Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)

Siebentes Kapitel. Geschichte des Kindbettfiebers. §. 94-224

272 wenn nicht , so folgte schnell der Tod; ein erquickender Schlaf stellte sich ein, das Brechen hörte auf, die Spannung und Auftreibung des Leibes nahmen ah, unter häufigen reichlichen gelben oder braunen, später wässerigen Stühlen, die oft Tage lang, selbst unwillkühriich anhielten, stets aber wohlthätig waren. Heftige, stechende Schmerzen zwischen den Schul­tern, die bisweilen kurz nach der Anwendung des Eises ent­standen, waren von keiner Bedeutung. Das Eis wurde in ei­nigen Fällen allein, in der Regel aber nach vorausgegange­nen Blutentziehungen angewandt. Michaelis 1. c. §. 204. In derselben Zeit herrschte auch das Kindbett­fieber in London. Ferguson sah es im Spitale vom November 1834 bis zumFebrnar 1835, ferner vom April bis zum Juni dessel­ben Jahres und v om October bis zum Juni 1836. Von 70 Erkrankten starben in dieser Zeit 23. Die Krankheit hatte bei allen ei­nen mehr oder minder asthenischen Character. Der Puls war in der Regel klein und schwach, machte 110 bis 140 Schlä­ge. Die Schmerzen im Leibe waren meist dumpf und auf die Uteringegend beschränkt , bisweilen heftig und intermitti- rend, die Auftreibung bald bedeutend, bald fehlend. Versto­pfung fand selten Statt, gewöhnlich entstand frühzeitig, spon­tan oder nach Abführmitteln, eine profuse, wässerige Diar­rhoe, bisweilen mit Tenesmus verbunden. Die Lochien flös­sen in der Regel fort, waren oft reichlich und sehr übelrie­chend , die Milchsccretion meist unverändert. Die Zunge wur­de bald trocken, braun und rissig, Erbrechen stellte sich ge­wöhnlich erst gegen das Ende der Krankheit ein, schleimig, gallig, bisweilen kaffeesatzartig; in anderen Fällen war oft nur ein anhaltendes, schmerzhaftes Würgen vorhanden. Die Haut war brennend heiss, oder mit klebrigen, übelriechenden Schweissen bedeckt, bei einigen nahm sie eine intensiv icteri— sehe Färbung an. Die Kranken fühlten sich sehr matt und hinfällig, waren schläfrig, oder schliefen gar nicht, das Ge­sicht hatte oft einen verwirrten Ausdruck, wie beim Typhus, viele delirirten, andere klagten über ein Gefühl von Erstar­rung im ganzen Körper, nicht selten trat unvermuthet ein schnei­

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