Linzbauer, Franciscus Xav.: Codex Sanitario-Medicinalis Hungariae 3/5 (Budae, 1861)

Regimen imperatoris ac regis Apostolici Ferdinandi I. (V.)

’i 65 Karloff el sub stanz des ersten Stadiums der Krankheit. Die Stärkemehl Kü­gelchen einer so beschaffenen Zelle sind jedoch völlig normal beschaffen, sowohl was ihre Form *) betrifft, als auch in Bezug auf ihr chemisches Ver­halten zu Jod, und ich bemerke bei dieser Gelegenheit, dass man durch Fär­bung des Stärkemehls in dem mikroskopisch zu untersuchenden Präparate sich die Untersuchung wesentlich erleichtern kann, weil nach der stallgefundenen blauen Färbung des Stärkemehls alles Uebrige weit deutlicher zu überblicken ist. Im ausgebildeten zweiten Stadium der Krankheit, wo man es also nicht mehr mit der Untersuchung einer festen Substanz, sondern mit einer Flüssig­keit zu thun hat, bemerkt man unter dem Mikroskope ausser vollkommen ge­sunden Stärkemehlkügelchen nichts weiter als den Rest zerstörter Zellenwan­dungen. Diese Reste sind mehr oder weniger braun gefärbt, so wie denn auch braun formlose , äusserst kleine Körnchen, iheils frei, theils zu Lappen und Ballen oder kugelförmigen Klumpen (Protomyces nach Mar tin sj vereinigt, theils aber den Resten der Zellenwände noch anhängend in der Flüssigkeit herumschwimmend gefunden werden. Nicht selten tummelt sich in dieser, übrigens sehr trüben Flüssigkeit eine Menge , der kleinsten Infusionsthierehen, unter denen es mir möglich war, zwei Arten von einander zu unterscheiden , nämlich kleine runde oblonge mo- nadenähnliche, mit dünnen Schwänzen versehene, und längere fadenförmige , sich wie Aale oder Schlangen bewegende Thiere, in Betreff welcher letzteren es den Anschein hatte, als befässen sie eine grosse Anzahl quer über ihren Körper laufender Einschnürungen; allein selbst unter 800- bis 1000maliger Vergrösserung mittelst eines sehr ausgezeichneten S c hie k' sehen Mikroskops war ich nicht im Stande, die weitere Organisation dieser Thierchen zu er­forschen. Ich bin auch in Betreff dieser Thiere fern von der Absicht, als hät­ten sie an der Entstehung der Krankheit Schuld; vielmehr behaupte ich mit aller Entschiedenheit, dass sie nur das Zeichen betrachtet werden müssen , dass man es mit einer in Zersetzung begriffenen Silbstanz zu thun habe, welche ihrerseits den Lebensbedingungen dieser Thierchen den nöthigen Vorschub leistet. — Zur Vervollständieung des Krankheitsbildes überhaupt muss noch ange­führt werden, dass ich ein theilweises Zerreissen der Zellenwandungen be­reits an noch im. ersten Stadium der Krankheit befindlichen Kartoffeln beo­bachten konnte , so icie es mir denn auch einige Male glückte, solche mona­denähnliche Infusionsthierchen in noch vollkommen geschlossenen, also eben­falls dem ersten Stadium der Krankheit angehör igen Zellen zu Gesicht zu be­kommen. Ich sah einmal in einer solchen Zelle ein einziges , und ein anderes Mal in einer ebenfalls noch geschlossenen Zelle 3 derartige Thiere 2). Allein * 3 *) Ehe man daran geht, kranke Kartoffeln mikroskopisch zu untersuchen, ist es rathsam , erst durch Untersuchung des Stärkemehls in gesunden Kartoffeln sich zu überzeugen , in icelchen verschiedenen, nicht selten sehr von einander ab­weichenden Gestalten das Amylum vorkommt, damit man nicht solche Abweichun­gen von der regelmässigen und gewöhnlichen Eiform, wie sie eben auch an dem Amylum der kranken Kartoffel beobachtet werden , für etwas Krankhaftes zu hal­ten sich verleiten lässt. 3) Sulche Beobachtungen führen unwiderstehlich zur Annahme einer noch jetzt slatt- ßndenden ursprünglichen Entstehung lebender Wesen (Generatio originaria oder spontanea). Denn wie die hier wahrzunehmenden Thiere anders in die geschlosse­nen Pflanz' nzellen hätten gelangen sollen , als dadurch , dass sie darin entstan­den , ist nicht zu begreifen , da eine Einführung der Eier solcher Thiere durch die Zellenwände der ^lebenden Pflanze hindurch wenigstens meinen pflanzenphysiolo­gischen Ansichten schnurstracks widerstreitet.

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