Linzbauer, Franciscus Xav.: Codex Sanitario-Medicinalis Hungariae 1 (Budae, 1852-1856)

Regimen Caroli VI. imp. et regis

425 ten seye. Es ist aber diese eine so unbeständige Sach, und ereignet sich nach Beschaffenheit deren Leibern bald das erstere, bald das letztere. Ja in einem Leib pfleget dieses Gift das Blut bald zu verdicken, bald all zu flüssig und schaumend zu machen. Nach dem nemlich das Blut mit anderen Säfften des Leibs in diesen oder jenen Theilen desselben vermischet wird, und bald mehr von solchen einnimmt, die fähig zu verdicken, bald von solchen, die mehr zu verdünnen geartet seynd. Auch ist es ein merchlicher Unterschied in unterschiedlichen Leibern, nachdeme nemlich, nach der angebornen oder eingewurzelten Art deren flies­senden Theilen des Leibs, diese oder jene Wirkung ehender und leichter her­vorzubringen ist. Wahr ist es doch, dass dieses Gifft eniweders ein oder die andere die­ser beyder Wirkungen zu machen pflege. Meistens aber erstens die Verdün­nung, sonderbar bey gallichten trocknen Leulhen. Obwohlen endlich nach einer hefftigen Aufschaumung alles in eine schicere, sulzicht und dicke Let- tigkeit verfallet. Diese Schäumung des Geblüts und anderer Säften des Leibs, ist abzunehmen aus dem feuerrothen Gesicht, schimmernden Augen, Abgang des Schlaffs , Unruhe , gewaltiger Unsinnigkeit, Blut-Stürtzung durch die Nase , oder aus anderen Orthen, und heftig brennender Hitze, vielen Brand- Blattern. Entgegen die Verdickung aus der Schlaf-Sucht, Derbe, geringer Hitze , weiss trüblichten Harn, schweren und feuchten Leibe des Krancken, übergrossen Beulen. Beständig aber und gewiss ists, kann auch nicht genugsam wiederholtet werden, dass dieses Gift, so die Säfft des Leibs ordentlich herumfliessen, die häutichte Theile eine gemessene Trockung und Beförderung denenselben ge­ben zu können, fortfahren; dass die Kranckheit nicht in ihren ordentlichen Lauf verwirret werde, sich allezeit pflege, und müsse in äusserlich-erschei- nende Geschwür, meistens bey denen Reihen, wohl aber auch unter denen Ichsen, oder hinter denen Ohren, oder in Brand-Blasen, die an alle Theil des Leibs kommen können, sich versammlen, und durch solche Versammlung von denen übrigen fliessenden Theilen des Leibs absönderen, und ausreinigen. Dieses alleinig ist bey dieser jetzt wallenden Seuche beständig, und durchgehends zu beobachten. Also, dass auch so gar nicht bey allen eine fie- berische Hitze zu finden ist. Ja die Puls und Harn seynd beyde, wie in na­türlicher Beschaffenheit sehr offt anzutreffen. Wie dann auch alle andere an­gezeigte ZufäU, sich bald dieser, bald jener, bey diesen und bey anderen, nicht zeigen. Zwar auch die Brand-Blattern seynd nicht bey allen zu finden, ivohl aber die Tüppel oder Beule: deren sich wenigst, wann die Krankheit sehr schnell ihre Schrancken durchlauffet, und ehender die Lebensgeister unter­drücket, als sie ihre Wirckung äusserlich zeigen kann, vor den Tod ein An­fang zu solchen noch sehr tief liegenden Tüppeln bey denen meisten sich als eine Spannung verspühren lasset. Von äusserlichen Ursachen dieser Krankheiten. Ob sie von unartiger Zusammenfügung des Gestirns, von Stillstehen, oder Fäulung der Luft, von Erz - Grüften, von Pfützen, von Thau, und dergleichen herkomme, ist alles ungewiss. Seynd hierinfalls so viel erdichtete noch andere Sachen zu hören und zu lesen , dass es die Mühe gar nicht be­lohnet , sich in solchen ungegründeten Dichtereien aufzuhalten, oder andere dar mit zu bethören.

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