Linzbauer, Franciscus Xav.: Codex Sanitario-Medicinalis Hungariae 1 (Budae, 1852-1856)

Mantissa

729 Unwissenden in Erstaunen gesetzt hatten, auf das deutlichste entdecket. Zum Beispiele dessen dienen die Finsternissen, welche vormals ganze Völker, de­nen dieselbe als Wunderwerke vorkamen, in die entsetzlichste Furcht, in Angst und Schrecken gestürzet hatten. Diese Verbesserung der Sternwissen­schaft hat all diese Furcht vertrieben. Dieses Schauspiel, welches vormals so erschrecklich geschienen, verursachet uns keine Furcht mehr. Wir bewundern ganz ruhig die Allmacht des Schöpfers, welcher diese grossen Körper, in einem so unendlich weilen Raume, mit solcher Richtigkeit, durch so viele Jahrhunderte herumwälzet, dass sogar der schwache Menschenwitz es zuwege gebracht hat, derselben Wiederkunft auch auf zukünftige Jahrhunderten bis auf eine gewisse und gesetzte Zeit ausrechnen zu können. Die Schiesspulver, die electrischen Wirkungen, die Verblendungen durch Spiegel und andere optische Kunststücke sind von solcher Beschaffen­heit, dass man einen jeden Menschen, dem sie unbekannt sind, in die grösste Verwunderung setzen kann. Es haben sich auch viele Betrüger derselben be­dienet , das leichtgläubige Publicum damit zu überführen, dass sie die gröss­ten Zauberer wären. 9 Es ist auch richtig und geiciss, dass je mehr die Künsten und Wissen­schaften aufnehmen, destomehr die Wunderwerke sich vermindern. Die Zau- berey der Abgestorbenen (Magia posthuma) von welcher hier die Frage ist, dienet zu einem neuen Beweise2]. Denn alle diese Begebenheiten befinden sich nur in Gegenden, in welchen die Unwissenheit noch immer herrschet. Es ist auch wahrscheinlich, dass die schismatischen Griechen die Haupturheber der­selben sind9. Tournefort ein gelehrter und erleuchter Leibarzt, zugleich aber der geschickteste Botanicus oder Kräuterverständige seines Jahrhunderts, da er von Ludwig dem Vierzehenten, Könige in Frankreich, in Asien geschickt wor­den, hauptsächlich in Griechenland diejenige Kräuter zu suchen, ivelche die Alten meistentheils sehr unrichtig beschrieben halten, war selbst gegemvär- tig, und sah denjenigen Körper sehr nahe, den man einer Zauberey nach dem Tode (Magiae posthumae) angeklagt hatte. Er sah auch alle Mittel, die man an gewendet zu verhindern, damit der Teufel dieses Körpers, sich nicht mehr bedienen könnte, die Lebendigen in Angst und Schrecken zu setzen*). ’) Verschiedene Zufälle und Arten dergleichen Betrüger liest man im unvergleichli­chen Tractat des weltberühmten Hermanns Boerhaave unter dem Titel: Elementa chemiae. 1. B. 2. Th. Venedig 1737. 5) Her gelehrte P. Augustin Calmet , in seiner Historie der Vampyren, welche den zweyten Theil seines Buches von den Erscheinungen der Geister ausmacht, und im Jahre 1751 zu Augsburg in deutssher Sprache ans Licht getreten ist, bekräftiget, dass es beynahe 60 Jahre sind , dass sich der Ruf von den Vampyren in Ungarn, Pohlen, Schlesien und Mähren auszubreiten ange­fangen hat. Calmet schrieb sein Buch von Gespenstern und Vampyren im Jahre 1745. und in Wahrheit, in der Zeitung Mercurius genannt in dem 1603. und 1694. Jahreslaufe liest man dergleichen Geschichten von etlichen Vampiren in Pohlen , und besonders in Pohlnisch-Preusen. s) Was man in Griechenland und im Archipelagus von den Brucolachen er­zählet , ist das nemliche, was man anderswo von den Vampyren vorgiebt. Der Abt Langtet sagt in seiner Vorrede seiner historisch-dogmatischen Abhandlung von den Erscheinungen: Vampyr, Brucolach, oder Timpanit sind lauter gleich- deutige Worte. Im zweyten Bande dieses Buchs S. 173 liest man das Wort Bru­colach kömmt von dem neuen griechischen Worte ßouQ/og , welches Koth heisset, und von einem andern kaaxog, welches eine Grube oder Cloack anzeiget; denn man beobachtet gemeiniglich, dass die Grüften, wo man dergleichen Körper beise­tzet , voll Koth sind. *) Dieses trug sich den ersten Jänner 1701 in der Insel Micon zu. Der Abt Calmet

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