Linzbauer, Franciscus Xav.: Codex Sanitario-Medicinalis Hungariae 3/2 (Budae, 1855)

Mantissa

820 weder berstet oder aufgerieben wird, in kurzer Zeit vollkommen aus; sie kann also der unter ihr durch die Zellen verwahrten, und in diesen einlrochnenden Lymphe, nicht schaden. Es erhellet dieses auch dadurch, dass schon mancher Impfarzt, die am Boden befindliche klare Lymyhe, mit guten Erfolge einimpf­te , wenn die an der Oberfläche gesammelte eiterartige Feuchtigkeit vorher ab­sichtlich oder zufällig durch unglücklich ausgefallene Impfungen entfernt wor­den war. 9 Der Schorf einer Kuhpocke aber, in welcher nach einer dazu gekom­menen gewöhnlichen Enzündung eine eiterrichte Feuchtigkeit erschienen ist, kann sehr selten zur Vaccination angewendet werden. Denn dieser ensteht ge­wöhnlich etweder ganz, oder doch grössten Theils aus der eitericliten Feuch­tigkeit und nur bisweilen aus der Lymphe der Kuhpocke: weil in den meisten Fällen von ebenderselben Ursache, welche die Entzündung erregt, z. B. von dem Kratzen des Impflings, und dem Hin- und Herschieben seines Hemd- und Kleidungs-Aermels die Zellen der Pustel zerrissen werden, und diese nur ganz bleiben, wenn die Entzündung von einer leichten Ursache, z. B. von Rei­ben des Impflings, oder vom Drucke des beginnenden Schorfes auf die benach­barte Haut entsteht, und weil daher die Kuhpocken viel öfter in ein eitern­des Geschwür übergeht, als nur an ihrer Oberfläche Eiter fasst. Es unterschei­det sich aber ein ganz , oder grösstentheils aus Eiter gebildeter Schorf von ei­nem andern durch seinen lockeren Zusammenhang, seine viel gelbere Farbe, seine mindere Durchsichtigkeit und seinen Mangel am zellichten Geicebe. Es ist indessen nicht unmöglich, dass ein aus einer schwärenden Iiuhpocke ent­standener Schorf, wenn er mehr aus speciflscher Lymphe als aus gemeinen Eiter besteht, bei einer sorgfältig gemachten Vaccination sich wirksam zei­ge : indem Jänner2) einem aus solchen Eiter, und solcher Lymphe bestehen­den Gemische die Kraft, Kuhpocken zu erregen, nicht abspricht, und Ma- sius3) mit der Feuchtigkeit einer schwärenden Kuhpocke wirklich Kuhpocken erzeugt hat. §. 10. Die Einimpfung des Kuhpocken-Schorfes geschieht, wie diejenige der flüssigen und eingetrocknelen Lymphe auf dreierlei Art: 1) durch den Stich 2) durch den Ritz, oder Einschnitt und 3) durch die Absonderung des Oberhäulchen von der Haut. Hellwag erregte mit einem auf die Haut gelegten Blasenpflästerchen eine Blase, und legte den im Wasser erweichelen Schorf auf die abgetrocknete i) Pagani (Ragguaglio della Vaccina Cap. 4. p. 43. et Cap. 6. oss. 4.) hat, wenn er keine andere als eine von eiterformiger Feuchtigkeit strotzende Kuhpocke zum Vacciniren vorräthig hatte, diese Feuchtigkeit durch einige in das Bläschen ge­machte Stiche und durch ein gelindes Drücken mit einem Leinwandfleckchen weg­geschaffet , und hernach die darunter befindliche klare Lymphe durch liefere Stiche herausgezogen, welche in den meisten Fällen die gewünschten Dienst lei­stete. Pearson (Physical and medical Journal Vol. V. Nro. 23. Januar 1801. p, 89. S, Schlesich-Südpreussisches Archiv. B. 4. II. 3. S. 37 — 41,) versichert. Es sein von 15 Personen, welche Mr. Buckland mit der Feuchtigkeit einer schon in der Mille einen braunen Schorf bildenden Kuhpocke am 12 -len Tage nach ihrer Impfung vaccinirt hatte, nur 6 Personen und diese auf eine heftige und doch gegen die Kindesblattern nicht schützende Art angesteckt worden , und doch haben ein Kind, das Mr. L _s am folgenden Tage oder um 13-ten nach der Impfung mit der Feuch­t igkeit eben dieser Kuhpocke geimpft hatte, Kuhpocken bekommen, welche echt wa­ren , und mit Glücke forgepfianzt wurden. '-) Fortgesetzte Beobachtungen über die Kuhpocken, mit einigen Anmerkungen aus dem Englischen übersetzt von G. F. Ballhorn. S. 50. ■’) Untersuchungen und Beobachtungen über die Kuhpocken Absch. 3. 19- S. 122

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