Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)

Siebentes Kapitel. Geschichte des Kindbettfiebers. §. 94-224

177 heit zu heben, führten nur raschen Verfall der Kräfte herbei und beschleunigten das tödtlichc Ende» Bisweilen erschien auf den Bauchdecken ein ausgebreitetes Erysipelas, nach Minde­rung der Symptome, als glückliche Metastase; auf seinen plötz­lichen Rücktritt aber folgte ein jäher Tod* Aus mehr als 30 Beobachtungen thcilt Ozanam nur einen Fall als Beispiel mit. Er betrifft eine Bäucrinn von 25 Jahren, die während der Schwangerschaft .einige- epileptische Anfälle gehabt .hatte und ohne Schwierigkeit durch die Wendung-entbunden war. Am 1. Tage befand sie sich durchaus wohl, am 2. klagte sie nach einer unruhigen Nacht über Schmerzen im Hypogastrium, die Zunge war weisslich belegt und trocken, die Lochien ver­mindert, der Leib verstopft, die Brüste voll Milch. Man Hess ihr zur Ader, gab Tartarus emeticus als Waschung und ein erweichendes Klystier. Abends hatte sie einen leichten Frost- anläll, dem partielle Schweisse folgten. Die Nacht verbrachte sie sehr unruhig, die Schmerzen in der Uteringegend nahmen zu, die Lochien flössen sparsam, braun und stinkend. Um Mit- tag trat ein neuer Fieberanfall ein, darauf Ucbelkeiten, galli·* ges Erbrechen, Steigerung der Schmerzen, heftiges Kopfweh, weisse, trockene Zunge, lebhafter Durst, trockene Haut, schnel­ler, nicht harter Puls, beengte Respiration. Die Nacht ver­strich abermals sehr unruhig und unter Klagen. Der Puls kleiit und zusammengezogen, die Haut trocken, die Zunge gelb­braun, pergamentartig, das Gesicht gelblich, erdfahl, häufiges Erbrechen, die Brüste welk und leer, der Leib ausserordent­lich schmerzhaft, den Druck der Decken nicht ertragend, die Lochien ganz unterdrückt, wässeriger, brauner, stinkender Durchfall. Am Nachmittage ein neuer Anfall von Frost. In der Nacht verschlimmerten sich alle Symptome, cs traten An­fälle von Singultus hinzu, das Athmen wurde beengter, die Kräfte sanken mehr und mehr. Um 7 Uhr Morgens stellte sich wieder ein Frostanfall ein, heftiger, als die früheren. Mittags hörten plötzlich die Schmerzen auf, die Diarrhoe wur­de colh’quativ, die Ausleerungen erfolgten unwillkürlich, das Gesicht nahm einen hippocratischen Ausdruck an, die Haut bedeckte sich mit kalten, klebrigen Schwcissen und Abends 6 Uhr endete der Tod die Scene. Aderlässe, Abführungen, Bäder, Litimann, Kindbettfieber. 12 í

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