Linzbauer, Franciscus Xav.: Codex Sanitario-Medicinalis Hungariae 3/1 (Budae, 1853)

Regimen Josephi II. imperatoris et regis

157 Der Harn ist bei einem solchen Puls dinn, wässerig , wenig gefärbt und sehr oft dem gesunden gleich, viele Kranke empfinden beim harnen Schmerzen, manchesmal auch einiges Brennen. Mit eben derlei Zufällen stellen sich die tödtliche Rückfälle später bei den Kranken ein, welche sich in der besten Hofnung des Aufkommens befanden. Die Maale und Ausschläge an der Haut. Manchmal schon vor dem anfangenden Froste, am öftersten aber nach denselben, bei einigen früher, bei anderen später äusseren sich in der Folge ein abwechslender zwischen Haut und Fleisch schiessender und reissender Schmerz, rund in Gestalt einer Erbse, oder länglicht wie eine Fisole gestaltete Knotten, welche mehr oder weniger Schmerzen verursacht. Sie nehmen ihr Lager in der obern und inwendigen Gegend des einen oder des andern Schenkels, zuweilen auch in beeden den Schamtheilcn gegen über, und zwei bis drei Querfinger ab- seit und unterhalb der Schanireihen. Da kommen sie bei gleicher Menge der Kranken am öftesten vor; nicht selten aber auch unter dem Grunde der Ach­selhöhle , oder neben den Ohr lappen. Man entdekt die noch tiefliegenden und diejenigen, die noch kleine Knotten haben, vermittelst des Fühlens und Drü­cken der Finger auf diese Örter, der Kranke empfindet dabei Schmerzen, die er nicht verbergen kann. Eben der Schmerz verräth auch dergleichen Knoten in den Schamreihen , wenn der Kranke geht, hinkt er vor Schmerzen, noch ge­wisser , wenn er sich niedersetzen (hockern) will, oder endlich, wenn man ihm einen Fuss nach dem andern in die Höhe hebt. Unter den Achseln fühlt er Schmerz, wenn er die Arme weit ausspannt, oder über den Kopf aufhebt. Neben den Ohren, wenn er kauet, oder den Mund weit aufsperret. Sie wachsen bei anhaltender Mattigkeit (die Hitze mag mäs- sig oder unmässig seyn) sehr wenig, im letzten Falle schmerzen sie um so mehr. Erheben sich aber die Lebenskräfte, theilt sick die Hitze gleichmässig aus , stellt sich darauf ein er leichter ender Schweiss im ganzen Leib ein, so erlangt die kleine Geschwulst die Gröse eines Taubeneys. Bleibt vermittelst die­ses Schweisses das Fieber aus, oder last es merklich nach, so pflegt der be­schriebene schon erwachsene Knotte (voraus, wenn die vorige Hitze mässig war) sich mit gutem Erfolge zu verziehen. Stellt sich aber das Fieber mit gros­ser Hitze wieder ein, so fängt die Geschwulst an, nachdem sie etwas grösser geworden, Eyter zu fassen, und erlangt die Gestalt und Grösse eines halben Hühnereis, wird zeitig und zuletzt weich, wie es den gemeinen entzündlichen Geschwüllsten geschiet. Niemand geneset ohne derlei Knotten oder offenbaren Geschwülste (die man Pestbeulen nennt) gehabt zu haben. Und jeder Pestkranke, welcher den vierten Tag erreichet, er mag nur aufkommen oder darnach sterben, ist ge­wiss mit einer solchen Geschwullst an einem oder mehreren von besagten Örtern bezeihnet. Sehr übel ist es, wenn sie mit Verfall der Kräften und Herzängsten verschwinden, oder geschwinde auffahren und gross werden. Die Karbunkel sind eine Art Geschwüllste, welche an den Pest­kranken wahrgenommen werden. Sie haben aber keinen bestimmten Sitz, sie brechen etwas später als die Knotten, oder die Pestbeulen aus ; meistens ent­stehen sie bei den Kranken, welche mit merklicher Hitze behaftet sind. Eine kleine Härte, ein brauner F'leck, und ein oder zwei oder drei dar­auf folgende Bläslein, wie ein Hirsekorn machen den Anfang mit einem bren­nenden Schmerz. Bald darauf stellt sich eine grössere Blase, wie eine Haselnuss da> , welche in Kurzem zerspringet.

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