Schematismus der K. K. Landwehr und der K. K. Gendarmerie 1913 (Wien, 1913)
Anhang
560 Orden, Ehren- und Erinnerungszeichen Orden vom Goldenen Vliese Gestiftet am 10. Jänner 1429 vom Herzog Philipp dem Guten von Burgund, mit der Bestimmung, daß nach dem Aussterhon seines Geschlechtes in männlicher Linie dor Gemahl der Tochter und Erbin des letzten Souveräns Oberhaupt des Ordens sein solle. Dieser Verfügung entsprechend, gelangte Kaiser Maximilian I. durch seine am 19. August 1477 ein- gegangene VermählungmitMaria, Erbtochter dos letzten Herzogs von Burgund, Carls des Kühnen, zu dieser Würde. Nach seines Enkels, Carl V., Thronentsagung blieb die österreichisch-spanische Linie im Besitze dos Ordens. Als diese Linie mit Carl II. 1700 ausstarb, fiel die Sukzession auf den spanischen Thron, nebst der Souveränschaft des Ordens an Carl 111., den nachmaligen Kaiser Carl VI.*) Der jeweilige Kaiser von Österreich, als Souverän des Ordens, ernennt die Ritter, welche namhafte und tadellose Edelleute von allem Adel und katholischen Glaubens sein müssen. Der Kronprinz von Österreich wird nach seiner Geburt, die übrigen Erzherzoge werden bei erreichter Großjährigkeit zum Ritter dieses Ordens ernannt. Das Ordenszeichen besteht aus einem goldenen Widderfelle (Vlies), das in der Milte von einem goldenen Ringe umfaßt, entweder an einer um den Hals und über beide Schultern hängenden goldenen Kette (Kollane) auf der Brust oder an einem Feuersteine, mit beiderseits hervorschlagenden, rot geschmelzten Fouerflammcn, befestigt wird. Der Feuorstein ist an einer, einem Feuerstahle ähnlichen goldenen Agraffe angebracht, deren unterer Teil auf gol- doDein Grunde don Kampf Jasons mit dem Drachen darstellt, während in beiden aufwärts gekehrten und dunkelblau geschmelzten Handhaben in goldener Schrift der alte Wahlspruch dos Hauses Burgund: „Pretium laborum non vile“ (Kein geringer Preis der Arbeit) erscheint. Das Ganze hängt an einem feuerroten, durch einen blau geschmelzten goldenen Schieber gezogenen Bande und wird um den Hals, auf dio Brust herabhängend, getragen. Militär-Maria Theresien-Orden Gestiftet von der Kaiserin-Königin Maria Theresia. Nach dem ruhmvollen Siege des Feld- marsclialls Leopold Grafen Daun bei Kulin wurde der 18. Juni 1757 als Stiltungslag festgesetzt. Die von Seiner Majestät dem Kaisor Franzi, am 12. Dezember 1758 erlassenen Ordons- statulen und die kaiscrl. Verordnungen vom 21. Oktober 1878 und 8. März 1895 mit Erläuterungen und Ergänzungen der Statuten sind im „Anhang zum Dienstreglement für das k. u. k. Heer“ enthalten. Der jeweilige Regierer des Erzhausos Österreich ist Chef, Oberhaupt und Großmeister dieses Ordens. In diesen können alle Offiziere, ohne Rücksicht auf Rang, Religion und andere Umstünde, für militärische Verdienste atifste- nommen werden. Der Orden soll aus so vielen Großkreuzen und Rittern — seit 1765 auch Kommandeuren — bestehen, als sich für diese Klassen würdig machten. Anspruch auf don Orden begründen nur jene herzhaften Taten vor dem Feinde, die jeder Offizier von Ehre, ohne den geringsten Vorwurf, hätte unterlassen können, die aber dennoch mit ausgezeichneter Klugheit, Tapferkeit und aus freiwilligem Antriebe unternommen wurden. Gleichen Anspruch begründen kluge, für den Kriegsdienst ersprießliche Ratschläge, welche Offiziere nicht nur egoben, sondern auch mit vorzüglicher Tapfereit ausiüliren geholfen haben. Die selbst geschilderte Tat muß von Augenzeugen bestätigt worden. Die Aufnahme in den Orden erfolgt in der Regel über Antrag des Ordcnskapitcls oder durch den Großmeister. Die Auinnhmc in den Orden verleiht, wenn der Behelfende nicht adelig ist, den österreichischen oder ungarischen Adel; über Einschreiten erhält der Ordensritter den erblichen Freihenensland. Die Dekoration bestellt aus einem goldenen, weiß geschmelzten Kreuze. Seine Vorderseite deckt ein kreisrunder roter Milfelschild, den ein weißer Querbalken durchzieht (das alte österreichische Wappen darstellend). Diesen Millclschihl umgibt ein weiß geschmelzter Reif mit dem Ordenswahlspruche in Gold: „FORTITUDINI“ (Der Tapferkeit). Die Rückseite des Mittclscliildcs zeigt dio verschlungenen Buchstaben M T und I'. (Maria Teresia, Franz). Das Ordensband ist rotweißrot. Dio Riller tragen don Orden auf der linken Brustseilo, dio Kommandeure um den Hals, die Großkrcuze an einem 10 cm broilen Bando von der rechten Schulter an der linken Hüfte; zu letzterer Dekoration gehört auch noch der „Stern“, welcher ohne Band auf der linken Brustseile getragen wird. Derselbe hat die größer gehaltene Form des Ordenskreuzes, slatt dos weißen Emails Brillantierung und hinter den Kreuzesarnie» zeigt sich ein goldener, grün geschmelzter Lorbcerkranz. Dio Ordensritter und deren Witwen erhalten Ordonspensionen. *) Carl konnte sich zwar nicht im Besitze dor spanischen Monarchie behaupten, blieb aber Oborhanpt des Ordens. König Philipp V. von Spanien bestritt dieses Vorrecht und erklärte sich ebenfalls zum Oberhaupt dos Ordens. Seit jener Zeit wird der Orden datier auch von Seite Spaniens aufrecht erhalten.