Die Ungarischen Archive (Budapest, 2007)
KOMMUNALE ARCHIVE - Andor Lakatos: Überblick über die Archive der Katolischen Kirche
bezeichnet) aufbewahrt, ihre Verwaltung wurde durch staatliche Gesetze geregelt. Die privaten Archive bzw. die der glaubwürdigen Orte der Kapitel wurden weiterhin in den Kirchen aufbewahrt, sie blieben hier in der Regel bis zur zweiten Hälfte des 20. Jhs. Auch die Organisation der Kirche wurde von den Gebietsveränderungen nach dem Ersten Weltkrieg hart betroffen. Viele kirchliche Archivalien gelangten ins Ausland und im Fall der durch politische Grenzen getrennten Diözesen gab es zwischen den Nachfolgestaaten keinen (oder nur sehr wenig) Aktenumtausch. Zwischen den zwei Weltkriegen bereitete die Fülle der Akten den kirchlichen Archiven Probleme, vor allem im Fall von wirtschaftlichen Archiven, die in selbstständigen Gebäuden, bei den Gutsverwaltungen aufbewahrt wurden und bei denen sogar voreilige Aussortierungen stattfanden. 1925 wurden bei der bischöflichen Gutsverwaltung von Veszprém (Weißbrunn) die alten, als wertlos angesehenen wirtschaftlichen Dokumente aussortiert, von denen ein Teil später ins Museum von Veszprém (Weißbrunn) sowie ins Ungarische Nationalmuseum gelangte. (Zu der gleichen Zeit hat auch im Komitatshaus von Veszprém (Weißbrunn) eine Aussortierung stattgefunden, der alte Hauptversammlungsdokumente, Urkunden aus der Zeit der Türkenherrschaft und Steuerkonskriptionen zum Opfer fielen.) 1932 bot das Jahrbuch Magyar Minerva zum ersten Mal einen Überblick über die Archive der katholischen Kirche innerhalb der derzeitigen Grenzen Ungarns (neben vielen anderen Sammlungen), wobei es diese Einrichtung für Einrichtung darstellte. Archive des Bischofs (des Erzbischofs) und des Kapitels (des Domkapitels) befanden sich in den folgenden Städten: Eger (Erlau), Esztergom (Gran), Győr (Raab), Kalocsa, Pécs (Fünfkirchen), Székesfehérvár (Stuhlweißenburg), Szombathely (Steinamanger), Vác (Waitzen), Veszprém (Weißbrunn). Ein einziges Archiv des Kapitels war in Sporon (Odenburg) vorhanden. Es gab besonders viele Archive der Mönchsorden: die Franziskaner hatten 21, die Piaristen 7, die Kapuziener und die Benediktiner je 4, die Dominikaner 3, die Prämonstratenser, die Minoriten, die Karmeliter, die Barmherzigen Brüder, die Zisterzienser je 2, die Serviten 1 Einrichtung. Bei einem Vergleich der Angaben mit der heutigen Situation stellt sich heraus, dass die Materialien der Archive der Bischöfen und Kapitel erhalten geblieben sind und sich sogar erweiterten, während die Anzahl der Archive der Mönchsorden von 50 auf 6 sank. - Der Verlust der Archive der Mönchsorden ist besonders zu bedauern. Dieser Vergleich weist schon auf die Geschehnisse nach dem Zweiten Weltkrieg hin. Im Frühjahr 1945 wurde die Mehrheit der Archive in Transdanubien (in den Städten Sopron (Ödenburg), Szombathely (Steinamanger), Esztergom (Gran), Pécs (Fünfkirchen) und Veszprém (Weißbrunn)) von Kriegsschäden betroffen. In den ersten zwei Fällen wurden die Archive des Kapitels und in den anderen Fällen die wirtschaftlichen Dokumente der Gutsverwaltungen durch Bomben getroffen. Das nächste wichtige Ereignis bezüglich der Archive war die Verabschiedung des Gesetzesartikels XXI von 1947 über die Archive, der die Archive der katholischen