Linzbauer, Franciscus Xav.: Codex Sanitario-Medicinalis Hungariae 1 (Budae, 1852-1856)
Mantissa
654 Wurden aber nur allein roth-erhobene Fleck, oder auch Streime mit Schmerzen zum Vorschein kommen, welche mit der Zeit öfters purpur-roth, oder auch blaulicht zu werden pflegen, so hat man sich mit der innerlichen Cur nach Gestalt der Färb denen Petetschen gleich zu halten, äusserlich aber kan man auf solche Fleck oder Streime Holder-Blüh oder Rockcn-Melil (worunter zuletzt ein wenig Kampfer vermischt) in einem Tüchlein oder Säcklein, so warm als es der Kranke erleiden kan, auflegen, welches sodann öfters gewärmet, und mit Myrrhen durchräuchert frisch umzuschlagen seyn wird. Da sich aber nebst oder ohne erstbesagten Petetschen, Flecken, oder Streime, Beulen sehen Hessen, so fahret man innerlich mit denen der Natur nach eingerichten, und vorgeschriebenen Schweissmitteln fort: äusserlich aber, wann solcher noch tief steckete, leget man auf Magnet-Pflaster , gibet er sich besser zu Gesicht, kann hernach oder mit diesem vermischt, oder alleinig gebraucht werden das Diachilon Simplex, oder cum gummatibus, item das Melüoten- oder Schleim-Pflaster. Sölten aber diese Pflaster nicht zu überkommen seyn, kann man sich selbst, eines folgender gestalten zubereiten. ß. Foenum graec. oder Griechisch-Heu-Samen. Haar-Linsen. Eywisch- Wurtzen, von jedem 4 Loth. Zerslosse diese Stuck, und giesse darauf siedendes Wasser 1 Mass , lasse solches über Nacht stehen, an einem warmen Ort, presse hernach den Schleim durch ein leinernes Tuch, alsdann ß. Baum- oder Lein-Oel ein und ein halb Pfund. Fein pulverisirles Gold- oder Silber-Glet drey viertel Pfund. Diese letztere zwey Stuck lasse aufsieden, giesse nach und nach unter stätem und ßeissigen Umrühren mit einem höltzernen Spatel den vorigen Schleim darein, lasse es langsam verkochen, bis sich die völlige Feuchtigkeit durch das Abrauchen verzogen, und wann es hernach die Dicke eines Pflasters (welches aus der abgekühlten Probe zu ersehen) überkommen, so ist es fertig. Solté sich der Beul nicht erweichen, sondern gross und hart verharren, gebrauche folgendes Pflaster: ß. Saft von gebratenem Zwifel. Schleimen von Leinsamen, von jedem ein halb Pfund. Honig 1 Pfund. Lasse dieses mit einander sieden, bis die Probe darvon in der Kühle hartlich werde, rühre darunter Zerstossenen Wachs 4 Loth. . Terpentin, 2 Loth. Klein zerriebenen Safran ein halb Loth. Kampfer, mit wenig Leinöl aufgelöst ein halbs Quintei. Und also wird es mit diesen letzteren Stucken ohne Feuer so lang gerührt, bis es kalt und dick wird. Da aber die Beulen mit allen diesen sich öfters nicht erweichen, sondern unter Stätten Schmertzen den Kranken beunruhigen, so pfleget man auch sehr nützlich mit Kochel zu Hilf zu kommen, und diese so oft des Tags zu erneueren , als das darauf gelegene kalt zu werden anfanget', die Kochel können gemacht werden aus Semmel-Schmolen in Milch geweichet, wenig Safran, Eyer-Dotter und Leinöl; oder 44 44