Linzbauer, Franciscus Xav.: Codex Sanitario-Medicinalis Hungariae 1 (Budae, 1852-1856)

Regimen Caroli VI. imp. et regis

526 §. II. Zuvorderst aber ist ein mercklicli und sehr nöthiger Unterschied zu machen, unter der Pest und unter denen unterlassenden oder stets wah­renden bösen ansteckenden Fiebern, welche sich in unserm Oesterreich auch öfters ereignen, und von einer durch ungewöhnliche und gesunde Witterung und Lebens-Art verursachte Corruption und Faulung deren Lebens-Säften hergerühret, wie dann die Kranken den Kopf, Magen-Schmerzen zuweilen in dem gantzen Leib, auch Schwachheit in allen Gliedern, zuweilen unter den Achseln, an Hals, hinter den Ohren und in den Reihen (da man doch äusser- lich nicht die geringste Erhöhung oder Geschwulst vermercket) geklagt, so seynd doch solch durch Gebrauch heylsamer und tauglicher Mittel (wann sol­che nur beyzeiten adhibiretj wiederum curiret worden: da entgegen bey der Pest öfters die Zufall Hauffeniceis und im höchsten Gradu , auch in so ge­schwinder Eyl überhand genommen, dass man schier keine Arzney mehr heybringen, vielweniger den erwünschten Effeckt abwarten können, insonder­heit aber haben sich äusserlich gezeiget Beulen, Car funkeln, Vibices oder Striemen, und neben diesen rothe, braun- rothe, bald dunckelblaue und schwartze Petetschen, welche die Pest von denen andern bösen Fiebern merk­lichen unterschieden. §. III. Wiewohlen die Ursachen dieses höchstschädlichen Uebels schwer zu erkennen und zu determiniren geschienen, auch vorhin schon Hippocra­tes sich nicht gescheuet zu bekennen, dass dieses etwas göttliches, und, dass unser Vernunft übersteigendes, seye, jedoch ist gewiss , dass solches in einen subtilen flüchtigen sehr scharfen corrosivischen und dem menschlichen Le­ben höchstschädlichen giftigen miasmate oder ansteckenden giftigen Dunst und Dampf, der mit dem Geblüt und Lebens-Geistern vermischet worden, bestanden, und aus denen infeirten Körpern, absonderlich, wann sie bald sterben wollen, gegangen. §. IV. Es rneynen auch viel Authores , dass nächst göttlichen Zorn die Saturnischen Einflüsse die Luft zur Fäule disponiret haben, allein glaubioür- diger ist es, dass nur die böse Lebens-Art eine solche Corruption in denen Menschen verursachet, welche per contagium immediatum oder unmittelbare Berührung deren aus einem Infeirten ausfliegenden Dünsten fortgepflanzet ic er den, absonderlich so ein Mensch der sich in der Gegend oder Nähe eines mit der Pest Infeirten befunden, oder deren Kleyder, Beth-Gewand oder andere Sachen von ihm berühret, gebrauchet, in augenscheinlicher Gefahr gestanden, angesteckt zu werden, vermittelst der Luft durch Nasen und Mund eingezogen worden, der die Säfte und Geblüt, wann sie darzu disponirt, durch eine geschwinde und innerliche Gührung oder Schäumung in eine Fäu- lung gesetzet, und endlichen das ganze Geblüt und Lebens-Geister in ge­schwinder Eyl dergestalt infeirt und corrumpirt wurden, woraus dann nachfolgende Symptomata sich liervorgethan, es zerrisse die Schärffe die­ses Gifts die äussersten Theil der Geäder, da nachgehends in denen Car­bunculis, Vibicibus, Petecliiis, das steckende wilde Geblüt in denen Pa­rotidibus und Bubonibus das euterige Serum zum Vorschein gekommen, welche bald eine Gangraenam oder Absterbung der nahe liegenden Theil ver­ursachet. §. V. Darvon endlichen in 2. 3. 4. und höchsten 7. Tagen in denen infeirten Personen (ungeacht die allerbesten wider Gift dienende Mittel an­gewendet wordenJ der Tod erfolget: Gleichwie dann die Körper bald nach dem Tode aufgeloffen; braun und blau,ja ganz schwartz und abscheulich aus­gesehen, und das Blut zu Nasen und Mund heraus gegähret oder geschaurnet, wie solches bey diesen Umständen mchrerntheils beobachtet worden.

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