Linzbauer, Franciscus Xav.: Codex Sanitario-Medicinalis Hungariae 3/5 (Budae, 1861)
Regimen imperatoris ac regis Apostolici Ferdinandi I. (V.)
778 gerungen als Basis für das weiter unten Mitzutheilende, und die Furcht vor Felschlüssen , die ja gar häufig Vorkommen, wo es gilt, die Resultate einer fremden Arbeit zu begutachten , rechtfertigt mindestens von meinen Augen diese meine Weitschweifigkeit vollkommen. 1) Ich habe zuvörderst gefunden, dass die mit blossem Auge sichtbaren Zeichen der Krankheit mit einer braunen Färbung der Kartoffelsubstanz beginnen , und dass am Ende dieser Krankheit diese braune Färbung wieder völlig verschwunden ist. 2) Ich habe bemerkt, dass die Masse der kranken Kartoffeln im zweiten Stadium der Krankheit nach altem Käse riecht, dass aber dieser Geruch im dritten Stadium der Krankheit ebenfalls verschwunden ist. 3) Ich habe ferner unter dem Mikroskope beobachtet, dass die Krankheit mit einer Trübung der Zellenflüssigkeit beginnt, und dass im weiteren Verlaufe der Krankheit sich ein brauner Niederschlag auf die Zellenwandungen selbst zerstört werden , und in dem letzten Stadium der Krankheit nur noch in Spuren unter der Gestalt kleiner Fetzen und Lappen aufzufinden sind. 4) Von der Flüssigkeit, welche die Kartoffelzellen im gesunden Zustande stets, und im kranken Zustande nur im ersten Stadium der Krankheit erfüllt Csie läuft ja, wie gezeigt wurde, in Folge der Zerstörung der Zellenwandungen im vollendeten zweiten Stadium der Kindheit ausj , konnte im letzten Stadium der Krankheit ebenfalls nichts weiter bemerkt werden, da die ganze erkrankte Kartoffel völlig trocken und fest geworden war. 5) Die einzelnen Stärkemehlkörnchen, welche anfangs noch in ihren Zellen eingeschlossen erschienen , im zweiten Stadium der Krankheit in der dickflüssigen Jauche herumschwammen, und im dritten Stadium der Krankheit die zurückbleibende feste, mehr oder weniger weisse Masse zusammenselzen, habe ich unter dem Mikroskop stets unverändert und völlig gesund angetroffen. 6) Der Wassergehalt der kranken Kartoffeln im ersten Stadium der Krankheit war stets grösser als der Gehalt an Wasser in den gesunden Kartoffeln derselben Sorte und von demselben Felde. 7) Der Stärkemehlgehalt, so weit derselbe durch die allerdings nicht völlig zuverlässige Methode der Darstellung des Stärkemehls ermittelt werden konnte, war in den kranken Kartoffeln stets geringer , als in den gesunden. 8) Die quantitative Bestimmung der Pflanzenfaser, so wie des Gummis und der stickstoffhaltigen näheren Pflanzenbestandtheile unterblieb wegen Mangels einer zuverlässigen analytischen Methode. 9) Der Aschengehalt der kranken Kartoffeln dieses Jahres ward im Allgemeinen grösser gefunden, als der der zugehörigen gesunden Kartoffeln, und zwar unter fünf Fällen vier Mal. 10) Ich habe mit Rücksicht auf das quantitative Verhältniss der in den gesunden Kartoffeln enthaltenen Magnesia und Phosphorsäure, so wie der Alkalien und der Schwefelsäure und Salzsäure stets gefunden, dass die kranken Kartoffeln mehr Magnesia und Phosphorsäure, dagegen aber weniger Alkalien und Schwefelsäure und Salzsäure hatten. Diess sind die Facta , und daraus folgere ich jetzt: 1. dass in Folge der Krankheit, welche mit einer gegenseitigen chemischen Entmischung der in der Zellenflüssigkeit aufgelösten näheren Pflanzenbestandtheile beginnt, fwobei als Entmischungsproduct sich ein brauner, in Hasser unlöslicher, oder doch sehr schwer löslicher Körper abscheidet), endlich die Zellenwandungen zerstört werden, während das im Vergleich mit