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Wilhelm Waldeyer: Zur Geschichte des anatomischen Unterrichts in Berlin

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vorgerückt ist. Da ist denn doch eine tiefergehende Untersuchung am Platze und sicherlich berechtigt.

Es würde aber wenig Wert haben und bei dem gewaltigen zu überspannenden Gebiete nur zu sehr an der Oberfläche bleiben müssen, wollte ich Ihnen hier die Entwicklung der Friderica-Gnilelma in ihrem ganzen Umfange, auf allen ihren Gebieten, in der knappen Redestunde, die mir zur Verfügung steht, darlegen; das wäre auch eine Aufgabe, die weitaus meine Kräfte überstiege. Aber eine schöne, grosse Aufgabe für den ihr Gewachsenen! Nur zwei Lustra noch trennen uns von der Säkularfeier unserer Alma mater; die Zeit verfliegt rasch -— scheint es doch viel rascher jetzt, wo uns der elektrische Strom die Wege führt, als früher — und die Arbeit würde wahrlich eine gewaltige sein. Kein schöneres Geschenk könnte aber der Universität zu ihrem hundertsten Geburtstage werden, kein würdigeres Erinnerungszeichen an ihren edlen Königlichen Stifter, als das Werk ihrer pragmatischen Geschichte, und eine leise Mahnung möchte ich heute anklingen lassen, nicht mehr lange mit dem Beginne dieser Arbeit zögern zu wollen!

Mag es mir vergönnt sein, heute ein kleines Scherflein dazu einzusteuern, indem ich Ihnen vorführe, was die Berliner Universität zur Förderung und Entwicklung derjenigen Wissenschaft beigetragen hat, in deren Dienst mit meinem Kollegen Oskar Hertwig ich an unserer Hochschule gestellt bin, der Anatomie! Freilich darf ich mich hierbei nicht auf die Universität beschränken, sondern muss noch ein Jahrhundert hinter der Gründung zurückgehen, denn schon um den Anfang des achtzehnten Jahrhunderts beginnt in Berlin sich ein anatomischer Unterricht und eine Anatomenschule zu entwickeln, die unsere volle Beachtung verdient und mit reicher Förderung in den Ausbau insbesondere der beschreibenden menschlichen Anatomie eingegriffen hat. Man kann in einer Darstellung, welche den Entwicklungsgang einer Disciplin zu berücksichtigen hat,