Linzbauer, Franciscus Xav.: Codex Sanitario-Medicinalis Hungariae 1 (Budae, 1852-1856)
Mantissa
724 haben oft kein Sah und Oel. So bald die Faste vorüber ist, kochen sie Tag und Nacht, und verzehren das gebratene Schioeinfleisch ohne Genügen. Zum grossem Beweise, dass diese Faste und nicht etwa der Himmelstrich oder die Luftveränderungen die Grundursache dieser Krankheit sei, mag die Wahrheit dienen, dass kein teutscher oder anderländischer Soldat Moroi sehe, oder nur an dieser Krankheit leide , ja sogar die Raizen, welche doch eine gleich strenge Faste beobachten, sind dieser Krankheit nicht unterworfen, indem sie zu ihren Speisen den rothen türkischen Pfeffer äus- serst sehr würzen, welcher ihnen aber auf der andern Seite allgemein die Kräze verursacht. Kur art der Wallachen. Den Anfang zur Kur, machen 5 bis 6mal wiederholte Segensprechungen der alten Weiber. Sie schmelzen ein Stük Zinn und giessen es in eine Schüssel mit Wasser gefüllt. So viel Eken dasselbe bekömmt, soviel Krankheitsarten hat der Pazient. Sie machen dann eine Vermischung von Ungereimtheiten, schmieren den Kranken damit ein, und geben es ihn zu verschluken. 2. Schiessen sie hart über den Kranken eine zwar blind aber scharf geladene Pistole. Hilft es nicht, so wird es 2 bis 3mal wiederholt, und es erfolget oft Konvulsion und heftiges Zittern. 3. Man giebt Honig mit Wein oder Brandwein zu trinken. Das erste wirkt bisweilen. 4. Legt man den Kranken in einen grossen Trog auf den Rüken, schmiert ihn mit Baumöle, und bindet seinen Unterleib stark hinauf3 welches wegen der starken Ausdehnung gewöhnlich mehr Schaden macht. 5. Giebt man dem Kranken Baumöl aus der Kirchenlampe zu trinken. Wo zuvor ein Erbrechen war, hat es seine Wirkung gethan. 6. Legen die wallachischen Operateurs den Kranken auf den Rüken, mit den Füssen gegen die Sonne, und greifen mit einer von den Zigeunern nicht zu fein ausgearbeiteten Hake nach den unschädlichen Mandeln, und schneiden selbe mit einem scharfen Brodmesser, obschon mit einer erschrek- lichen Verblutung , doch geschikt heraus. Die Blutreichen finden eine Linderung\ Nachdem bekommen alle eine Heiserkeit und Ausdörrung der Lunge woran sie längst in 3 Jahren sterben. Bei starken Verblutungen nehmen sie die Hilfe zu einer starken Sauerkraulbrühe. Dies Stück Arbeit kostet 17 kr. 7. Werden die Kranken mit dem vermeintlichen Blute der ausgegrabenen Blutsäuger fleissig geschmiert, die Körper aber hier zu Lande, wenn sie denselben die Köpfe abgehauen an einigen Urten, wieder begraben, an andern verbrennt. In der Wallachei hingegen führt man sie auf einen Wagen zu der Bemarkung des Dorfes, haut ihre Köpfe ab, stekt einen Stein in ihren Mund, hauet die Leiber auf, brühet sie mit siedendem Weine aus, schlägt Pflöke durch ihre Herzen und lässt sie den Vögeln oder Hunden zum Frass über. Kur ar t des Wundarztes Tallar. Im Anfänge der Kur that ein Brechmittel die beste Wirkung. Die Auflösenden halfen wenig, die Schweisslreibenden noch weniger, und so eben die Kühlenden. Alle Säure sättigende hermetische Kalke, besonders die Krebsaugen schwächten die Hize, brachten die Kranken aus der Gefahr, und in wenigen Tagen wieder zur Gesundheit. Bei welchem aber das Uebel schon überhandgenommen , war alle Bemühung vergeblich. Soviel aus dem Yisum repertum des Wundarztes Georg Tallar. (Johann Dionis John. Lexicon der k. h. Medizinalgesetze. Prag bei Johan Gottfried Calve. IV Theile und Fortsetzung II Thetle 1790—1798. kl. 8. — Vide I. Theil pag. 214—220.)