Linzbauer, Franciscus Xav.: Codex Sanitario-Medicinalis Hungariae 3/5 (Budae, 1861)

Regimen imperatoris ac regis Apostolici Ferdinandi I. (V.)

761 Wenden wir uns jetzt ron den Erseheinungen, welche an der kranken Kartoffel von aussen zu Gesicht kommen , zu jenen, tcelche man beim Zer­schneiden derselben bemerkt. Beim Zerschneiden einer im ersten Stadium der Krankheit befindlichen Kartoffel erkennt man sogleich , dass die Ursache der an ihrer äusseren Seite sichtbaren Flecken in einer braunen Färbung des, bei gefunden Kartoffeln schwach gelblichweiss oder je nach der Sorte roth oder blau gefärbten Flei­sches beruht, welche Bräunung, abgesehen davon, dass sie sich in Betreff des Farbentones bald heller, bald dunkler zeigt, sich nicht nur bei den ver­schiedenen Kartoffeln, sondern auch bei einer und derselben Kartoffel auf sehr verschiedene Entfernungen von der Oberfläche der Kartoffel in das an­scheinend sonst gesunde Fleisch derselben hineinerstreckt. Dabei ergiebt sich, dass die Abgränzung der kranken braungefärbten Masse von der scheinbar noch gesund gebliebenen Substanz der Kartoffel nur selten vollkommen scharf ist, vielmehr geben sich allerlei leisere und schroffere Uebergänge kund, wozu noch kommt, dass man gar häufig solche braungefärbte Partieen von gesund aussehenden Kartoffelfleische rings umgeben findet, und zwar bald in der Art, dass sich solche inselartig auftretende Massen nur in der Nähe der kranken Hauptmasse vorfinden, bald so, dass sie sich ziemlich fern von derselben halten, also mehr öden weniger mitten im gesunden Fleische Vorkommen. Ich gedenke dieses von mir nicht seilen beobachteten Umstandes mit be­sonderem Nachdrucke, weil von vielen anderen Seiten her die Bemerkung ausgesprochen icorden ist, dass sich die hier zu besprechende Erkrankung nur von der Pripherie nach dem Innern herein erstrecke. Uebrigens haben diese braunen kranken Stellen im Augenblicke, wo man die Kartoffel durch­schneidet , ein offenbar trockenes Ansehen, etwa so wie man ähnliche braune Stellen an allerlei Obst, und namentlich an Aepfeln überall da findet, wo die Früchte gedrückt worden oder vielleicht auf einen harten Körper gefallen wa­ren. Man bezeichnet diesen Zustand im gewöhnlichen Leben mit den Worten ,.pelzigii oder „pollig“, und ich darf wohl voraussetzen, dass diese Erschei­nung Jedermann bekannt ist. Noch ist in Bezug auf das scheinbar gesunde Fleisch zu erwähnen, dass gar oft, wenn man eine durchschnittene, im ersten Stadium der Krankheit befindliche Kartoffel an der Luft unter mässiger Befeuchtung der Schnittfläche liegen lässt, sich auch an den gesunden Stellen mehr oder weniger verbreitete braune Flecke bilden, zum sicheren Beweise, dass auch das scheinbar gesunde Fleisch eben bloss scheinbar gesund, in der That aber gleichfalls krank ist. Denn durchschneidet man wirklich gesunde Kartoffeln , so findet eine solche Veränderung auf der Schnittfläche nicht statt. Um dieses Erperimént mit Er­folg durchzuführen, ist es jedoch nöthig, die Anwendung stählerner oder eiserner Messer zu vermeiden; es kann diess nur mit Instrumenten von Sil­ber , Gold oder Platina geschehen. Durchschneidet man eine Kartoffel während des entwickelten zweiten Stadiums der Krankheit, so bemerkt man eine ziemlich dünnflüssige schlei­mige oder eiterartige , sehr übelriechende Masse ; welche sogleich ausflicssl, und durch ihr Ausfliessen beioirkt, dass die vor dem Zerschneiden in ihrer Form noch wohl erhaltene Kartoffel an den erkrankten Stellen zusammen fällt, eben weil die Flüssigkeit, welche durch ihr Vorhandensein die Oberhaut der Kartoffel angespannt erhielt, ausgelaufen ist. Da , wo die scheinbar gesunden Partieen der Kartoffel mit dieser Flüssigkeit zusammengränzten, sieht man aber nahezu dieselben Erscheinungen sich wiederholen, welche man bei einer

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