Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)
Erstes Kapitel: Nosologie des Kindbettfiebers §. 1-10
5 blinden. Die Blutkörperchen erscheinen unter dem Mikroskope oft granulirt und gezackt, andere aufgcquolleu und sphärisch, je nach der grösseren oder geringeren Concentration des Plasma, sie zerfallen oft früher als im gesunden Blute. Die genannten Zustände des Blutes, welche freilich nicht immer rein hervortreten, sondern durch mannigfaltige Ueber- gangs- und Zwischenformen mit einander verbunden sind, stehen in einem bestimmten Verhältnisse zu dem Character des Fiebers. Mit Unrecht hat man die Hypcrinosis als der Entzündung eigentümlich betrachtet; sic findet sich in allen fieberhaften Krankheiten, so lange der Tonus des Nervensystemes ungeschwächt ist und das Fieber unter der sthenischen Form erscheint, so nicht selten im Anfänge bei Typhus, Masern, Scharlach u. s. w., und sie verschwindet, wenn die Entzündung ihren acuten Character verliert und fieberlos wird. Auch beim Rheumatismus acutus fanden Andral und Gavaret das Fibrin des Blutes beständig vermehrt, so oft wegen der heftigen Schmerzen und während der Dauer des Fiebers zur Ader gelassen wurde, nach der Abnahme des Fiebers aber und der Schmerzen nicht selten sogar vermindert und wieder zunehmend mit dem Eintritt der Exacerbation. Eben so ist für die Lungentuberculosis als solche die Hyperinosis des Blutes nicht cha- racteristisch, sie ist vielmehr im stadium cruditatis nur undeutlich ausgesprochen und tritt erst im Stadium der Erweichung zugleich mit den Fiebererscheinungen stärker hervor. Die Ily- pinosis dagegen wird in allen Krankheiten beobachtet, wo in Folge der verminderten Energie des Nervensystem es das Fieber einen astheniseben Character hat, so gewöhnlich im Verlaufe von Typhus, Pocken, Masern, Scharlach u. s. w. Die unter dem Namen Spanämie begriffenen, aber, w ie gesagt, nicht immer gleichen Zustände kommen in verschiedenen Modifikationen theils in manchen chronischen Leiden vor, so in der Chlorosis, beim Scorbut, theils am Ende fieberhafter Krankheiten, z. B. des Typhus, der Pest, um so ausgesprochener, je mehr der Tonus des Nervensytemes gesunken ist und das Fieber den Character des Torpor an sich trägt. Ucber die Verhältnisse, unter denen hier in dem einen Falle diese, in dem anderen jene Modification der Spanämie entsteht, lässt sich,