Levéltári Szemle, 42. (1992)
Levéltári Szemle, 42. (1992) 1. szám - DOKUMENTUM - Gecsényi Lajos: A budapesti osztrák képviselet jelentéseiből, 1946–1947 / 57–76. o.
sen Leuten deswegen eine aktive Anteilnahme an einer unteriridischen Aktion nachgewiesen werden könnte. Was jedoch nicht hindert, dass in den letzten Wochen gegen eine grosse Anzahl prominenter Personen, darunter auch gegen markannte Erscheinungen des öffentlichen Lebens, bis in hohe Staatsstellungen hinauf, wegen angeblicher umtürzlerischer Tátigkeit oder zumindest Mitwisserschaft am Komplott, Untersuchungen laufen. Einzelne der Angeklagten verspüren hie bei, anscheinend, um ihre Lage zu erleichtern, das Bedürfnis, andere als Mitbeteiligte oder Mitwisser hineinzuziehen; auch allerlei „missliebige" Personen geraten jetzt in Gefahr, sich plötzlich als „Verschwörer" bezichtigt zu sehen, zumindest als „Förderer" und „unterstützende Mitglieder". So liegt zweifellos auch der Fali Kovács, 24 der in den letzten Wochen das Tagesgesprach gebildet hat. Die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen der Mitwisserschaft wurden von der Regierungspartei bestritten und die Frage seiner Auslieferung bildete Tagé láng den Gegenstand erbitterter Auseinandersetzungen im Immunitátsusschuss der Nationalversammlung und zwischen den Führern der Koalitionsparteien. Die Gefahr einer Parlaments- und Koalitionskrise war in greifbare Náhe gerückt und konnte erst nach mühevollen Parteienverhandlungen, bei denen von der Linken immer wieder mit Gewaltandrohung gekámpft wurde, überbrückt werden, als sich Kovács schliesslich „freiwillig" dem Untersuchungsrichter stellte. Die Erregung in der Bauernschaft ist heute noch eine tiefgehende, weil man dórt von seiner Unsohuld überzeugt ist. Die Entspannung hat allerdings nicht lange dauert, denn schon am selben Tag wurde Kovács Béla — man behauptet über Veranlassung gewisser Linkskreise — von der Besatzungsmacht wegen „aktiver Teilnahme an der Aufstellung unteriridischer sowjetfeindlicher Terroristengruppen und Spionage zum Schaden der Besatzungsmacht" verhaftet. Über sein Schicksal ist nichts Náheres bekannt. Auch der amerikanischen Protest gegen seine Inhaftierung hat zwar die Ungarn für zwei Tagé wieder in hoffnungsvolle Erregung versetzt, dürfte aber an der Situation selbst nichts ándern. Gleichzeitig mít der Selbststellung Kovács erfolgte auch sein Ersatz im Generalsekretáriat der Landwirtepartei durch den bisherigen Staatssekretár im Ministerprásidium, Páter Balogh, einen ausserordentlich klugen Politiker — vielleicht den bestén Kopf, über den die Partei verfügt. Er war seinerzeit als Mitglied der ung. Waffenstillstandkommission in Moskau, gilt als áusserst gewandter Parlamentari er und unbestrittener Demokrat, und geniesst bei Freund und Gegner, auch bei der Besatzungsmacht, hohes Ansehen. Ihm obliegt nun die undankbare Aufgabe, die Partei auf neuer Basis zu reorganisieren und die hochgehenden politischen Wegen zu glátten. Die Bauernschaft verlangt von ihm einen „starken Kurs" im Kampf gegen links, doch dürfte es eher seiner Klugheit gelingen, die Gegensátze zu mildern, die dem politischen Lében Ungarns das Gepráge gebén. Denn letzten Endes weiss keine der grossen Partéién, was die Zukunft bringt, bezw. was die anderen nach dem Abzug der Besatzung unternehmen werden. Die radikalen Vertreter der Linksparteien habén bei den letzten Auseinandersetzungen immer wieder den Ruf nach Neuwahlen erschallen lassen, für die nach ihrem Konzept ein „reformiertes" Wahlgesetz erforderlich sei. Hinaufsetzung des aktiven Wahlalters, Ausschluss „belasteter" Personen vom Wahlrecht, etc. hatten verfügt werden müssen. In Wirklichkeit aber sind heute nach der Krise allé Partéién froh, dass die Neuwahlen vorláufig sine die aufgeschoben werden konnten, denn der Ausgang wáre für allé heutigen Gruppén höchst zweifelhaft. Möglicherweise dürfte aus dem Streit der Gesiter die vom Abgeordneten Suljok (!) neugegrün74