Die Ungarischen Archive (Budapest, 2007)

KOMMUNALE ARCHIVE - Andor Lakatos: Überblick über die Archive der Katolischen Kirche

Archiven in dieser Periode große Schäden (Vernichtung und Vermischung von Akten) zugefügt, deren Folgen sogar nach der 150 Jahre langen Türkenherrschaft spürbar waren. Das 18. Jh. war die Zeit der Neuorganisierung der Organisation der katholischen Kirche. Die Bistümer und Kapitel konnten auf ihren früheren Sitz zurückkehren, die Beurkundungstätigkeit konnte fortgesetzt werden und die katholische Kirche kam dank der von den Türken zurückeroberten Gebiete zu vielen neuen Landgütern. Die Aktenreihen der meisten Archive waren ab dieser Zeit ununterbrochen, die Archive der Pfarrei fingén an sich zu erweitern, die Schriftlichkeit verbreitete sich und der Staat trug zu diesem Prozess auch bei: Die habsburgischen Herrscher spiel­ten eine aktive und entscheidende Rolle bei der Neuorganisierung der katholi­schen Kirche. Maria Theresa gründete - ihre Rechte als Patronatsherrin in weite­rem Sinne verstehend - sogar neue Diözesen durch Zerstückelung von einigen zu großen Diözesen (die neu gegründeten Diözesen erhielten die Dokumente bezüg­lich ihres Gebietes im Allgemeinen von den ehemaligen großen Diözesen). Durch die konsequente Ausweitung der Anwendung des Rechtes auf die Ernennung von Bischöfen, Domherren wurde den Königen der Eingriff ermöglicht. Während die Wirtschaftsführung der Kirchengüter streng geregelt wurde, konnten die Zielsetzungen der aufgeklärten Herrscher (wie die Erhebung der Bevölkerungszahl und der Ressourcen des Landes, die Verbreitung und Popularisierung der nützlichen praktischen Kenntnisse) oft durch die Mitwirkung der Kirche verwirklicht werden. Mittlerweile wurde 1723 ein Gesetz über die Gründung des Archivs des Landes ver­abschiedet. Als das Archivgut des Archivum Regni gesammelt wurde, wurden auch die Archive der glaubwürdigen Orte aufgefordert, ihre Dokumente, die sich auf das ganze Land bezogen zu melden bzw. zu übergeben. Im Juli 1755 wurden aus dem Archiv des Kapitels von Pozsony (Pressburg, heute in der Slowakei) 11 Dokumente von Landesinteresse aussortiert und davon wurde auch der Palatin benachrich­tigt. Viele glaubwürdige Orte konnten aber nur wenige solche Schriftstücke anbie­ten, da die Ereignisse der vergangenen Jahrhunderte vielerorts große Verwüstungen mit sich brachten. Die Konzepte der aufgeklärten Herrscher verursachten oft große Schwierigkeiten im Leben der Mönchsorden: 1773 wurden die Schriftstücke der auf­gelösten Jesuitenorden in das Archiv der Ungarischen Kammer eingelagert, 1782 ge­langten die Archive der von Joseph IL für "nutzlos" gehaltenen und daher aufgelös­ten Mönchsorden ebenfalls in die Kammer. Im März 1789 verordnete Joseph IL, dass alle Archive der Kapitel und der glaubwürdigen Orte nach Buda (Ofen) gebracht werden. Diese Verordnung wurde jedoch nie vollgezogen, nach einem Jahr wur­de sie von Joseph II. widerrufen. Mittlerweile wurden die mittelalterlichen Burgen durch die barocken bischöflichen (hochadeligen) Paläste, die der damaligen Mode entsprachen, abgelöst. Die bischöflichen Archive wurden meist auch in diesen Gebäuden untergebracht. In Bezug auf die angesammelten Akten wurde ab Mitte des 18. Jhs. auch das Geordnetsein für wichtig gehalten: Die Dokumente wurden im

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