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J. Pagel: Zum Hundertjährigen jubiläum der Universität Berlin

4 797 Es wäre natürlich absurd und gleichzeitig für die Schwesterfakultäten mit Recht beleidigend, wollte man aus dem Dargelegten nun auch auf eine relative innere Präponderanz der Medizin schliessen. (Das äussere Prosperieren in Abrede zu stellen, sind wir die letzten.) Jedermann weiss, dass unsere medizinische Fakultät blüht und gedeiht und eine hervor­ragende Stellung an unserer Universität allmählich erobert hat. Aber die Ueberfülle der Doktorarbeiten dafür als Masstab zu verwerten, verbietet die Gerechtigkeit. Wer die Verhältnisse kennt, weiss wie und ivarum die medizinischen Dissertationen — und von diesen soll im folgenden aus­schliesslich die Rede sein — zustande kommen. Der „Doktor” >coít ist beim Publikum der Arzt. Er bedarf und bedurfte namentlich in früheren Zeiten unbedingt des Titels, auch der äusserlichen Repräsen­tation halber. Anders verhält es sich mit den übrigen Fakultäten. Hier soll die Dissertation oft die Vorstufe zur Habilitation oder sonstigen gelehrten Laufbahn darstellen. In Anbetracht dieser Situation haben die Vertreter der Fakultät von jeher gerade beim medizinischen Rigorosum (a nullo rigore) eine gewisse Milde walten lassen und sich des mittel­alterlichen Spruches erinnert: Sumimus pecuniam et mittimus asinum in patriam. Frerichs soll einmal bei solcher Gelegenheit den originellen Ausspruch getan haben: „Es muss auch dumme Doktors geben.” (Relata refero.) (Der selige Liebreich äusserte sich zu mir selbst gelegentlich, es sei ein Kunststück, im medizinischen Doktor zu fallen. Allerdings haben dieses Kunststück einige meiner speziellen Bekannten doch fertig ge­bracht.) Aus gleichen Gründen wurde denn auch die Doktordissertation als eine recht schnell zu erledigende Formsache betrachtet. Irgend ein „interessanter” klinischer Fall, ein casus rarus, eine ungewöhnliche Beobachtung verbrämt mit allgemeinen Betrachtungen, die meist aus den üblichén Kompendien entnommen waren — und die Dissertation war gemacht, oft in kürzester Frist. Selbst grosse Männer, die später auf einem ganz anderen Spezialgebiet europäische Berühmtheiten ge­worden sind, haben es mit dieser Angelegenheit nicht ernst genommen und aus der Beschreibung des ersten besten Falles (lange Zeit war hier während der Martinschen Aera die geburtshilfliche Klinik eine im dop­pelten Sinne fruchtbare und auch für diesen Zweck recht reichhaltige Lieferungsstätte, wo nicht bloss Kinder, sondern auch Doktorschriften geboren wurden) eine Dissertation von zwei Bogen Durchschnittskaliber fabriziert. Wo originelle Gedanken hervortreten, darf man wohl annehmen, dass sie meist dem Hirn des Lehrers entsprungen sind, der die Anregung zur Arbeit gegeben hatte. Und was soll und kann auch ein junger Mann von durchschnittlich 22—25 Jahren Neues zu bieten haben, selbst wenn er; wie neuerdings, durch das Fegefeuer des Medizinalpraktikanten-Jahres

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