Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)
Siebentes Kapitel. Geschichte des Kindbettfiebers. §. 94-224
Zahl der Genesenden stieg“. Dennoch starben von 213 Entbundenen 41. Lippich, observata de metritide septica in puerperas gras- sante. Vindobonae 1823. §. 170. Im Anfangs des Jahres 1823 herrschte in London im Queen Charlotte’s-Lying·-in-Hospital ein sehr bösartiges Kindbettfieber , das eine Schliessung der Anstalt für eine Zeitlang nothwendig machte, jedoch nach der Wiedereröffnung aufs Neue ausbrach. Die Krankheit endete oft in 24 Stunden tödtlich. Sie characterisirte sich durch einen merkwürdig schnellen, weichen und schwachen Puls, grossen Schmerz, Auftreibung und verbreitete Empfindlichkeit des Unterleibes; klebrige, übelriechende Schwcissc über die ganze Haut; gänzliche Gleichgültigkeit gegen das Kind, gegen die Krankheit selbst und jeden anderen Gegenstand; feuchte, schlaffe, schmutzige und schleimige Zunge; Diarrhoe. Dabei Avar die Milchsecrction ungestört, der Wochenfluss abundant und bisweilen übelriechend. Bei der Section fänden sich häufig seröse, sero-albuminöse oder fast jauchige Ergiessungen in der Höhle des Peritonäums, bisweilen auch in den Höhlen der Pleura und des Pericardiums, die Gewebe waren meist erweicht und leicht zerreisslicli, der Uterus selbst zeigte, ausser einer stärkeren oder geringeren Erweichung, keine weitere Veränderung, eben so die übrigen Organe des Unterleibes und das Herz. Tcrpenthinöl innerlich und in Klystieren leistete nichts, auch starke Gaben von Calomel mit Opium zeigten sich erfolglos, mehr nützte die Verbindung beider Behandlungsarten. Sehr wirksam bewies sich aber der Campher zu 8 bis 16 Gran pro dosi mit 10 bis 20 Gran Calomel und 1 bis 3 Gran Opium, alle 3 bis 6 Stunden wiederholt; daneben täglich ein- bis zweimal eine Dosis von 4 bis 6 Drachmen Terpenthinöl mit Ricinusöl und einem aromatischen Wasser innerlich und dieselbe Mischung in doppelter und dreifacher Menge in Klystieren, so wie Terpenthinölbähungen auf den Leib. Bei frühzeitiger Anwendung dieses Verfahrens wurde die Mehrzahl der Erkrankten gerettet. Copland, Behandlung des Kindbettfichers. In: Ferguson 1. c. S. 241. '