Linzbauer, Franciscus Xav.: Codex Sanitario-Medicinalis Hungariae 3/2 (Budae, 1855)

Mantissa

821 Stelle der abgerissenen Blase. Bryce, Friese, Coxe und Fiedler brachten den zerslassenen und im Wasser, oder Speichel aufgelöselen Schorf durch einen mit der Lanzette, oder Impfnadel gemachten Stich unter das erhobene Ober­häutchen an die blosse Haut. Knaus, Valentin und Auban strichen den zer- slossenen und im Wasser oder Speichel aufgelöselen Schorf auf die mit einer Lanzette gemachten Hautritze oder Einschnitte. La Bousse, Biagini und Cor- radori aber slreuelen das aus Schorfen bereitete Pulver in die Hautritze, oder Einschnitte. Und fast alle befestigten den Lmpfsioff mit einem Heftpflaster und Verbände.. Ich bediente mich bei meinen Impfungen mit dem Schorfe erstlich des Stiches, und in der Folge auch des Hautritzes oder Einschnittes, endlich aber der Absonderung des Oberhäutchen von der Haut., Ich war bei jeder Impfart glücklich, am glücklichsten aber bei der letzten, indem bei dieser der zube­reitete Impfstoff leichter, und. gewisser, als bei jeder anderen an die blosse Haut gebracht wird. Ich bereitete aber den Impfstoff dazu , indem ich den in ein reines Stückchen Papier eingewickelten Schorf in einem Mörser zum Pul­ver zersliess, und dieses auf einer porzellanenen Tasse, oder in der flachen Aushöhlung eines länglichten Glases mit etwas frischen, oder lauen Wasser mittelst der abgerundeten Handhabe einer helfenbeinernen Lanzette so lange zusammenknetete, und rieb, bis eine weisslichte und flüssige jedoch noch kle- berichte Feuchtigkeit daraus entstand, welche die Stelle dev frischen Lymphe vertretten konnte. Wenn ich mich nun bei der Impfung der Absonderung des Oberhäutchen von der Haut bediente, so durchstach ich an der beim Impfen gewöhnlichen Stelle des Arms mit der Spitze einer Lanzette in wagrechter Hich- tung das Oberhäutchen so weit, dass sie gegen oder über eine Linie tief hin­eindrang , und erhob, und durchschnitt dieses mit der Schneide derselben auf einer Seite sodass ich es umlegen konnte; alsdann brachte ich mit der­selben Lanzette die aus dem Schorfe bereitete Feuchtigkeit an die enlblössele Haut, bedeckte dieselbe mit dem wieder zurückgelegten Oberhäutchen, legte ein Goldschlager oder Eier-Häutchen darüber, und befestigte dieses mit dem Diachylon-Pflaster, dessen Abweichung ich durch ein darauf gelegtes Lein- wand-Bäuschgen, und eine um den Arm gewundene leinwandene Fatsche hinderte. Wenn ich die Impfung durch den Hautritz oder Einschitt verrichte­te , so machte ich mit der senkrecht gerichteten Spitze der Lanzette einen sol­chen in der Länge von einigen Linien, entfernte mittelst des Daumens und Zeigefingers die Lefzen desselben von einander, brachte alsdann die aus dem Schorfe bereitete Feuchtigkeit auf die dadurch enlblössele Stelle der Haut, und befestigte sie auf die erst erwähnte Art. Und wenn ich bei der Impfung den Stich brauchte, so machte ich mit der wagrecht gehaltenen Spitze der Lan­zette einen solchen in das Oberhäutchen gegen oder über eine Linie tief hinein brachte mit derselben die aus dem Schorfe bereitete Feuchtigkeit unter das erhobene Oberhäutchen auf die enlblössele Haut und hielt sie durch die er­wähnte Befestigung an derselben. Man würde zwar diese Impfung mit einer gefurchten Lanzette, oder Nadel besser verrichten, weil durch eine solche der zubereitete Impfstoff leichter, und sicherer unter das erhobene Oberhäul- chen auf die blosse Haut gebracht werden kann; ich habe mich jedoch immer nur einer gemeinen Lanzette dazu bedient. Es macht auch die von mir ange- zeigle Impfart durch die Absonderung des Oberhäutchens von der Haut die Anschaffung solcher iheuren Werkzeuge überflüssig. Ich mochte aber was im­mer für eine Impfart anwenden, so brachte ich den Impfstoff auf jedem Arme an 2 oder 3 Stellen an die Haut, um von dem Erfolge der Impfung desto si­cherer zu sein, indem ich erfuhr, dass der Impfstoff selten an jeder Stelle wirkte.

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