Linzbauer, Franciscus Xav.: Codex Sanitario-Medicinalis Hungariae 3/5 (Budae, 1861)

Regimen imperatoris ac regis Apostolici Ferdinandi I. (V.)

767 nahe völlig verschwunden sind. Es erklären sich daher jetzt sämrntliche Er­scheinungen , welche man mit blossen Augen während der verschiedenen Sla- dien der Krankheit an den kranken zerschnittenen wie unzerschnillenen Kar­tonéin wahrnehmen kann , sehr genügend, und es dürfte geradezu überflüssig sein, auch nur ein Wort zur weiteren Verständniss derselben beizufügen. Die braune Färbung des erkrankten Kartoffelfleisches im ersten Stadium der Krank­heit entspricht der Bildung des braunen Zersetzungsproductes und der Nie­derschlagung desselben auf die Zellenwandungen; die Verflüssigung der er­krankten Partie der Kartoffel im zuzeiten Stadium ist veranlasst durch Zerstö­rung der einzelnen Zellenwände und durch Zusammenfliessen des gesummten Inhalts unendlich vieler Zellen in einen gemeinschaftlichen Raum, — und che Umwandlung des Ganzen endlich in einen festen weissen Körper unter Verlust der ursprünglichen Form und des ursprünglichen Gewichtes der Karlojfel hat ihren Grund in der Verdampfung des Zellemcassers durch die Schale der Kartoffel und in dem Zurückbleiben des unzerstörten Stärkemehls. Alles An­dere , die mancherlei Pilze und Thiere, selbst die Erscheinungen der kleinsten Infüsionsthierchen nicht ausgeschlossen, sind nur zu der schon vorhandenen Krankheit hin zu gekommene Dinge, die also mit dem Wesen der Krankheit nur insofern in einigem Zusammenhänge stehen, als durch das bereits vor­handene Product der Krankheit den Bedingungen ihres Entstehens und Beste­hens entsprochen wird; und ich darf jetzt nach vorstehender getreuer Darle­gung des sichtbaren Verlaufs der fraglichen Krankheit wohl ohne ernstlichen Widerspruch die Behauptung wagen, dass nur sehr flüchtige Untersuchun­gen oder Mangel an allgemeiner naturwissenschaftlicher Durchbildung die ge- gentheiligen Ansichten aufkommen lassen konnten. Nachdem icir sonach die sichtbaren Veränderungen, welche die Krank­heit in den Kartoffeln hervorbringt, in der Reihenfolge ihres nach und nach stattfindenden Auftretens kennen gelernt haben, ivollen wir uns jetzt zu den etwa vorhandenen chemischen Veränderungen der kranken Kartoffehi wenden. Vielleicht dass icir dadurch der wahren Erkenntniss des Wesens der Krank­heit noch näher rücken, oder gar die krankmachende Ursache selbst aufzufin­den im Stande sind. Die chemische Untersuchung der kranken Kartoffeln. Indem ich im Nachstehenden ganz einfach und ohne alle theoretische Zu- that die Resultate meiner chemischen Untersuchungen mittheile, behalte ich mir für einen späteren Abschnitt vor , die Gründe näher zu entwickeln , wel­che mich bestimmten, gerade die von mir vorgeschlagene Untersuchungsweise zu wählen. 1) Bestimmung des Wassergehaltes. Um den Wassergehalt kranker wie gesunder Kartoffeln zu bestimmen, ward in folgender Weise verfahren. Verschieden grosse Quantitäten gleich frischer Kartoffeln (d. Ii. solcher, welche gleichzeitig aus dem Felde genom­men und bis zum Augenblicke der Untersuchung unter übrigens ganz gleichen Umständen aufbewahrt ivorden waren) wurden mittels sorgfältigen Abbürstens von aller etwa noch anhängenden Erde gereinigt und dann genau gewogen 3). Hierauf wurden sie in dünne Scheiben geschnitten, und auf Horden ausge­3) Ich, bediente mich zu diesen Wcigungen, da bei der Anwendung von circa 2 Kilo­grammen Kartoffeln die gexc'óhnlichen chemischen Waagen nicht ausreichen , einer grossen Waage des hiesigen Mechatiikus Burger, welche bei dieser Belastung ein halbes Gramm , also den 1000slen Theil, mit Sicherheit angab.

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