Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)
Drittes Kapitel. Formen des Kindbettfiebers §. 31-80 - I. Normale Formen
43 vielfach in einander über und verschmelzen, oder lösen eine die andere im Verlaufe ab. Von den dadurch entstehenden Zwi- echenformen werden die hauptsächlichsten bei der specielleu Betrachtung ihre Berücksichtigung finden. I. Normale Formen. I. Kindbettfieber mit v orherr sehendem Leiden des Per i t otiäum. Peritonitis puerperalis. §. 32. Diese Form des Kindbettfiebers ist hei Weitem die häufigste, sie bildet die Grundform fast aller Epideinieen des vorigen Jahrhunderts. Sie scheint im Ganzen damals einfacher in ihrem Verlaufe gewesen zu sein und namentlich weniger mit Entzündungen anderer Gebilde des Sexualapparates combinirt — ein Umstand, der wohl nicht allein auf Rechnung der mangelhafteren Untersuchung zu bringen ist — während sie jetzt selten ohne die eine oder die andere, selbst mehre der gedachten Combinationen auftritt. Ein fernerer Unterschied zwischen ihrem früheren und gegenwärtigen Verhalten ist der, dass sie jetzt seltener die alleinige herrschende Form einer ganzen Epidemie ausmacht, sondern mehr im Anfänge derselben erscheint und so lange der sthenischcKrankhcitscharacter dauert, und später gewöhnlich anderen Formen Platz macht. Individuelle Verhältnisse haben auf ihr Vorkommen keinen grossen Einfluss; er beschränkt sich darauf, dass das Pcritonäum um so leichter der Sitz der Krankheit wird, je grösser die Ausdehnung und Spannung desselben, z. B. durch Zwillinge u. s. w. in der Schwangerschaft war. §. 33. Die Peritonitis puerperalis characterisirt sich im Allgemeinen durch folgende Symptome. Sie beginnt am 2. bis 4. Tage nach der Entbindung, bisweilen früher, selten später mit einem Fieber, welches in der Regel durch einen Frostanfall cingeleitct wird. Hierzu gesellen sich alsbald Schmerzen, die in der Gegend des Uterus, oder der Ovarien, seltener in einer anderen Bauchgegend ihren Sitz haben und sich von da aus theils nach dem After und den Lenden zu, thcils nach den Schenkeln abwärts erstrecken. Nur ausnahmsweise gehen die