Die Ungarischen Archive (Budapest, 2007)
PRESSE- UND MEDIENSAMMLUNGEN - István Salamon: Das Archiv des Ungarischen Rundfunks
ISTVÁN SALAMON DAS ARCHIV DES UNGARISCHEN RUNDFUNKS B ei der Vorstellung des Archivs des Ungarischen Rundfunks kann ein Überblick über die Geschichte des Rundfunkhörens in Ungarn von Nutzen sein. Der Anspruch der Menschen um die Wende des 19./20. Jhs. darauf, die Nachrichten und alle Art von Mitteilungen am schnellsten zu erhalten, wurde ab 1893 durch den Telefonboten (Drahtfunk) befriedigt. Der Telefonbote, der auf der Erfindung von Tivadar Puskás basierte, existierte mehr als 30 Jahre lang, und in seinem Gebäude (Rakoczi-Straße 22) begannen am 1. Dezember 1925 die Sendungen der Ungarischen Radio und Telefonbote AG. Die wichtigste Aufgabe des Telefonboten war die schnelle Informationsübermittlung; um Unterhaltung (Konzerte, Literatur- und Kinderprogramme) und Bildung (populärwissenschaftliche Vorträge, Sprachkurse) der Zuhörer kümmerte sich man erst später. Anfangs wurden kaum 40-50 Stunden Sendungen ausgestrahlt. Dank der Entwicklung der Technik erhöhte sich sowohl die Anzahl der Zuhörer als auch die der Sendungen. In den 1930-40-er Jahren erweiterte sich das Musikprogramm, die literarischen Programme hatten immer mehr Themen und Zuhörer, die ersten Hörspiele erschienen, die populärwissenschaftlichen, Jugend- und Sportsendungen wurden immer häufiger. Dem Ungarischen Rundfunk, dessen niveauvolle Sendungen auch im Weltmaßstab als hervorragend angesehen werden können, wurden im Zweiten Weltkrieg erhebliche Schäden zugefügt. Bei der Belagerung von Budapest wurden die Gebäuden und die technischen Vorrichtungen fast völlig vernichtet. Die gesammelten kulturellen Werte (wie Notenblätter, Schallplatten, Dokumente usw.) wurden dabei auch nicht verschont. In einem Land, das in Trümmern lag, war es nur durch enorme Anstrengungen möglich, am 1. Mai 1945 die Sendungen des Ungarischen Rundfunks wieder auszustrahlen. Dank der technischen Entwicklung erschien ab der zweiten Hälfte der 1950-er Jahren auch das Fernsehen, die visuelle Informationsübermittlung und 1957 wurde das Ungarische Radio und Fernsehen gegründet (und bestand bis 1974). Nach der Wende wurde auch die Organisation des ungarischen Rundfunks umgestaltet, das ursprüngliche Sendegebäude in der Sandor-Brody-Straße dient seit 1996 als Ungarische Rundfunk AG. Während der 80 Jahre langen Tätigkeit des Ungarischen Rundfunks wurden auf den verschiedensten Datenträgern sehr viele Informationen gespeichert, die heute 144