist, deren Aufgaben u.a. sind: 1. die fachgerechte Aufbewahrung, Organisierung und Erweiterung, wissenschaftliche Darlegung und Publikation des Archivgutes und Förderung der Forschungsarbeit; 2. Erstellung von Gutachten für Staatsorgane; 3. fachliche Mitwirkung bei Adelsangelegenheiten; 4. Erstellung beglaubigter Kopien. Gemäß dem Gesetz wurden die wichtigsten Staatsorgane verpflichtet, ihre Dokumente, die vor mehr als 32 Jahren entstanden waren, ins Archiv zu geben. Bis 1945 wurden die vor der Jahrhundertwende (in einigen Fällen vor 1914) entstandenen Schriftstücke sämtlicher Oberbehörden des bürgerlichen Zeitalters und vieler anderer Organe mit landesweiter Befugnis - mit Ausnahme des Finanzministeriums - vom Staatsarchiv übernommen. Im II. Weltkrieg wurde das Gebäude durch Bomben mehrmals getroffen, die Decken der Magazine stürzten ein, Brände entstanden. Durch diese Ereignisse und durch das hier etablierte Militärkrankenhaus wurden sowohl das Gebäude als auch das Archivgut enorm beschädigt. Nach dem Krieg ist ein großer Zuwachs an Archivgut und die Ordnungs- und Erschließungsarbeiten des Archivbestands zu verzeichnen. Der Gesamtbestand des Archivs wurde vor allem durch Familienarchive und Schriften von Körperschaften und Vereinen bedeutend vermehrt. Die Zahl der Originalurkunden hat sich dadurch erhöht, dass die mittelalterlichen Urkunden des Archivs des Ungarischen Nationalmuseums, das 1934 dem Ungarischen Staatsarchivs einverleibt wurde, sowie die der Archive von Familien, Körperschaften und Vereinen, die durch Schenkung, Kauf und als Depositum in das Staatsarchiv aufgenommen wurden, in das Archiv für Diplomatik eingeordnet wurden. Ab dieser Zeit gilt die Regel, dass alle amtlichen Schriften, die vor der Schlacht bei Mohács (am 29. August 1526) entstanden sind und von dem Ungarischen Staatsarchiv aufgenommen werden, in das Archiv für Diplomatik oder mit der heutigen Bezeichnung in die Sammlung der Antemohacsiana - eingeordnet werden, unabhänngig davon, ob eine Schrift entweder als Originalausfertigung oder